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Die Verwandlung

Autor
Gattung/Textsorte
Erscheinungsjahr
1915
Originalsprache
Deutsch
Literarische Epoche oder Strömung

Über das Werk

»Die Verwandlung« ist einer der wenigen Texte, die Franz Kafka zu Lebzeiten publizierte und die sich durch ihre Publikation eines gewissen Echos erfreuen konnten. Wie bei allen Texten Kafkas fiel dieses Echo allerdings sehr gemischt aus. So schrieb ein Leser einen mittlerweile legendären Brief an den Autor, in dem es hieß: »Sehr geehrter Herr, Sie haben mich unglücklich gemacht.« Wobei der Grund für dieses Unglück eben »Die Verwandlung« war. (Stach 2013, S. 251).

»Die Verwandlung« entstand zwischen Ende November und Mitte Dezember 1912. Dieser sehr kurzen Entstehungszeit steht ein relativ langer Zeitraum gegenüber, der verstreichen musste, bis »Die Verwandlung« schließlich erscheinen konnte. Zunächst hatte Kafka geplant, das Werk zusammen mit dem 1. Kapitel seines Romans «Amerika» und seiner Erzählung «Das Urteil» zu veröffentlichen. Kafkas Verleger Kurt Wolff stand diesem Plan zwar nicht ablehnend gegenüber, zu einer Realisierung des Projektes kam es letzten Endes allerdings nicht (Poppe 2010, S. 164 f.).

Ein Grund für das Scheitern könnte auch darin gelegen haben, dass Kafka von «Die Verwandlung» zunehmend enttäuscht war, wie sich seinem Tagebuch entnehmen lässt (ebd.). Deswegen brauchte Kafka auch bis Anfang 1914, bevor er überhaupt ein Manuskript herausgearbeitet hatte, das er an Verleger schicken konnte. Im Oktober 1915 publizierte der expressionistische Dichter René Schickele «Die Verwandlung» in seiner Zeitschrift «Die weißen Blätter». Ungefähr zur gleichen Zeit entschied sich auch Kafkas Verleger Wolff dazu, «Die Verwandlung» zu publizieren (ebd.).

Trotz dieser doppelten Publikation war dem Werk zunächst kein sehr großer Erfolg beschieden. Aber es irritierte schon damals, wie der oben zitierte Brief belegt. In der Tat ist »Die Verwandlung« gleichzeitig einer der wirkmächtigsten und am einfachsten zu lesenden Texte des Prager Autors. Die Geschichte des Handlungsreisenden Gregor Samsa, der sich eines Morgens »zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt« (115) wiederfindet, ist ein echter Klassiker und wohl eine der bekanntesten Erzählungen der Welt. Nach dem Aufwachen spult sich das Schicksal Gregors mit einer beklemmenden Zwangsläufigkeit ab. So werden in «Die Verwandlung» sowohl philosophische als auch sozialkritische Themen behandelt. Die Hauptfigur Gregor ist mittlerweile Kult. Freilich entwickelte sich »Die Verwandlung« – wie das gesamte Werk Kafkas – erst nach dem Tod des Autors 1924 zu einer solchen Erfolgsgeschichte. Zu Lebzeiten blieb dem jüdischen Autor der große Erfolg verwehrt.

»Die Verwandlung« ist eine relativ kurze Erzählung, die sich leicht in einem Durchgang lesen lässt. Dank ihrer einfachen Sprache scheint sie sich Leser:innen ohne Probleme zu öffnen, allerdings ist ihr Inhalt so vieldeutig und ungewohnt, dass sie eine unüberschaubare Vielfalt an Deutungen zulässt. Einige davon werden im Abschnitt Interpretationsansätze vorgestellt.

Auch fällt eine Zuordnung zu einer bestimmten Stilrichtung oder Epoche eher schwer. Allerdings lässt sich eine gewisse Nähe der Texte Kafkas zum Expressionismus konstatieren. Insbesondere gilt das für »Die Verwandlung«.

Ebenfalls ambivalent ist, ob der Inhalt der Erzählung hauptsächlich komisch oder tragisch aufzufassen sei. Genau diese Vieldeutigkeit, ihre Ambivalenz, erklärt jedoch die große Wirkung, die diese kurze Erzählung haben konnte und immer noch hat. Die Geschichte von Gregor Samsa ist ohne Frage einer der wichtigsten Texte der internationalen Literaturgeschichte.

Veröffentlicht am 2. Januar 2012. Zuletzt aktualisiert am 13. Januar 2023.

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