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Hamlet

3. Akt

Zusammenfassung

1. Szene
Rosenkranz und Güldenstern berichten dem Königspaar über Hamlets Zustand, dessen Ursache sie jedoch noch nicht ergründen konnten. Hamlets Einladung der Schauspieler erfreut den König. Dennoch treibt er Rosenkranz und Güldenstern weiter an.

Der König und Polonius planen nun, Hamlet mithilfe von Ophelia aus der Reserve zu locken. Bei Polonius’ Worten über List fühlt sich König Claudius an die eigene erinnert und Schuldgefühle plagen sein Gewissen. Schließlich tritt Hamlet auf und philosophiert darüber, ob das Leben es Wert sei, Leiden zu erdulden, oder man sich lieber dem unbekannten Tod hingeben solle. Ophelia kommt hinzu und spricht ihn an. Hamlet verwirrt sie, indem er seine Liebe zu ihr erst bejaht und anschließend verneint. Er fordert Ophelia auf, sie solle in ein Kloster gehen. Ophelia hält ihn für verrückt und Entsetzen plagt sie. Der König, der die Situation aus seinem Versteck beobachtet hat, glaubt nun, dass nicht Liebe der Grund für Hamlets Wahnsinn sei. Stattdessen beschäftige ihn etwas Gefährliches. Claudius will Hamlet darum nach England schicken, um ihn nicht in seiner Nähe zu haben. Polonius hält hingegen an seiner Theorie fest und rät, dass Hamlet nochmals mit seiner Mutter sprechen solle, bevor die Entscheidung über England gefällt wird.

2. Szene
Bevor das Theaterstück beginnt, gibt Hamlet den Schauspielern die Anweisung, sie sollen nicht zu sehr übertreiben, um Sinn und Wahrheit nicht zu verzerren. Horatio weist er dazu an, den König zu beobachten. Das Schauspiel beginnt. Hamlet setzt sich zu Ophelia. Seine Bemerkungen ihr gegenüber sind jedoch abwertend. Das Schauspiel zeigt deutliche Parallelen zu den Schilderungen des Geistes. Als es zur Vergiftungsszene des Königs im Stück kommt, erhebt sich König Claudius und verlässt den Raum. Das Schauspiel wird unterbrochen. Für Hamlet ist dies der Beweis für Claudius’ Schuld am Tod seines Vaters.

Rosenkranz und Güldenstern überbringen Hamlet, dass die Königin ihn sprechen wolle und ermahnen ihn zur Vernunft. Hamlet bezeichnet sich als krank und macht den beiden deutlich, dass sie nicht die Fähigkeit besäßen, ihn zu kontrollieren. Als Polonius erneut den Wunsch der Königin zum Gespräch überbringt, beschließt Hamlet, hart und kalt mit ihr umzugehen, jedoch die Worte des Geistes zu respektieren.

3. Szene
König Claudius fordert Rosenkranz und Güldenstern auf, mit Hamlet nach England zu gehen. Die beiden willigen ein. Polonius will indessen das Gespräch zwischen Hamlet und seiner Mutter belauschen.

Als der König allein ist, spricht er in einem Monolog von Reue. Er ist sich seiner Taten bewusst und ringt darum, beten zu können. Hamlet beobachtet ihn heimlich und überlegt, ob dies die Gelegenheit sei, Claudius zu töten. Er entscheidet sich jedoch dagegen, da Claudius gerade beichtet. Dies scheint ihm keine angemessene Rache, da sein Vater keine Möglichkeit hatte, seine Sünden vorzubringen.

4. Szene
Polonius redet der Königin ins Gewissen, sie möge Hamlet in die Schranken weisen. Dann versteckt er sich hinter einem Vorhang. Hamlet treibt seine Wortspiele mit der Königin. Als diese glaubt, Hamlet wolle sie ermorden, schreit sie um Hilfe. Polonius tut es ihr gleich, woraufhin Hamlet ihn ersticht, ohne zu wissen, wer sich hinter dem Vorhang befindet. Als die Königin ihn wegen dieser Tat beschuldigt, stellt er sie maßregelnd zur Rede. Die Königin verfällt in Wehklagen und bittet ihn, er möge aufhören. Sogar der Geist tritt auf und fordert Hamlet auf, er solle eindringlicher mit seiner Mutter sprechen. Da diese den Geist nicht sehen kann, fühlt sie sich in Hamlets Wahnsinn bestätigt. Hamlet erwidert, sie solle sich nicht von seinem Wahnsinn täuschen lassen, sondern sich ihrer eigenen Schuld bewusst werden. Er fordert sie zu Tugend und Enthaltsamkeit auf, doch soll sie Claudius noch einmal umgarnen, um Hamlets Schutz zu gewährleisten. Er hat die Absichten des Königs und die Rollen von Rosenkranz und Güldenstern durchschaut. Als er geht, nimmt er Polonius’ Leiche mit sich.

Analyse

Als Polonius Ophelia Anweisungen für das Treffen mit Hamlet gibt, fühlt sich Claudius an seine eigene Tat erinnert: »wie trifft/ Dies Wort mit scharfer Geißel mein Gewissen! [...] O schwere Tat!« (54), und antizipiert damit seine Schuld. Als Hamlet auftritt, lässt er die Lauscher an seinen philosophischen Gedanken teilhaben. Der Monolog in Akt 3, Szene 1 beinhaltet das berühmte Zitat: »Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage« (54), welches eine Eröffnung der daran anschließenden Erörterungen über Leben und Tod ist. Soll man sich dem Leben stellen und seine Qualen erdulden, oder den Selbstmord wählen, der als Sünde gilt und dessen Konsequenzen ungewiss sind? Der Monolog basiert auf keiner zuvor sich zugetragenen Handlung, sondern scheint von dieser herausgelöst. Er gibt einen Einblick in das Innenleben des Protagonisten, ohne dass dieser dabei zwangsläufig von sich selbst spricht, sondern seine Gedanken mit Verwendung der Ersten Person Plural (Wir) auf die Menschheit im Allgemeinen überträgt. Durch die Einleitung mit einer Frage wird Hamlets Unsicherheit und Unentschlossenheit deutlich, die er auch im Verlauf seiner Rede nicht lösen kann. Gleichzeitig zeigt sich, dass Hamlet das Leben als schwere Last empfindet, der er am liebsten entfliehen würde. Seine Worte lassen sich aber auch gezielt auf seine Situation anwenden. Hamlet hadert mit dem Auftrag zur Rache: Was wäre, wenn er diesen nicht ausführte? Wäre er bereit, die Schuld zu ertragen, oder sollte er dann sein eigenes Leben beenden? Der Tod als Erlösung zeigt sich im folgenden Zitat: »Sterben - schlafen - Nichts weiter! - und zu wissen, daß ein Schlaf/ Das Herzweh und die tausend Stöße endet« (55).

Ophelia reißt ihn aus seinen Gedanken. Während Hamlet in seinem Monolog in Versen gesprochen hat, wechselt er vor Ophelia wieder in die Prosaform und damit zurück in die Rolle des Wahnsinnigen. Er irritiert Ophelia mit verwirrenden Aussagen. Ihre Erschütterung darüber verbalisiert sie in Ausrufen wie: »O hilf ihm, gütiger Himmel!« (57). Hamlet ist in ihren Augen verloren und Ophelia leidet zutiefst unter dieser Erkenntnis. König Claudius erahnt jedoch, dass Hamlet etwas anderes als tatsächlicher Wahnsinn umtreibt, was er als Gefahr deutet.

In der 2. Szene kommt es zum Auftritt der Schauspieler. Bevor diese beginnen, erteilt ihnen Hamlet detaillierte Anweisungen. Darin zeigt sich, dass er mit dem Theaterstück ein persönliches Ziel verfolgt, das er nicht verfehlen will. Er weist Horatio in seinen Plan, den König zu entlarven, ein. Davor lobt er ihn als guten Freund, was die aufrichtige Beziehung zwischen den beiden veranschaulicht. Anstatt sich zu seiner Mutter zu setzen, wählt Hamlet einen Platz neben Ophelia, die er allerdings mit unangebrachten Kommentaren beleidigt: »Ein schöner Gedanke, zwischen den Beinen eines Mädchens zu liegen« (62).

Im Theaterstück wird ausschließlich in Reimen gesprochen. Die Zuschauer einschließlich des Königspaares zeigen sich zunächst ahnungslos und diskutieren über die Standpunkte der gezeigten Charaktere. Der Titel »Die Mausefalle« kann als Metapher für Hamlets Absichten angesehen werden, indem er Claudius mit der Darbietung eine Falle stellt. Die Reaktion des Königs ist für ihn der Beweis für Claudius’ Mord an seinem Bruder. Darum bildet diese Szene den Höhepunkt des Stückes, an dem Claudius’ Schuld bewiesen wird. Hamlet reagiert darauf freudig und aufgekratzt: »O lieber Horatio, ich wette Tausende auf das Wort des Geistes. [...] Ha! ha!« (67). Rosenkranz und Güldenstern begegnet er allerdings als Wahnsinniger, als diese ihm die Bitte seiner Mutter überbringen. Er verwendet sogar die Worte: »Mein Verstand ist krank« (68). Bei dieser Aussage lässt sich darüber diskutieren, ob Hamlet nur seinen vorgetäuschten Irrsinn untermauert oder von seiner tatsächlichen Gemütslage spricht. Die Versuche seiner Schulfreunde, ihn zu kontrollieren, stellt er mit der Metapher des Flötenspiels bloß: »denkt Ihr, daß ich leichter zu spielen bin als eine Flöte?« (69). Wie sollen sie ihn verstehen, der mit seinen eigenen gegensätzlichen Gefühlen überfordert ist, wenn sie nicht einmal das Instrument beherrschen?

Bevor er sich zum Gespräch mit seiner Mutter aufmacht, ermahnt sich Hamlet selbst, nicht zu weit zu gehen: »Grausam, nicht unnatürlich laß mich sein; Nur reden will ich Dolche, keine brauchen« (70). In Polonius' Vorschlag, das Gespräch zwischen Hamlet und Gertrude zu belauschen, zeigt sich seine Ergebenheit gegenüber dem König, aber auch seine Neugier. Die Aussage: »Ich will hier still mich bergen« (73), bekommt in Anbetracht seines kurz bevorstehenden Todes einen doppelten Sinn.

Als Claudius allein ist, gesteht er in einem ausführlichen Monolog seine Tat. »O meine Tat ist faul, sie stinkt zum Himmel« (72) ist dabei eine Anlehnung an die Worte von Marcellus in Akt 1, Szene 4, als er beschreibt, dass im Land etwas faul sei (vgl. 24). Die Schuld wiegt so schwer auf Claudius, dass er sich nicht zum Beten imstande sieht. Er zeigt somit Reue und Gram. Die Aneinanderreihung von Fragen verdeutlicht sein Hadern und den Zweifel darüber, ob ihm vergeben werden kann. Auf göttlicher Ebene kann nichts erkauft werden, dort zählt nur die reine Wahrheit. Metaphern wie »O Busen, schwarz wie Tod!« (72) und »gestähltes Herz« (72) verdeutlichen sein Leiden. Auf Claudius’ Worte folgt ein innerer Monolog Hamlets, in dem er erwägt, den König zu töten. Recht schnell entscheidet er sich jedoch dagegen, da die Ermordung, während Claudius beichtet, nicht der Idee von Rache entspricht. Das Rachemotiv wird somit für das gesamte Werk verschärft.

In der 4. und letzten Szene des 3. Aktes zeigt sich Hamlet als wütender und unterdrückender Charakter. Er zögert nicht, als er Polonius’ Rufe hinter dem Vorhang bemerkt und ersticht ihn sogleich. Das hält ihn nicht davon ab, seine Mutter anschließend eindringlich und verurteilend zur Rede zu stellen. Sein Machtpotenzial wird anhand seines übermäßigen Redeanteils deutlich. Er bringt seinen Ekel und seine Abneigung ihr gegenüber ungeniert zum Ausdruck: »Nein, zu leben/ Im Schweiß und Brodem eines eklen Betts, Gebrüht in Fäulnis« (76). Dahinter verbirgt sich auch das Verständnis von Inzest der damaligen Zeit: Gertrude hat ihren Schwager geheiratet, was als Sünde galt und gegen die Rechtsnorm verstieß (Neubauer und Böck, 48). Ihre Entscheidung, die nicht auf Liebe beruhen kann, beschreibt er mit den voneinander getrennten Sinneseindrücken: »Sehn ohne Fühlen, Fühlen ohne Sehn« (76). Hamlet fühlt sich von seiner Mutter hintergangen und verlassen. Gertrude bittet ihn aufzuhören. Gleichzeitig überkommt sie das schlechte Gewissen: »O Hamlet, sprich nicht mehr! Du kehrst die Augen recht ins Innre mir, Da seh ich Flecken, tief und schwarz gefärbt« (76). Der Geist tritt auf und ermahnt Hamlet, sich zu besinnen. Für Gertrude, die den Geist nicht sehen kann, ist dies eine weitere Begründung für Hamlets Wahnsinn. Dieser gesteht ihr jedoch, dass es sich nicht um Irrsinn handele, sondern bittet sie inständig, sich ihren eigenen Sünden und Fehlern zu stellen. Gertrude ist der Schärfe seiner Worte und Anweisungen unterlegen. Mit der Bemerkung: »Den beiden, denen ich wie Nattern traue« (79) äußert Hamlet Misstrauen und Wachsamkeit gegenüber Rosenkranz und Güldenstern sowie der bevorstehenden Englandreise.

Veröffentlicht am 30. Mai 2023. Zuletzt aktualisiert am 30. Mai 2023.