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Mutter Courage und ihre Kinder

Gattung/Textsorte
Erscheinungsjahr
1941
Originalsprache
Deutsch
Literarische Epoche oder Strömung

Über das Werk

Bertolt Brechts »Mutter Courage und ihre Kinder« ist eines der bekanntesten Theaterstücke des Autors. Geschrieben zwischen 1938 und 1939 im schwedischen Exil, kam das Stück erstmals 1941 in Zürich zur Aufführung. Brecht siedelte im gleichen Jahr in die Vereinigten Staaten über. Im Gegensatz zur Hauptfigur des Stückes, Anna Fierling, genannt Courage, zog Brecht dem Krieg nicht hinterher, er suchte ihm zu entkommen. Auffällig ist, dass mit der Ankunft in den USA die Produktivität Brechts abnimmt oder wenigstens pausiert. Damit ist »Mutter Courage und ihre Kinder« auch ein Stück, das als Höhepunkt exilantischer Schaffenskraft bezeichnet werden könnte.

Tatsächlich ist »Mutter Courage und ihre Kinder« ein so unterhaltsames, wie intellektuell ansprechendes Theaterstück. Bruchlos fügt es sich allerdings nicht in die harte Theorie Epischen Theaters ein, schließlich reduziert sich der sogenannte Verfremdungs-Effekt Brechts hier auf ein Minimum. »Mutter Courage und ihre Kinder« erscheint fast als ein modernes Theaterstück, das den Weg zurück zum Publikum und dessen Kulturkonsumgewohnheiten gefunden hat. »Mutter Courage und ihre Kinder«  ließe sich jedoch auch ein vom Ballast der Theorie befreites Stück epischen Theaters nennen. Vergleicht man es etwa mit anderen Stücken Brechts, wie etwa dem Lehrstück »Die Maßnahme«, der Oper »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« oder der Revue »Die Dreigroschenoper«, so fällt ein eindeutiger Zug ins Epische auf. Von der Textgrundlage ausgehend, wird die vierte Wand nur sehr selten durchbrochen. Das gezeigte Geschehen ist  jedoch in solchem Maße spannend, dass das eigentliche Ziel des Stückes – oder wenigstens jenes, das sein Autor Brecht formulierte (Brecht 1949: 93) – in erheblichem Maße von den jeweils auf der Bühne stehenden Schauspieler*innen abhängt; die Textgrundlage selbst weicht signifikant von einer eindeutigen Position der Aussage, wie Brecht selbst sie unterstellen möchte (vgl. ebd.), ab.

Von diesem Befund ausgehend, versteht sich, warum Brecht bei seiner Arbeit am Berliner Ensemble auf das »Couragemodell« von 1949 zurückgriff. Das »Couragemodell« knüpft an eine als vorbildlich angesehene Inszenierung des Stücks an. Es sollte die verpflichtende Vorlage auch für spätere Inszenierungen werden. Eine Inszenierung in Dortmund, die sich nicht an die Vorlage halten will, lässt Brecht – der selbst oft Opfer von Aufführungsverboten war – gerichtlich verbieten. Dem Erfolg von »Mutter Courage und ihre Kinder« hat dies freilich nicht geschadet.

Auch wenn »Mutter Courage und ihre Kinder« nicht dem ästhetisch-ideologischen Konzept des »sozialistischen Realismus« entsprach, wurde das Stück in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der späteren Deutschen Demokratischen Republik (DDR) gut aufgenommen. Gleichzeitig formulierte der Kritiker Fritz Erpenbeck eine Polemik, die sich gegen das Epische Theater Brechts richtete, dabei gleichzeitig »Mutter Courage und ihre Kinder« aber lobte. Auch im Westen kam das Stück gut an. 1954 wird »Mutter Courage und ihre Kinder« in Paris, zwei Jahre später in London uraufgeführt. Auch heute noch erfreut sich das Stück großer Beliebtheit. 

Veröffentlicht am 2. Mai 2012. Zuletzt aktualisiert am 20. November 2023.

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