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Liebelei

Gattung/Textsorte
Erscheinungsjahr
1896
Uraufführung
1895
Originalsprache
Deutsch
Literarische Epoche oder Strömung

Über das Werk

Arthur Schnitzlers Drama »Liebelei« wird 1895 uraufgeführt und 1896 als Druckausgabe veröffentlicht. Es erscheint damit in unmittelbarem Kontext der Jahrhundertwende um 1900, also in einer Zeit, die geprägt ist von verwirrenden, widersprüchlichen Empfindungen: Einerseits lässt sich ein Gefühl des Fortschritts, der Euphorie konstatieren, das hauptsächlich durch sich rasch entwickelnde, technische Neuerungen zustande kommt. Eben jene Innovationen im Bereich der Technik sorgen letzten Endes aber auch für Verunsicherung, die eine Missstimmung und Gespanntheit impliziert – vor allem in den Bereichen Liebe und Tod. Die Neuerungen betreffen also nahezu alle Bereiche des Lebens um 1900; außerdem beschleunigen sie das Leben der Menschen zusehends. All diese Neuerungen und Errungenschaften vereinfachen das Leben der Bürger zwar einerseits in bestimmten Bereichen, führen andererseits aber auch zu Überforderung, Hektik und Furcht. Die Ängste und Zweifel der Zeit, vor allem auch hinsichtlich des männlichen Selbstwertgefühls, spiegeln sich zum Beispiel auch in der literarischen Darstellung von Geschlechterverhältnissen wider: Befeuert wird die männliche Krise dieser Zeit von der allgemeinen Verunsicherung der Zeit, insbesondere aber auch von der Emanzipation der Frauen, die um 1880 aufkommt und Errungenschaften sowie Veränderungen für die Situation der Frauen mit sich bringt. Dieser Umschwung und Wandel des weiblichen Teils der Bevölkerung bleibt nicht ohne Folgen für die Männer: Deren bis dahin herrschende Vormachtstellung und ihr Selbstverständnis als Zentrum allen Denkens wird erschüttert. Die Krise um 1900, besonders die der Männer, hat zum Resultat, dass man sich immer mehr mit Aspekten der Sexualität beschäftigt. In diesem Zusammenhang liegt der Fokus vor allem auf sexuellen Motiven, die die Weiblichkeit betreffen. So werden weibliche Figuren häufig zu starren Figuren stilisiert – eine davon ist das »süße Mädel«. Es handelt sich dabei um junge Frauen aus dem Kleinbürgertum, die häufig mit ihrer Familie in der (Wiener) Vorstadt wohnen und eine zeitlich begrenzte Liebesbeziehung mit einem besser situierten Mann führen. Dieser sieht in der Partnerin eine attraktive, aber ungefährliche und daher angenehme Ablenkung. Schnitzler gilt als einer der Begründer dieses Typus und legt ihn auch seinem Drama »Liebelei« zugrunde, das zudem sein erster großer Bühnenerfolg ist.

Veröffentlicht am 11. Mai 2022. Zuletzt aktualisiert am 12. Oktober 2022.