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Minna von Barnhelm

Lessings Tragikomödie »Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück« ist ein Lustspiel in fünf Aufzügen. Es wurde am 30. September 1767 in Hamburg uraufgeführt. Protagonisten sind das sächsische Edelfräulein Minna von Barnhelm und ihr Verlobter, der preußische Major von Tellheim. Die Liebe der beiden droht an dem übersteigerten Ehrbegriff Tellheims und seinem Stolz zu scheitern. …

Werkdaten

Titel
Minna von Barnhelm
Originaltitel
Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück. Ein Lustspiel in fünf Aufzügen. Verfertiget im Jahre 1763.
Vollständiger Titel
Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück
Gattung/Textsorte
Erscheinungsjahr
1767
Uraufführung
1767
Originalsprache
Deutsch
Literarische Epoche oder Strömung

Inhaltsangabe

Lessings Tragikomödie »Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück« ist ein Lustspiel in fünf Aufzügen. Es wurde am 30. September 1767 in Hamburg uraufgeführt. Protagonisten sind das sächsische Edelfräulein Minna von Barnhelm und ihr Verlobter, der preußische Major von Tellheim. Die Liebe der beiden droht an dem übersteigerten Ehrbegriff Tellheims und seinem Stolz zu scheitern.

Das Stück spielt vor dem Hintergrund des Siebenjährigen Krieges, in dem sich Sachsen und Preußen als Feinde gegenüberstanden. Es greift als erstes seiner Art die aktuelle Zeitgeschichte auf. Die Handlung ist auf den 23. August 1763 datiert, ein halbes Jahr nach dem Friedensschluss. Ort der Handlung ist ein Gasthof namens »Zum König von Spanien«; der erste, dritte und fünfte Aufzug spielen im Saal des Gasthofes, der zweite und vierte im Gastzimmer, das Minna bewohnt.


Der preußische Major von Tellheim wurde unehrenhaft aus dem Militär entlassen und sieht zudem seine Ehre durch ungerechtfertigte Vorwürfe verletzt. Aus Mitleid mit der Bevölkerung hatte Tellheim während des Siebenjährigen Krieges im besetzten Sachsen sehr niedrige Kriegsabgaben festgesetzt. Zum Teil hatte er sie aus seinem eigenen Vermögen vorgestreckt und dafür Wechsel erhalten. Im Berlin Friedrichs II. wurden die Wechsel konfisziert und Tellheim wurde Bestechlichkeit vorgeworfen.

Das reiche sächsische Edelfräulein Minna von Barnhelm ist mit Tellheim verlobt. Inzwischen völlig mittellos und in seiner Ehre gekränkt ist es dem Major unmöglich, die geliebte Frau zu heiraten. Sein Stolz verbietet ihm zudem, Hilfe von Freunden oder seiner Verlobten anzunehmen. Heimlich löst Minna Tellheims Verlobungsring aus, den dieser beim Wirt seines Gasthauses versetzt hatte.

Minna spielt Tellheim vor, wegen ihrer Verlobung mit ihm enterbt worden zu sein. Sie sei jetzt ebenso verarmt und entehrt wie er. Sofort fühlt Tellheim sich in der Pflicht, Minna unter seinen Schutz zu stellen. Doch Minna löst die Verlobung, indem sie Tellheim den Ring zurückgibt. In seiner Überraschung erkennt Tellheim nicht, dass sie ihm nicht ihren, sondern seinen Ring aushändigt.

Kurz darauf erfährt Tellheim, dass der König ihn vollständig rehabilitiert habe und sein Vermögen zurückgezahlt werde. Minna zeigt sich unbeeindruckt davon. Sie gesteht Tellheim ihre Liebe, sehe sich aber außerstande ihn zu heiraten. Sie sei unglücklich, in Unehre gefallen und seiner ebenso wenig ebenbürtig wie er ihr zuvor. Minna treibt ihr Spiel immer weiter und Tellheim verzweifelt. Als er in blindem Zorn beginnt, die Freundschaft zu seinem treuen Freund Werner zu zerstören, lenkt Minna ein.

Minna beendet die Verwirrung bezüglich der Ringe. Ihren trägt sie bereits an der Hand, den anderen, den Tellheim aus der Tasche zieht, steckt sie ihm an den Finger. Minnas Vormund, der sächsische Graf von Bruchsall, trifft ein; er begegnet Tellheim mit größter Wertschätzung und begrüßt die Verbindung zwischen ihm und Minna.


Im Untertitel zu »Minna von Barnhelm« heißt es: »Ein Lustspiel in fünf Aufzügen verfertiget im Jahre 1763«. Tatsächlich gehen das Konzept für diese herausragende Komödie des 18. Jahrhunderts sowie erste Entwürfe dazu auf das Jahr 1763 zurück und verweisen auf das Ende des Siebenjährigen Krieges. Fertiggestellt und uraufgeführt wurde sie jedoch erst 1767 nach Lessings Jahren in Breslau. Das Stück ist ein Klassiker der Aufklärung und spiegelt seine Zeit wider: Minnas Verhalten entspricht nicht mehr der bis dahin geltenden Norm; es wird vielmehr von Vernunft, Menschlichkeit, Selbstverantwortung und persönlichen Interessen geleitet.

Veröffentlicht am 5. Mai 2015. Zuletzt aktualisiert am 27. September 2022.

Autor des Werkes

Deutscher Schriftsteller, Philosoph, Publizist und Kunstkritiker
Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781) ist einer der berühmtesten deutschen Dichter des 18. Jahrhunderts. Seine Zeit war philosophisch geprägt durch die Epoche der Aufklärung. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Dramen »Nathan der Weise« und »Emilia Galotti«.

Szenenzusammenfassungen

1. Akt

1. Szene

Just, ein Diener des abgedankten Majors von Tellheim, schläft und träumt von einer Schlägerei mit dem Wirt.

2. Szene

Nach dem Aufwachen zeigt Just dem Wirt seinen Zorn. Dieser hat Tellheims Zimmer ausgeräumt und ihm ein schlechteres zugewiesen, da der Major die Miete schuldig ist. Den Raum hat der Wirt jetzt einer Dame zugeteilt.

3. Szene

Tellheim erscheint und tadelt Just wegen des Streits mit dem Wirt. Dieser will Tellheim sein Zimmer zurückgeben, da er ihn inzwischen für vermögend hält: Beim Ausräumen hatte er in einer der Schubladen einen Beutel mit 500 Talern Louisdor gefunden.

4. Szene

Tellheim gesteht Just, keinerlei Bargeld mehr zu haben. Die Goldtaler hat ihm sein früherer Wachtmeister Paul Werner zur Aufbewahrung anvertraut. Just fordert Tellheim auf, Werners Wunsch entsprechend über das Geld zu verfügen. Tellheim erfährt, dass Just Werner über seine finanzielle Notlage informiert hat. Diese ist entstanden, weil die Generalkriegskasse Geld von Tellheim zurückhält. Tellheim ist empört über Justs Indiskretion und entlässt ihn.

5. Szene

Als die Witwe von Tellheims ehemaligem Stabsrittmeister Marloff erscheint, schickt Tellheim Just aus dem Saal.

6. Szene

Die Witwe will die Schulden ihres Mannes bezahlen, doch Tellheim weigert sich das Geld anzunehmen. Er selbst fühle sich in der Schuld seines treuen Stabsrittmeisters. Das Geld solle daher für Marloffs Sohn angelegt werden. Zudem wolle er Marloffs Interessen gegenüber der Kriegskasse vertreten.

7. Szene

Tellheim vernichtet die Schuldscheine Marloffs, um nicht in Versuchung zu geraten, aus Geldmangel Gebrauch von ihnen zu machen.

8. Szene

Just fleht den Major an, in seinem Dienst bleiben zu dürfen. Die von Tellheim verlangte Abschlussrechnung ergibt, dass nicht Tellheim Just etwas schuldet, sondern Just in der Schuld seines Herrn steht. Schließlich lässt Tellheim sich erweichen und behält Just bei sich.

9. Szene

Ein Diener der Dame, die jetzt in Tellheims früherem Zimmer wohnt, lässt im Namen seiner Herrschaft um Verzeihung bitten, dass Tellheim von ihr verdrängt wurde.

10. Szene

Tellheim will jetzt sofort aus dem Gasthof ausziehen. Er überreicht Just einen Ring, den dieser verkaufen soll. Mit einem Teil des Erlöses solle Just die Rechnung des Wirts bezahlen; er selbst wolle im Kaffeehaus auf Just warten.

11. Szene

Just staunt, dass Tellheim einen so kostbaren Ring in seiner Tasche hat. Er will ihn dem Wirt direkt verkaufen, um diesem vorzuführen, dass er noch mehr Geld an ihnen hätte verdienen können.

12. Szene

Werner beabsichtigt unter Prinz Heraklius in Persien gegen die Türken zu kämpfen. Er hat seinen Hof verkauft und will Tellheim eine größere Summe zukommen lassen, doch Just lehnt dies ab.


2. Akt

1. Szene

Frühmorgens ist Minna von Barnhelm im Gespräch mit ihrem Mädchen Franziska. Beide sind von Minnas Gütern im thüringischen Sachsen in die Stadt gekommen, um Minnas Verlobten Tellheim zu suchen. Minna ist in Sorge um ihn, da sie von dem sonst so treuen Mann seit Kriegsende erst einen einzigen Brief erhalten hat.

2. Szene

Der Wirt kommt zu den Frauen, um ihre Personalien aufzunehmen. Minna kündigt ihm noch für denselben Tag ihren Onkel Graf von Bruchsall an, dessen Ankunft sich wegen eines Unfalls mit seinem Wagen verzögert hat. Als der Wirt Minna den Ring zeigt, den er von Just erworben hat, identifiziert Minna ihn sofort als Tellheims Verlobungsring; sie selbst trägt einen ähnlichen. Der Wirt bestätigt, dass Tellheim zuvor in ebendiesem Zimmer gewohnt hat. Minna will dessen Schulden bezahlen und verlangt vom Wirt, Tellheim zu ihr zu bringen.

3. Szene

Minna ist außer sich vor Freude Tellheim wiederzuhaben. Sie beschenkt Franziska und gibt ihr zudem Geld, das sie dem nächsten armen Soldaten zustecken soll, dem sie begegnen.

4. Szene

Der Wirt erscheint mit der Nachricht, dass Just sich weigere seinen Herrn zu holen. Minna verlangt Just zu sprechen.

5. Szene

Franziska kann Minnas Freude nicht teilen; sie fürchtet, Tellheim befinde sich in einer widrigen Lage und bedauert ihn.

6. Szene

Just erscheint und benimmt sich unhöflich gegen die ihm unbekannten Damen. Tellheim benachrichtigen will er nicht; er verrät aber dessen Aufenthaltsort im Kaffeehaus. Der Wirt macht sich auf den Weg, um Tellheim zu holen.

7. Szene

Minna dankt Gott für Tellheim. Franziskas Vorschlag sich für Tellheim zurechtzumachen, lehnt sie ab: Dieser werde sie in Zukunft noch oft in ungeschminktem Zustand sehen.

8. Szene

Als Tellheim den Raum betritt und Minna sieht, wird er von seinen Gefühlen für sie überwältigt. Er fasst sich aber sofort und zeigt sich kühl und distanziert. Franziska zieht den Wirt mit sich fort aus dem Zimmer.

9. Szene

Tellheim bleibt distanziert. Auf Minnas drängende Frage antwortet er, dass er sie noch liebe. Er dürfe sie aber nicht an ihr Verlöbnis binden, denn er sei verarmt und verkrüppelt und seine Ehre verletzt. Minna nimmt seine Hand, doch Tellheim reißt sich los und geht.


3. Akt

1. Szene

Widerwillig geht Just noch einmal zum Gasthaus, um einen Brief Tellheims an Minna zu überbringen.

2. Szene

Im Saal begegnen sich Just und Franziska. Diese nimmt Just den Brief sofort ab. Just richtet ihr aus, dass Tellheim sie unter vier Augen zu sprechen wünsche. Franziska erfährt, dass Tellheim von allen ihr früher bekannten Bediensteten im Stich gelassen worden ist. Nur Just habe Tellheim die Treue gehalten.

3. Szene

Franziska hatte nach seinem ersten Auftritt keine hohe Meinung von Just. Sie erkennt, sich in ihm getäuscht zu haben. Der Wirt kommt und erzählt Franziska von Tellheims dramatischem Abgang aus Minnas Zimmer. Vergeblich hofft er auf weitere Informationen. Er versteht inzwischen, was es mit der Ähnlichkeit der Ringe Tellheims und Minnas auf sich hat und will Minna den in seinem Besitz befindlichen verkaufen.

4. Szene

Franziska und der Wirt sind sich uneinig über den Preis für den Ring. Ihr Gespräch wird unterbrochen von Werner. Dieser ist gekommen, um dem Wirt vorzuhalten, dass er den Major so schlecht behandelt habe. Der Wirt weist dies von sich. Bevor er geht, lässt er Franziska wissen, dass der ledige und wohlhabende Werner eine gute Partie sei.

5. Szene

Franziska und Werner sind sich einig in ihrer Sympathie für Tellheim. Werner versucht Tellheims Geldnöte vor Franziska zu vertuschen. Auf die Frage, warum er dann den Verlobungsring versetzt habe, antwortet Werner, dass ein Offizier stets mehrere Damenbekanntschaften habe. Auch Minna sei nicht die einzige gewesen. Werner verspricht, auf Franziska zu warten, während diese Tellheims Brief zu Minna bringt.

6. Szene

Aus Sorge um Tellheims finanzielle Situation ersinnt Werner eine List, um ihm Geld zukommen zu lassen. In diesem Moment erscheint der Major im Saal.

7. Szene

Das Geld, das Werner Tellheim geben will, sei angeblich jenes, das die Witwe Marloff Tellheim schulde. Tellheim überführt Werner der Lüge, anerkennt aber seine gute Absicht und seine Treue. Tellheim weigert sich entschieden, Geld von Werner anzunehmen. Enttäuscht wendet sich dieser ab: Jemand, der sich in der Not nicht helfen lasse, werde auch ihm nicht helfen, wenn er Hilfe bedürfe. Tellheim versichert, dass er kein Geld brauche.

8. Szene

Das Gespräch wird unterbrochen von Franziska, die aus dem Zimmer in den Saal tritt. Als sie den Major sieht, geht sie schnell zurück.

9. Szene

Werner erklärt Tellheim, dass er Franziska eben erst kennengelernt habe. Von Minna dagegen habe er nur reden hören. Er fragt Tellheim, ob Minna schön und reich und ihm zugetan sei.

10. Szene

Franziska bringt den Brief angeblich ungelesen zurück; Minna bevorzuge ein persönliches Gespräch. Zögernd stimmt Tellheim der Verabredung zu einer Ausfahrt im Wagen zu. Der ebenfalls noch anwesende Werner gesteht Franziska, einen Scherz gemacht zu haben. Der Major habe keine Geliebten. Werner nimmt die Einladung des Majors zum Essen an, will aber zuvor noch allein mit Franziska sprechen.

11. Szene

Franziska und Werner machen keinen Hehl aus ihrer gegenseitigen Zuneigung. Werner beteuert erneut, einen Spaß gemacht zu haben. Sowohl ihm als auch dem Major sei Treue wichtig.

12. Szene

Minna trifft Franziska im Saal allein an. Sie gibt zu, den Brief gelesen zu haben und ist hingerissen von Tellheims Ehrlichkeit und Edelmut. Allerdings macht sie ihm seinen übersteigerten Stolz und seinen Ehrbegriff zum Vorwurf. Sie hat sich einen Streich ausgedacht, um ihm seine Haltung vorzuführen.


4. Akt

1. Szene

Minna ist ausgehbereit in ihrem Zimmer. Sie denkt unentwegt über ihren Plan nach. Sie hat die Absicht Tellheim vorzuspielen, unglücklich und verlassen zu sein, damit er sich als ihr Beschützer fühlen kann. Franziskas Einwände lässt sie nicht gelten.

2. Szene

Der französische Leutnant Riccaut de la Marlinière betritt das Zimmer in der Meinung, dass der Major es noch bewohne. Er habe erfahren, dass sich die Angelegenheiten des Majors zum Guten gewendet hätten, erklärt er Minna und Franziska. Noch heute sei eine königliche Depesche zu erwarten. Als er im Gespräch seine Schwäche für das Glücksspiel erwähnt, bekennt Minna diese Schwäche zu teilen. Sie schenkt dem Mittellosen eine Summe Geldes als Spieleinsatz.

3. Szene

Als Riccaut gegangen ist, kommt es zum Streit zwischen den Frauen. Franziska wirft Minna vor, sie habe sich von einem Bettler ausnehmen lassen. Minna kritisiert Franziskas einseitige Hinwendung zu guten Menschen.

4. Szene

Wachtmeister Werner überbringt den Damen die Botschaft, dass sich die Ankunft des Majors verzögere, da der Kriegszahlmeister ihn unterwegs in ein Gespräch verwickelt habe.

5. Szene

Minna will, dass Franziska bei der Unterredung mit Tellheim dabei ist und eine ihr zugedachte Rolle übernimmt. Minna gibt Franziska ihren eigenen Verlobungsring zur Verwahrung und steckt sich den von Tellheim an den Finger.

6. Szene

Als Tellheim erscheint, tritt Minna ihm fröhlich gegenüber. Sie bedauert den morgendlichen Streit und will mit Tellheim ihrem Onkel und Vormund, dem Grafen von Bruchsall, entgegenfahren. Tellheim führt noch einmal die Gründe an, die ihm eine Verbindung mit Minna unmöglich machen: seine Armut, seine Kriegsverletzungen und die verlorene Ehre. Auf Minnas Bitte hin erläutert er den letzten der drei Punkte: Er habe den Auftrag gehabt, mit äußerster Strenge in Sachsen Kriegskontributionen einzutreiben. Um einfache Leute zu schonen, habe er fehlende Beträge aus seinem eigenen Vermögen bezahlt und dafür einen Wechsel erhalten. In Preußen habe man jedoch unterstellt, der Wechsel sei Bestechungsgeld der Sachsen, mit denen er sich auf viel zu moderate Zahlungen geeinigt habe. Falls der Wechsel eingelöst würde, sei es fraglich, ob er sein Geld zurückerhalte. Aus gekränkter Ehre habe er seinen Abschied nehmen wollen, doch sei ihm der König mit der Entlassung zuvorgekommen. Tellheim besteht darauf, Minna nur heiraten zu können, wenn er vollständig rehabilitiert würde. Zudem sei es eines Mannes nicht würdig, sein Glück einer Frau zu verdanken. Hier beginnt Minna ihr Spiel. Sie zieht den Verlobungsring vom Finger und gibt ihn Tellheim zurück. Ihn einen Verräter schimpfend verlässt sie das Zimmer.

7. Szene

Franziska erklärt dem irritierten Tellheim Minnas Verhalten. Graf von Bruchsall habe Minna enterbt, weil sie nicht den von ihm ausgesuchten Mann heiraten wollte. Vor der allgemeinen Verachtung seien sie beide daraufhin in die Stadt geflüchtet, um Tellheim zu finden. Tellheim ist erschüttert und will zu Minna, die er im Unglück wähnt. Franziska schickt ihn fort.

8. Szene

Tellheim sieht sich nicht als Verräter und hofft auf Minnas Vergebung. Jetzt will er Werners Hilfe annehmen.


5. Akt

1. Szene

Tellheim und Werner begegnen sich im Saal des Gasthofs. Werner bringt die gute Nachricht, dass Tellheim sein Geld von der Kriegskasse zurückerhalten soll. Tellheim schenkt dem keinen Glauben und bittet Werner um das angebotene Darlehen, das dieser ihm bereitwillig überlässt. Er vertraut Werner an, Minna am nächsten Tag heiraten und mit ihr fortgehen zu wollen. Tellheim erwägt, mit Werner in den Krieg gegen die Türken zu ziehen. Werner geht fröhlich davon.

2. Szene

Tellheim spürt neue Kräfte in sich wachsen und will sein Schicksal um Minnas willen in die Hand nehmen.

3. Szene

Franziska erscheint und teilt dem Major mit, dass Minna den Ring zurückerwarte, den sie ihm einst geschenkt hatte. Tellheim wird verlegen, da er den Ring beim Wirt glaubt. Vergeblich versucht Franziska ihm klarzumachen, dass Tellheim ebendiesen Ring selber besitzt. Tellheim will Franziska zu Minna begleiten, was diese ablehnt.

4. Szene

Wieder allein denkt Tellheim darüber nach, wie er Minna zurückgewinnen kann.

5. Szene

Auf dem Weg zu ihrem Wagen betritt Minna mit Franziska den Saal. Sie begegnet Tellheim mit Kälte und fordert ihn auf, Franziska den Ring zu geben. Sie nimmt seine Entschuldigungen nicht an und erklärt das Verhältnis für beendet. Sie weigert sich, den Ring zurückzunehmen, den Tellheim ihr anstecken will. Er bemerkt nicht, dass Minna ihren eigenen Ring bereits am Finger trägt. Minna gesteht Tellheim, ihn noch immer zu lieben, weist ihn jedoch zurück. Er solle sich für seine Rehabilitierung einsetzen, die ihm so wichtig sei. Tellheim beteuert, dass seine Liebe zu Minna wichtiger sei und über allem stehe.

6. Szene

Ein Feldjäger erscheint und überbringt dem Major ein königliches Schreiben. Er entschuldigt sich für die um einen Tag verspätete Zustellung. Er habe erst die Adresse des Majors ausfindig machen müssen.

7. Szene

Minna zeigt sich desinteressiert am Inhalt des Briefes. Tellheim öffnet diesen in der Gewissheit, dass er seine Situation nur verbessern kann.

8. Szene

Der Wirt erscheint und verlangt von Franziska den Ring zurück. Just sei gekommen, um ihn zurückzukaufen. Minna schickt ihn mit der Botschaft zu Just, sie habe ihn bereits selbst zurückgekauft.

9. Szene

Minna erfährt von Tellheim, dass er durch den Brief des Königs vollständig rehabilitiert ist, sein gesamtes Vermögen zurückerhält und wieder in den Dienst aufgenommen wird. Sie bedauert, dass dies nichts an ihrer Haltung ändere. Tellheim könne nicht mit einer mittellosen Frau leben, die in Unehre gefallen sei. So wie er sein Glück nicht einer Frau verdanken wollte, sei es ihrer nicht würdig, nur auf die Zärtlichkeit eines Mannes zu bauen. Der glückliche Tellheim passe ebenso wenig zu ihrem Unglück, wie es zuvor umgekehrt der Fall war. Tellheim will den Brief zerreißen, um Minna im Unglück ebenbürtig zu sein, doch Minna hindert ihn daran. Sie entschuldigt sich mit einem Termin beim Gesandten und geht weg.

10. Szene

Just kommt vom Wirt und berichtet Tellheim, dass Minna den Ring besitze und nicht herausgeben wolle. Lächelnd bestätigt Minna die Angaben des Wirts. Tellheim wird zornig und bezichtigt Minna der Arglist und Treulosigkeit.

11. Szene

Wachtmeister Werner erscheint, um das Geld zu bringen. In seiner Verbitterung weist Tellheim es zurück und beleidigt Werner. Dieser wirft ihm den Beutel mit dem Geld zornig vor die Füße. Minna erkennt, dass sie ihr Spiel zu weit getrieben hat. Ihr Versuch alles aufzuklären, scheitert. Tellheim ist so wütend, dass ihn kein Wort erreicht.

12. Szene

Als zwei Diener die Ankunft des Grafen von Bruchsall ankündigen, kommt Tellheim zu sich. Er will Minna gegen ihren vermeintlich grausamen Onkel verteidigen. Minna umarmt Tellheim und beendet das Verwirrspiel um die Ringe. Sie steckt ihm seinen an den Finger und gibt zu, ein böses Spiel gespielt zu haben.

13. Szene

Minna stellt Tellheim ihrem Onkel vor. Der sächsische Graf begegnet dem preußischen Major mit großer Wertschätzung und bietet ihm seine Freundschaft an. Tellheim wirft sich ihm dankbar in die Arme.

14. Szene

Tellheim lässt Just den Geldbeutel aufheben und wegtragen. Damit ist Werner versöhnt. Tellheim bietet Werner an, sein Vermögen zu verwalten anstatt sein Schuldner zu werden. Ein Händedruck besiegelt ihre Freundschaft.

15. Szene

Franziska geht auf Werner zu und fragt, ob er eine Frau Wachtmeisterin brauche. Sie sei bereit ihm überallhin zu folgen. Auch im Liebesglück fühlt Werner sich nun dem Major ebenbürtig.

Wichtige Personen

Major von Tellheim

  • Verlobter von Minna von Barnhelm
  • unehrenhaft aus dem königlichen Dienst entlassener Major und in finanziellen Nöten
  • sieht seine Ehre verletzt, da er der Bestechlichkeit verdächtigt wird
  • hat einen preußisch-konservativen und strengen Ehrbegriff
  • macht sein privates Glück vom gesellschaftlichen Stand abhängig; unterdrückt seine Liebe zu Minna
  • ist zu stolz, um Hilfe anzunehmen
  • erkennt, dass sein Unglück ihn blind und verstockt gemacht hat
  • gibt am Ende seinen Gefühlen freien Lauf (Reaktion auf Minnas Spiel)

Minna von Barnhelm

  • reiche Adelige aus Sachsen; verlobt mit dem preußischen Major von Tellheim
  • willensstark und emanzipiert, beugt sich nicht den Konventionen ihrer Zeit (von den guten Taten Tellheims in Sachsen gerührt hat sie die erste Begegnung mit ihm initiiert)
  • mutig und entschlossen (reist aus der Provinz in die Großstadt, um ihren Verlobten zu suchen)
  • verbindet Gefühl und Verstand; ihr Handeln ist von Liebe zu Tellheim getragen, gleichzeitig argumentiert sie klug und gewandt
  • überlässt ihr privates Glück nicht widrigen Umständen, sondern nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand

Franziska

  • Zofe und Gesellschafterin Minnas
  • vertritt eine eigene Meinung; übt Kritik an Minna, als diese ihr Spiel zu weit treibt
  • selbstkritisch und lernfähig: gesteht sich ein, Just zunächst falsch eingeschätzt zu haben
  • ergreift die Initiative und macht Werner einen Heiratsantrag

Paul Werner

  • ehemaliger Wachtmeister im Dienst des Majors von Tellheim; ambitionierter Soldat
  • Tellheim freundschaftlich treu ergeben
  • verletzlich und versöhnlich

Zitate und wichtige Textstellen

Man spricht selten von der Tugend, die man hat; aber desto öftrer von der, die uns fehlt.
Franziska, Minna von Barnhelm, II, 1
Freue dich mit mir! Es ist so traurig, sich allein zu freuen.
Das Fräulein, Minna von Barnhelm, II, 3
Es ist eine nichtswürdige Kreatur, die sich nicht schämet, ihr ganzes Glück der blinden Zärtlichkeit eines Mannes zu verdanken!
Das Fräulein, Minna von Barnhelm, V, 9

Lektürehilfe

Königs Erläuterungen zu »Minna von Barnhelm«

Verlässliche Interpretationshilfe
Mit ausführlicher Inhaltsangabe, Informationen zur Textanalyse und Interpretation sowie Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen.
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