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Leben des Galilei

Gattung/Textsorte
Erscheinungsjahr
1943
Uraufführung
1943
Originalsprache
Deutsch
Literarische Epoche oder Strömung

Über das Werk

Das Schauspiel »Leben des Galilei« von Bertolt Brecht (1898–1956) wurde in seiner ursprünglichen Fassung im Jahr 1943 in Zürich uraufgeführt und lässt sich zeitlich und thematisch der Exilliteratur zuordnen. Das Stück hat einen realgeschichtlichen Hintergrund, das heißt, es beruht auf wahren Begebenheiten und erzählt die Geschichte von Galileo Galilei, der im 17. Jahrhundert lebte und forschte.

Durch seine Entdeckungen und Erkenntnisse über das Sonnensystem gerät Galilei zunehmend in Konflikt mit der herrschenden Obrigkeit und der katholischen Kirche. Nach Meinung der Geistlichen verstößt Galilei gegen die heiligen Grundsätze, da er behauptet, die Erde sei nicht das Zentrum des Kosmos und würde sich neben vielen anderen Planeten und Sternen um die Sonne drehen. Dies entspräche nicht dem bis dahin gültigen ptolemäischen Weltbild, welches die Erde zum Zentrum des Himmels macht. Aus diesem Grund droht die Inquisition ihm mit der Folter, was zur Folge hat, dass Galilei seinen geäußerten Ideen öffentlich abschwören muss, um seinem Tod zu entgehen.

Die Handlung des Dramas gliedert sich in 15 Szenen beziehungsweise Bilder, die verschiedene Lebensstationen des Forschers markieren. Die erzählte Zeit ist mit 28 Jahren relativ lang und erstreckt sich von 1609 bis 1642. Auch die Handlungsorte wechseln sich stark ab; so spielt das Stück in verschiedenen kleinen und großen italienischen Städten, unter anderem in Padua, Venedig, Florenz und Rom.

In seinem Aufbau entspricht das Stück dem sogenannten epischen Theater, ein »von Brecht geprägter Begriff für eine vor allem von ihm seit Mitte der 1920er Jahre entwickelte [...] und theoretisch [...] fundierte Form des modernen Dramas.« (Gfrereis 41) Neben »Leben des Galilei« zählen auch »Mutter Courage und ihre Kinder« (1941) und »Der gute Mensch von Sezuan« (1943) zu den epischen Dramen Brechts.

Es existieren heute drei verschiedene Fassungen des Stücks »Leben des Galilei«, die über einen Zeitraum von fast 20 Jahren entstanden sind. (Hahnengreß 77 ff.) Der Abschluss der ersten Niederschrift, die aufgrund Brechts Exilaufenthaltes in Dänemark als dänische Fassung bekannt geworden ist, erfolgte bereits im November 1938. In den USA entstand dann »unter dem Eindruck der Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki« die sogenannte englische oder amerikanische Fassung, die im Jahr 1945 fertiggestellt wurde. (Meid 596). Die dritte und letzte Fassung, an der sich die heutigen Werkausgaben orientieren, wird Berliner Fassung genannt und ging im Jahr 1955 erstmals in Druck. Sie »kann somit als Resultat der frühen Aufführungsgeschichte verstanden werden« (Hahnengreß 77).

An diese beachtliche Entstehungsgeschichte des Werks schließt sich eine nicht weniger bedeutsame Rezeptionsgeschichte an. Sowohl die Entstehung der unterschiedlichen Druck- und Bühnenfassungen als auch die Rezeption des Werks ist im Kontext der jeweiligen historischen Begebenheiten zu sehen. Die Frage nach der gesellschaftlichen Verantwortung des Wissenschaftlers wurde in der Folgezeit unter anderem von Friedrich Dürrenmatt in seinem Stück »Die Physiker« wieder aufgegriffen (Meid 597). Bis heute bleibt Brechts Drama »Leben des Galilei« eines der meistgelesenen und rezipierten Werke der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts und wird sehr häufig als Lektüre im Deutschunterricht eingesetzt.

 

Veröffentlicht am 6. März 2012. Zuletzt aktualisiert am 3. November 2023.

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