Der 1929 erschienene Roman »Berlin Alexanderplatz« ist das bedeutendste Werk des deutschen Schriftstellers Alfred Döblin. Zugleich ist er einer der wichtigsten Romane der literarischen Moderne, dessen poetische Verfahrensweisen richtungsweisend für ein neues Verständnis von Literatur und Erzähltechnik waren. »Die Geschichte vom Franz Biberkopf«, wie der Untertitel des in neun Bücher eingeteilten Werkes lautet, schildert die Großstadterfahrung des Menschen der Moderne. Der Roman spielt im Berlin des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts.
Protagonist des Romans ist der ehemalige Zement- und Transportarbeiter Franz Biberkopf, der, wie der Leser in einem der Handlung vorangestellten Prolog erfährt, soeben aus dem Gefängnis entlassen worden ist und nun versucht, sich in Berlin eine neue Existenz aufzubauen und dort Fuß zu fassen.
Der Grund der Haftstrafe war Körperverletzung mit Todesfolge an der eigenen Braut, der Ausgangspunkt des Romans und zugleich der Beginn des ersten Buches ist der Zeitpunkt der Entlassung aus der Haftstrafe: Franz Biberkopf verlässt das Gefängnis Berlin-Tegel und fährt mit der Straßenbahn ins Zentrum Berlins. Die Erfahrung der neu gewonnenen Freiheit und der Eindruck der großen Stadt verunsichern und beunruhigen den soeben Entlassenen und überwältigen ihn. Orientierungslos zieht er durch diverse Gassen und Straßen und begegnet schließlich einem Mann jüdischer Herkunft, der gemeinsam mit ihm die Wohnung eines weiteren Juden aufsucht. Dort wird dem erschöpften Biberkopf eine belehrende Geschichte erzählt, die seine Aufmerksamkeit fesselt.
Nachdem er sich von den beiden Männern verabschiedet hat, weckt ein Liebesfilm im Kino seine sexuellen Begierden und er sucht zwei Prostituierte auf, mit denen es jedoch aufgrund plötzlich auftretender Impotenz nicht zum Vollzug kommen kann. Erst mit Minna, der Schwester der getöteten Braut Ida, kehrt seine Manneskraft zurück und er sucht gestärkt und ermutigt die beiden Juden auf, um sich für ihre Unterstützung zu bedanken. Die Warnungen der beiden vor den Tücken des Schicksals schlägt Biberkopf, der nun ein redliches Leben beginnen will, in den Wind.
Im zweiten Buch versucht Franz Biberkopf, der in Lina eine neue Frau an seiner Seite gefunden hat, sich als eine Art Straßenhändler und verkauft Zeitungen mit völkischem Einschlag, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Dafür trägt er die Hakenkreuzbinde und gerät deshalb fast in eine Kneipenschlägerei mit Kommunisten, die erst im letzten Moment vom Gastwirt verhindert wird.
Das dritte Buch beschreibt Biberkopfs Begegnung mit Linas Onkel Otto Lüders, der Biberkopfs Vertrauen missbraucht: Franz, der vom Zeitungsverkauf zum Handel mit Kurzwaren gewechselt hat, berichtet dem neuen Bekannten von einer Witwe, die ihn für den gemeinsamen Geschlechtsverkehr bezahlt und bei der er seine Ware gelassen hat. Lüders sucht die Dame auf und entwendet ihr unter Drohungen die Ware. Als Biberkopf erkennt, dass er vom Onkel Linas heimtückisch hintergangen wurde, taucht er nach Verkauf seines Hab und Guts im Treiben der Großstadt unter. Lina und sein Freund Meck, die den Betrug bemerken, suchen erfolglos nach dem Verschwundenen.
Im vierten Buch hat Biberkopf eine neue Bleibe gefunden, in der er zusehends verlottert, er vertreibt sich die Tage mit Nichtstun und Alkohol. Die Juden, die er zu Beginn seines neuen Lebens in Berlin kennengelernt hat, wissen ihm keine Unterstützung mit auf den Weg zu geben, auch würde er sich Ratschlägen ohnehin verschließen. Aus seinem Lotterleben reißt ihn erst der Einbruch einer Gaunerbande in eine größere Firma, den er nachts beobachtet. Sein Hausverwalter wird nach einem weiteren Vergehen als Gehilfe der Kriminellen verhaftet und Franz Biberkopf verlässt sein Zimmer und will Minna aufsuchen, deren Mann ihn jedoch nicht einlässt.
Biberkopf versucht auch im fünften Buch noch, sich ehrlich durchzuschlagen und ist wiederum als Zeitungsverkäufer tätig, doch er trifft auf den harmlos und schüchtern wirkenden Reinhold, mit dem er sich anfreundet. Der neue Bekannte jedoch entpuppt sich als skrupelloser Krimineller, von dem Biberkopf schließlich Frauen übernimmt und an dessen Raubzügen er sich beteiligt. In dieses Milieu hineingerissen, verliert Franz gar einen Arm, als er auf der Flucht nach einem Verbrechen aus dem fahrenden Auto gestoßen wird, in der Absicht, sich seiner zu entledigen.
Obwohl Reinhold im sechsten Buch annimmt, dass Franz Biberkopf tot und kein lästiger Mitwisser mehr ist, wird dieser in einer Klinik operiert, finanziell kommt dafür ein Bekannter auf, Herbert, der sich mit seiner Freundin Eva um Biberkopf kümmert und ihn nach der Entlassung aus der Klinik pflegt. Als Biberkopf sein Leben wieder selbst in die Hand nehmen will, gerät er wiederum auf die schiefe Band, verdingt sich als Zuhälter und lernt schließlich ein Mädchen, von ihm Mieze genannt, kennen, in das er sich verliebt. Reinhold, zu dem er zwischenzeitlich Kontakt aufgenommen hat, erzählt er von dem Liebesglück.
Im siebten Buch eskalieren die Ereignisse und Reinhold ermordet schließlich Mieze, die sich mit ihm getroffen hatte, da sie Franz Biberkopf aus seinen dunklen Machenschaften, von denen sie nur wenig wusste, herausholen und loseisen wollte.
Im achten und neunten Buch kommt es zur endgültigen Katastrophe, als schließlich die Leiche Miezes durch den Verrat Matters, eines Mitglieds der Verbrecherclique um Reinhold, entdeckt wird. Reinhold und Franz Biberkopf werden als ihre Mörder gesucht und schließlich nach mehreren Wendungen gefasst. Biberkopf wird ins Irrenhaus gebracht, hält im Dämmerzustand Zwiegespräche mit dem Tod und erwacht schließlich als neuer Mensch. Als unschuldig entlassen, zieht er als Franz Karl Biberkopf erneut durch Berlin und verdient sich seinen Lebensunterhalt als Hilfsportier.
»Berlin Alexanderplatz« ist in Vor- und Rückblenden sowie Querverweisen angelegt. Obgleich die innere Entwicklung des Franz Biberkopf die Handlung des Romans ausmacht, besticht der Klassiker der Moderne vor allem durch die innovativen poetischen Verfahrensweisen: Montagetechnik, innerer Monolog und Schnitttechnik vergegenwärtigen auf neue Art und Weise den Moloch Großstadt für den modernen Menschen und verweben das individuelle Schicksal mit einer gleichzeitig realen und mythisch geprägten Erfahrung der Stadt.