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Draußen vor der Tür

Originaltitel
Ein Mann kommt nach Deutschland
Gattung/Textsorte
Erscheinungsjahr
1947
Uraufführung
1947
Originalsprache
Deutsch
Literarische Epoche oder Strömung

Über das Werk

Das Werk »Draußen vor der Tür« trägt den Untertitel »Ein Stück, das kein Theater spielen und kein Publikum sehen will«. Grund dafür mag sein, dass der Autor Wolfgang Borchert versuchte, das Bild eines zerrütteten Deutschlands einzufangen. Dieser Untertitel bewahrheitete sich allerdings nicht. Das Drama wurde in dem Zeitraum nach seiner Uraufführung am 21.11.1947 bis 1949 ganze 36 Mal inszeniert und bildet damit eine Ausnahme gegenüber anderen Dramen dieser Zeit.

Der Protagonist Beckmann kehrt nach mehreren Jahren an der Front in seine Heimatstadt Hamburg zurück, doch stellt fest, dass dort kein Platz mehr für ihn ist und er nicht in einer Gesellschaft leben kann, die sich weigert, sich mit der Schuld auseinanderzusetzen. Neben für Hamburg charakteristische Orte wie der Hafen, die Elbe oder der Stadtteil Blankenese sind auch die Wohnungen der verschiedenen Charaktere Schauplätze der Handlung. Den größten Anteil nimmt jedoch die Straße als Handlungsort ein, zu der Beckmann zwangsläufig immer wieder zurückkehrt.

Beckmann steht dabei symbolisch für eine Generation von Kriegsheimkehrern, die nach ihrer Rückkehr erfahren müssen, dass ihre Heimat nicht mehr dieselbe ist und Krieg und Faschismus ihnen jegliche Perspektive für die Zukunft geraubt haben.

Borchert gehörte selbst dieser Generation an. Er schrieb das Werk binnen einer Woche im Spätherbst 1946. Wie seine Hauptfigur Beckmann war er zu diesem Zeitpunkt 25 Jahre alt. Den Erfolg des Dramas, dem eine Ausstrahlung als Hörspielfassung vorausging, erlebte er nur kurzweilig. Er starb einen Tag vor der Uraufführung an den Folgen seiner Erkrankungen.

Das Werk lebt von Borcherts einzigartigem Schreibstil, in dem er eine Bandbreite von nüchterner Einfachheit bis bildhafter Sprachgewalt entfesselt. Borchert beschrieb sich selbst als Anhänger des Expressionismus. In »Draußen vor der Tür« sind Wiederholungen ein vorherrschendes Stilmittel, das mitunter ermöglicht, die Bedeutung mancher Aussagen sarkastisch umzukehren und ihnen somit eine unverwechselbare Färbung zu geben. 

Die Frage ist ebenfalls bedeutsam für das Werk. Borchert selbst ist auf der Suche nach einer Sprache, welche die Wahrheit ohne den Gebrauch faschistisch belasteter Ausdrucksweise einfängt. Beckmann hingegen stellt die Frage nach der Schuld. Am Ende bleibt diese unbeantwortet.

Bei dem Drama handelt es sich darum um ein Stationenstück. Eine Entwicklung der Figuren beziehungsweise eine Bearbeitung des Konflikts bleibt aus. Vielmehr wird Beckmann immer wieder in diesem bestätigt.

Obwohl der Zweite Weltkrieg bereits Jahrzehnte zurückliegt, hat das Drama nicht an Aktualität verloren. Globales Kriegsgeschehen rückt es immer wieder in den Fokus. Weiterhin sprechen die Fragen nach Moral, Verantwortung und Schuld besonders junge Menschen an. Ähnlich wie Beckmann suchen diese ihren Platz im Leben und in der Gesellschaft. Inzwischen wurde das Werk in 40 Sprachen übersetzt und feierte weltweit Erfolge.

Veröffentlicht am 12. Mai 2015. Zuletzt aktualisiert am 28. September 2023.

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