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Der Trafikant

Gattung/Textsorte
Erscheinungsjahr
2012
Originalsprache
Deutsch
Literarische Epoche oder Strömung

Über das Werk

Das Werk »Der Trafikant« wurde von dem österreichischen Autor Robert Seethaler verfasst und im Jahr 2012 veröffentlicht. Die Verfilmung folgte 2017 unter dem Regisseur Nikolaus Leytner. Im Zentrum des Romans steht der Protagonist Franz Huchel, welcher die Entwicklungen des Österreichs der Jahre 1937/38, aus der Sicht eines personalen Erzählers, erlebt. 

Der Roman lässt sich in die Epoche der Gegenwartsliteratur einordnen. Da die Handlung in der Zeit des erstarkenden Nationalsozialismus in Österreich spielt, gehört das Werk der Strömung der Erinnerungsliteratur an. Parallel wird der persönliche Wandel eines jungen Mannes thematisiert, wodurch sich der Roman Seethalers ebenfalls dem Genre »Coming- Of-Age« zuordnen lässt. 

Ein weiterer Fokus liegt auf der historisch realen Figur Sigmund Freud. Innerhalb des fiktiven Werkes wird dieser durch die Augen des Protagonisten Franz Huchel dargestellt. Das Aufgreifen dieser non-fiktionalen Persönlichkeit unterscheidet den Roman von anderen Werken mit einer ähnlichen Thematik. Darüber hinaus dient die Figur des Sigmund Freud der Veranschaulichung des aufkeimenden Antisemitismus zu dieser Zeit. Es wird aufgegriffen, wie einem weiteren Verkehr mit Juden durch die österreichischen Bürger begegnet wird. Deutlich werden Risiken und Folgen der Resistenz gegen das NS-Regime sowie entsprechendem non-konformen Verhalten. Den Romanfiguren verleiht Robert Seethaler durch das Etablieren von Dialekten und Akzenten eine lebhafte und authentische Sprache. Auf den unterschiedlichen Persönlichkeiten und ihren individuellen Merkmalen liegt ein besonderer Fokus. 

Das Werk ist nicht in Kapitel gegliedert, findet jedoch an verschiedenen Schauplätzen statt, die dem Roman eine Struktur verleihen. Die Erzählung beginnt im Spätsommer 1937 in der Heimat des Protagonisten, in Nußdorf, einem Salzkammergut. In Folge eines Schicksalsschlags begibt dieser sich zeitnah nach Wien, wo die weitere Handlung des Romans spielt. Das Salzkammergut steht demnach für die alte Persönlichkeit von Franz Huchel und Wien für seine Entwicklungen und Erfahrungen. Innerhalb Wiens nimmt die Trafik, in welcher Franz von nun an arbeitet, einen wichtigen Raum ein. Viele der politischen Szenen, welche den erstarkenden Nationalsozialismus widerspiegeln, ereignen sich an diesem Schauplatz. Vor diesem Hintergrund wird die Entwicklung der Persönlichkeit von Franz Huchel besonders deutlich. 

Weitere Erfahrungen sammelt er auf dem Wiener Prater, ebenso wie in der Berggasse 19, dem Zuhause von Sigmund Freud. Zu nennende Schauplätze sind zudem das Varieté sowie das gelbe Haus in der Rotensterngasse, in welchem Anezka wohnt. Die Liebesgeschichte zwischen ihr und dem Protagonisten bzw. sein Verliebtsein finden ebenfalls Platz in der Erzählung und bieten Raum für sein inneres Wachstum. 

Verfolgt werden demnach verschiedene Handlungsstränge, welche Franz' persönliche Entwicklungen ebenso wie politische Entwicklungen vor dem Hintergrund seines Heranwachsens und der Arbeit in einer Wiener Trafik, im aufkeimenden Nationalsozialismus, betrachten. Der Roman endet mit der Verhaftung von Franz Huchel im Juni 1938, und schließlich mit einem Zeitsprung zum 12. März 1945.

Wichtige Themen des Romans sind demnach das Erinnern an die Verbrechen des Nationalsozialismus, ebenso wie Orientierung, Fremdsein, Liebe und Sexualität sowie die Bildung einer eigenen Identität.

 

Veröffentlicht am 26. November 2017. Zuletzt aktualisiert am 12. Juni 2023.

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