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Schachnovelle

Autor
Gattung/Textsorte
Erscheinungsjahr
1942
Originalsprache
Deutsch
Literarische Epoche oder Strömung

Über das Werk

Bei der »Schachnovelle« handelt es sich um Stefan Zweigs erfolgreichstes und letztes Werk vor seinem Freitod 1942. Mit über 2,4 Millionen verkauften Exemplaren gehört es bis heute zu den Meisterwerken der klassischen Literatur und wird in der Schule häufig als Pflichtlektüre eingesetzt. Die Verfilmung folgte 1960 unter dem Regisseur Gerd Oswald. 2021 übernahm Philipp Stölzl die Regie für eine Neuverfilmung, die von der Kritik allseits gelobt wurde.

Im Zentrum der Novelle stehen die Passagiere eines Dampfers von New York nach Buenos Aires, ihre Schicksale sowie ihre gesellschaftliche Zugehörigkeit. Das Schachspiel verbindet die zentralen Figuren. Mirko Czentovic tritt als amtierender Schachweltmeister auf, der Ölmillionär McConnor sieht in dem Spiel einen angenehmen Zeitvertreib und für den österreichischen Exilant und früheren Anwalt Dr. B. stellt Schach den Auslöser einer dissoziativen Identitätsstörung als Folge eines Traumas dar. Innerhalb der Novelle wird die Vergangenheit Czentovics, insbesondere sein Aufstieg zum Schachweltmeister, und die Vergangenheit von Dr. B., mit dem Fokus auf dessen Gefangenschaft durch die Gestapo, thematisiert. 

Bereits aus dem Titel des Werkes lässt sich schließen, dass es sich um die Textart der Novelle handelt. Sie ist mit dem Roman verwandt, zeichnet sich jedoch durch einen geringeren Umfang und den Fokus auf lediglich ein Ereignis aus. Der strenge Aufbau der Novelle ähnelt dem eines Dramas. Die Gliederung erfolgt nicht in Kapiteln, die Kernhandlung ist jedoch häufig in eine Rahmenhandlung eingeflochten. Die Rahmenhandlung dieses Werkes spielt sich an Bord des Passagierdampfers ab. Beleuchtet werden nur wenige Tage der Überfahrt. Die Novelle schließt vor der Ankunft, was stellvertretend für das offene Ende der Erzählung steht.

Innerhalb des Werkes lassen sich einige Parallelen zu Zweigs eigenem Leben im Exil und seinem Leiden durch die Vorherrschaft des Nazi-Regimes finden. Die Novelle erhält so einen wichtigen historischen Stellenwert, da sie die im Nationalsozialismus verwendete Foltermethode der Isolationshaft aufgreift. Mit einer psychologischen Tiefgründigkeit werden die Folgen dieser Haftform und das Leid von Minderheiten und Andersdenkenden zu Zeiten der Nazi-Herrschaft dargestellt. 

Das Schachspiel nimmt in Zweigs Erzählung eine weitaus größere Bedeutung als die eines Spiels ein. Es rettet den Protagonisten vor dem geistigen Verfall und bietet ihm einen Ausweg aus seinen seelischen Qualen. Gleichzeitig führt ihn das exzessive Schachspiel wiederholt in einen Zustand des Wahnsinns. Auf diese Weise behandelt Zweig in seinem Werk sowohl die Abgründe der deutschen und österreichischen Geschichte, als auch die Abgründe der menschlichen Psyche.

Veröffentlicht am 20. November 2011. Zuletzt aktualisiert am 5. September 2023.

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