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Fabian

Titel
Fabian
Originaltitel
Der Gang vor die Hunde
Gattung/Textsorte
Erscheinungsjahr
1931
Originalsprache
Deutsch
Literarische Epoche oder Strömung

Über das Werk

Der Autor Erich Kästner schreibt seinen Roman mit dem Titel »Fabian. Die Geschichte eines Moralisten« in circa zehn Monaten – vom Oktober des Jahres 1930 bis zu seiner Abgabe im Juli 1931. Es ist der einzige Roman, den er für eine erwachsene Leserschaft entworfen hat, sodass er in der Forschungsliteratur auch als sogenannter »Erwachsenenroman« bezeichnet wird. Hauptsächlich wurde Kästner durch seine Lyrik und seine zahlreichen Kinderbücher berühmt. Der literarische Durchbruch gelang ihm 1929 mit dem Kinderbuch »Emil und die Detektive«. Doch auch bei »Pünktchen und Anton« (1931), »Das fliegende Klassenzimmer« (1933) oder »Das doppelte Lottchen« (1949) bewies er sein literarisches Talent, für junge Leserinnen und Leser auf Augenhöhe zu schreiben.

Die Schwierigkeiten, mit denen sich Kästner nach Abgabe seines Romans »Fabian« auseinandersetzen musste, waren hauptsächlich auf die sich zusehends verschlechternde wirtschaftliche und politische Lage zurückzuführen. Deutschland gelangte nach den relativ stabilen Jahren der Weimarer Republik Ende der Zwanzigerjahre immer mehr in eine tiefe Wirtschaftskrise, von der überwiegend die nationalistisch rechten Kräfte profitierten. 

Die freizügigen erotischen Szenen sowie die teilweise sehr detaillierten Beschreibungen hochbrisanter politischer Themen, die Kästner in seinem Roman vornimmt, waren dem rechten Lager ein Dorn im Auge. Aus Angst vor Zensur verlangte sein Verlag von Kästner zahlreiche Änderungen und Streichungen.

Der ursprüngliche Titel »Sodom und Gomorrha« wurde nicht akzeptiert. Zwei andere Titel, »Saustall« sowie »Der Gang vor die Hunde«, lehnte sein Verlag ebenso ab. Kästner war also gezwungen, seine Geschichte stark zu kürzen. Sein Roman erschien letztendlich erst am 15. Oktober 1931 in der Deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart unter dem harmlosen Titel »Fabian. Die Geschichte eines Moralisten«.

Doch auch die überarbeitete Fassung galt bei der NSDAP, der aufstrebenden neuen Partei, immer noch als obszön und verabscheuungswürdig. Der Roman wurde als »entartet« deklariert und landete bei der Bücherverbrennung, die die Partei am 10. Mai 1935 auf dem Bebelplatz in Berlin veranstaltete und der Kästner selbst beiwohnte, im Feuer.

In seinem Roman warnt Kästner als scharfer Beobachter seiner Zeit die Leserinnen und Leser genau vor dieser Gefahr: nämlich vor der zunehmend an Einfluss gewinnenden NSDAP, die in der Bevölkerung immer mehr Anhängerinnen und Anhänger findet. In vielen Szenen beschreibt Kästner die gegenwärtigen sozialen Missstände, wie Armut und Arbeitslosigkeit, sowie die daraus entstehende politische Spaltung der Gesellschaft, die sich in den Straßenkämpfen und Demonstrationen in der Großstadt widerspiegelt. Gleichzeitig macht er auch auf den moralischen Werte- und Sittenverfall aufmerksam, der sich in dem sexuell freizügigen Berliner Nachtleben immer mehr auszubreiten scheint.

Mit dieser Thematik gehört der Roman »Fabian« zu den bedeutendsten Werken der Neuen Sachlichkeit, einer Strömung, der sich viele Autorinnen und Autoren in den Zwischenkriegsjahren anschließen. Die Kunstschaffenden machen ihre Zeit, in der sie leben, zum Thema in ihren Romanen. Ihnen war vor allem daran gelegen, eine breite Öffentlichkeit über die gegenwärtige gesellschaftliche Wirklichkeit zu informieren. Nüchtern und sachlich, weitestgehend objektiv und emotionslos, stellen sie in einer leicht verständlichen Sprache die gesellschaftliche Wirklichkeit dar. Alfred Döblin gehört mit seinem Roman »Berlin Alexanderplatz« (1929) zu den bekanntesten Vertretern dieser literarischen Strömung und diente Kästner als Quelle der Inspiration für seinen Roman »Fabian«.

So wählt der Autor als Schauplatz seines Zeitromans ebenso das vor Leben pulsierende Berlin am Ende der 1920er Jahre, da sich in der Großstadt am ehesten die politischen und sozialen Entwicklungen einer Gesellschaft beobachten lassen. Sein Hauptprotagonist, Dr. Jakob Fabian, 32 Jahre alt, Doktor der Germanistik und Werbetexter von Beruf, genießt das Nachtleben in vollen Zügen, bis er seinen Job verliert, seine große Liebe ihn verlässt und sein Freund Selbstmord begeht, sodass er sich, von diesen Schicksalsschlägen schwer getroffen, in seine alte Heimatstadt Dresden zurückzieht und hier zum Schluss bei dem Versuch, einen Jungen aus einem Fluss zu retten, selbst ertrinkt.

Veröffentlicht am 19. April 2013. Zuletzt aktualisiert am 25. Oktober 2023.

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