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Wilhelm Tell

Gattung/Textsorte
Erscheinungsjahr
1804
Uraufführung
1804
Originalsprache
Deutsch
Literarische Epoche oder Strömung

Über das Werk

»Wilhelm Tell« ist das letzte von Friedrich Schiller (1759-1805) fertiggestellte Bühnenwerk. Es entstand zwischen 1803 und 1804, wurde am 17. März am Weimarer Hoftheater unter der Regie Goethes uraufgeführt. Die erste Buchausgabe erschien im Oktober desselben Jahres.

In dem Schauspiel geht es um den erfolgreichen Widerstand der drei Schweizer Waldkantone Uri, Schwyz und Unterwalden gegen den Versuch des habsburgischen römisch-deutschen Königs Albrecht, die Kantone seiner Hausmacht einzuverleiben. Die Hauptfigur Wilhelm Tell wird gegen seinen Willen in den politischen Konflikt hineingezogen, als der grausam regierende Landvogt Geßler ihn zwingt, auf einen Apfel zu schießen, der achtzig Schritte entfernt auf dem Kopf seines Sohnes liegt. Tell ermordet, nachdem er den Apfel getroffen hat und dennoch gefangen gesetzt wird, den Landvogt und provoziert damit die vorzeitige Ausführung des von einer größeren Verschwörung bereits geplanten Aufstands.

Das Stück spielt im 13. Jahrhundert. Der politische Konflikt hat spezifisch historische Voraussetzungen im damaligen Lehnsrecht, die Schiller mit zur Darstellung bringt. Das allgemeine Thema der Notwehr gegen Gewaltherrschaft macht die Bearbeitung des historischen Stoffes dennoch zu Übertragungen auf mannigfache historische und politische Konstellationen geeignet.

Das Sujet ist zur Zeit Schillers populär und literarisch bereits vielfach bearbeitet worden (ein erstes Tell-Drama ist für das Jahr 1512/13 belegt). Im selben Jahr, in dem Schillers »Wilhelm Tell« erscheint, veröffentlicht auch Leonhard Wächter unter dem Pseudonym Veit Weber in Berlin ein Drama mit dem Titel »Wilhelm Tell. Ein Schauspiel in Jamben«. Ein unausgeführter Plan zu einem epischen Hexameter-Gedicht Goethes von seiner zweiten Schweizreise im Jahr 1797, in dem die Fabel vom Tell zum Gegenstand werden sollte, zeugt von der Aktualität des Stoffes. Ebenso wie nach 1800 das Gerücht, Schiller arbeite an einem Tell-Drama, das schließlich – und nicht, wie Goethe später behauptete, sein Plan – den Anstoß zu Schillers Auseinandersetzung mit dem Thema gab.

Das in fünf Akte gegliederte Schauspiel hat gewichtige und sorgsam ausgearbeitete szenische Schwerpunkte: das nächtliche Treffen der Eidgenossen auf der Rütliwiese, den Apfelschuss und die Ermordung Geßlers in der hohlen Gasse bei Küßnacht. Hinzukommen zwei Szenen, die durch Sturm und Seenot die großartige Bergkulisse des Vierwaldstättersees zur Geltung bringen. Die starken Akzente gehen zu Lasten der Homogenität der Szenenfolge insgesamt.

Tatsächlich entfernt sich Schiller mit dem Stück weiter von den klassizistischen Vorgaben, die noch für »Maria Stuart« maßgeblich waren. Jeder Szenenwechsel geht mit einem Wechsel des Schauplatzes einher, und obgleich die zeitlichen Verhältnisse überschaubar sind, stellt sich der Eindruck einer entsprechenden Geschlossenheit kaum ein. Zu groß sind die Kontraste der Schauplätze, zu selbständig die einzelnen Handlungsstränge.

Mangelnde Einheit der Handlung wurde dem Stück schon von seinen ersten Kritikern vorgeworfen. Besonders wurde der fünfte Akt getadelt, der tatsächlich – auch aus politischen Rücksichten, und auch von Schiller selber – bei den ersten Inszenierungen oft gestrichen wurde. Trotz solcher Einschätzungen zählte »Wilhelm Tell« lange zu den beliebtesten Stücken des Autors.

Veröffentlicht am 17. Juni 2011. Zuletzt aktualisiert am 16. Mai 2023.

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