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Der Junge im gestreiften Pyjama

»Der Junge im gestreiften Pyjama« ist ein Roman des irischen Autors John Boyne aus dem Jahr 2006. In dem vielfach ausgezeichneten Werk thematisiert der Autor den Holocaust. Der Mord an Millionen europäischer Juden wird aus der Perspektive eines unwissenden und naiven Neunjährigen betrachtet: Bruno, Sohn des Lagerkommandanten, lebt mit seiner Familie in unmittelbarer Nähe des Vernichtungslagers Auschwitz.
Der Junge im gestreiften Pyjama
John Boyne
Der Junge im gestreiften Pyjama

Werkdaten

Deutscher Titel
Der Junge im gestreiften Pyjama
Originaltitel
The Boy in the Striped Pyjamas
Autor
Gattung/Textsorte
Erscheinungsjahr
2006
Originalsprache
Englisch
Literarische Epoche oder Strömung

Inhaltsangabe

Der Roman »Der Junge im gestreiften Pyjama« von John Boyne aus dem Jahr 2006 spielt zwischen 1942 und 1945. In seinem Werk nähert sich der Autor dem Thema des Holocaust. Handlungsorte sind Berlin im nationalsozialistischen Deutschland sowie das Konzentrationslager Auschwitz in Polen. Erzählt wird aus der Perspektive des naiven neunjährigen Bruno, Sohn des Lagerkommandanten. Bruno schließt Freundschaft mit dem gleichaltrigen Schmuel, einem polnischen Juden.


Der neunjährige Bruno ist der Sohn eines SS-Offiziers im Berlin der 1940er Jahre. Der Vater unterhält gute Kontakte zu hochrangigen Nazis. Sogar Adolf Hitler, »Furor« genannt, ist in seinem Haus zu Gast. Als der Vater zum Kommandanten von Auschwitz ernannt wird, zieht die Familie überraschend um: Bruno und seine zwölfjährige Schwester Gretel müssen sich von Schule, Freunden und den Großeltern verabschieden.

Das neue Haus steht direkt am Stacheldrahtzaun, der das Lager abriegelt. Haus und Umgebung in »Aus-Wisch«, wie Bruno den Ort nennt, sind trostlos. Vom Fenster aus können die Kinder Baracken und Menschen in Sträflingskleidung sehen. Bruno und Gretel suchen nach Erklärungen. Die Erwachsenen weichen ihren Fragen aus. Zwischen Bruder und Schwester besteht eine wechselseitige Abneigung. Beide sind einsam, gehen sich aber aus dem Weg.

Nach etlichen Wochen zeichnet sich ab, dass eine Rückkehr nach Berlin unwahrscheinlich ist. Bruno hat Langeweile und erinnert sich an seine alte Lieblingsbeschäftigung: Wie früher in Berlin beginnt er seine nächste Umgebung zu erforschen. Gleich auf dem ersten Streifzug trifft er auf den gleichaltrigen Schmuel. Er lebt auf der anderen Seite vom Stacheldrahtzaun.

Der jüdische Junge im gestreiften Pyjama ist abgemagert und seine Augen sind traurig. Der Sohn eines Uhrmachers aus Krakau erzählt vom Leben im Ghetto und von der Deportation ins Lager. Bruno meint, Parallelen zu seinem eigenen Leben zu erkennen: Auch er habe das schöne große Haus in Berlin nicht freiwillig verlassen. Tatsächlich treffen völlig unterschiedliche Erfahrungswelten aufeinander. Schmuels Andeutungen über das leidvolle Leben im Lager stoßen bei Bruno auf Unverständnis. Er ist mit seinen eigenen Alltagssorgen beschäftigt.

Fast täglich treffen sich die Jungen am Zaun. Die geheime Freundschaft zu Schmuel hilft Bruno, sein Heimweh nach Berlin zu überwinden. Unterdessen verändert sich Brunos engstes Umfeld. Gretels beginnende Pubertät macht das Verhältnis der Geschwister noch schwieriger. Im Haus gehen Soldaten in Uniform ein und aus. Sie flößen Bruno Angst ein, doch seinem Vater traut Bruno nichts Böses zu.

Zwischen dem jungen Oberleutnant Kotler und Brunos Mutter entwickelt sich ein auffallend vertrauensvolles Verhältnis. Bruno dagegen erlebt Kotler als herablassend und grausam. Als Kotler Schmuel zum Arbeiten in das Haus des Kommandanten bringt, verleugnet Bruno den Freund. Er behauptet, ihn nicht zu kennen.

Als Kotler abkommandiert wird, spricht die Mutter zusehends dem Alkohol zu. Bruno beobachtet es mit Sorge. Wegen des Befalls mit Kopfläusen wird Bruno kurz darauf von seinem Vater kahl geschoren. Endlich kann sich die Mutter gegenüber ihrem befehlsgewohnten Ehemann durchsetzen: Ein Jahr nach der Ankunft in Aus-Wisch erlaubt er Frau und Kindern die Rückkehr nach Berlin. Bruno muss Abschied von Schmuel nehmen.

Für den Tag vor der Abreise verabreden sich die Freunde zu einer Expedition ins Lager. Seit langem will Bruno wissen, wie es dort zugeht. Er verspricht Schmuel, auch nach dessen verschwundenem Vater zu forschen. Schmuel besorgt aus der Kleiderkammer einen »Pyjama« für Bruno. Der tauscht seine Kleider gegen den Sträflingsanzug und schlüpft durch eine undichte Stelle im Zaun ins Lager. Was als Abenteuer geplant war, endet für die Freunde in der Gaskammer.

Nur langsam findet Brunos Vater in den folgenden Monaten die Wahrheit über Brunos Verschwinden heraus. Er zerbricht unter der Last seiner Schuld.

Veröffentlicht am 20. Februar 2018. Zuletzt aktualisiert am 27. September 2022.

Autor des Werkes

Irischer Romanautor, Autor von Kinder- und Jugendliteratur
John Boyne, geboren 1971 in Dublin, ist einer der angesehensten irischen Schriftsteller der Gegenwart. Seine Werke wurden in mehr als fünfzig Sprachen übersetzt und erhielten zahlreiche Preise. Mit dem Roman »Der Junge im gestreiften Pyjama« gelang ihm der internationale Durchbruch. Das Buch wurd…

Kapitelübersicht

1. Bruno macht eine Entdeckung
Als Bruno von der Schule kommt, sind seine Mutter und das Dienstmädchen Maria beim Packen. Die Familie muss Berlin verlassen, weil sein Vater dienstlich versetzt worden ist. Bruno hat keine Vorstellung vom Beruf seines Vaters. Er hat nur mitbekommen, dass der Führer (Adolf Hitler), genannt Furor, Großes mit ihm vorhabe.

2. Das neue Haus
Das neue Haus ist kleiner als das in Berlin, kalt und abweisend. Es liegt in einer trostlosen Gegend. Es gibt keine Nachbarn oder Spielkameraden. Bruno versteht die Situation nicht und leidet unter der Trennung von seinen Berliner Freunden.

3. Der hoffnungslose Fall
Gretel, von Bruno »der hoffnungslose Fall« genannt, ist seine Schwester. Die Zwölfjährige fühlt sich in dem neuen Haus ebenso unwohl wie Bruno. Sie erklärt ihm, der Ort heiße »Aus-Wisch«. Man werde sich für einige Wochen hier einrichten müssen. Der Blick aus dem Fenster in Brunos Zimmer lässt die Kinder schaudern.

4. Was sie durch das Fenster sahen
Aus Brunos Fenster überblickt man einen Garten. Gleich dahinter erhebt sich ein hoher Stacheldrahtzaun. Hässliche Baracken stehen auf staubigem Untergrund. Bruno und Gretel beobachten nicht nur Kinder, sondern auch unzählige Männer jeden Alters. Alle tragen gestreifte Sträflingskleidung, die Bruno für Pyjamas hält. Die Menschen werden von Soldaten bewacht und schikaniert.

5. Zutritt jederzeit ausnahmslos verboten
Das Arbeitszimmer seines Vaters zu betreten ist Bruno seit jeher verboten. Jetzt geht er dennoch zu ihm. Bruno vermutet, sein Vater sei strafversetzt worden. Der aber behauptet, seine Arbeit hier sei sehr wichtig für das Land und den Führer. Er macht unmissverständlich klar, Aus-Wisch sei das neue Zuhause der Familie. Von Bruno verlangt er unbedingten Gehorsam.

6. Das überbezahlte Dienstmädchen
Bruno ist unglücklich. Er versucht, in Maria eine Verbündete zu finden. Er will erfahren, wie sie über die Veränderung denkt. Doch Maria hat Angst und weicht aus. Sie sei Brunos Vater dankbar für die Unterstützung in der Vergangenheit. Sie rät Bruno dringend, die Entscheidung seines Vaters zu akzeptieren und sich schweigend zu fügen.

7. Mutter nimmt Verdienst für etwas in Anspruch, das sie nicht getan hat
Die Eltern sind außer Haus; Oberleutnant Kotler, der beim Kommandanten ein- und ausgeht, flirtet mit Gretel. Pawel, die polnische Küchenhilfe, wird von ihm herumkommandiert und beschimpft. Als Bruno sich beim Spielen verletzt, versorgt Pawel die Wunde. Als die Mutter nach Hause kommt, rät sie, dem Kommandanten gegenüber zu behaupten, nicht Pavel, sondern sie habe Bruno verarztet.

8. Warum Großmutter hinausstürmte
Bruno vermisst seine Großeltern in Berlin. Er erinnert sich an das letzte gemeinsame Weihnachtsfest. Wegen der Ernennung zum Kommandanten hatte die Großmutter ihrem Sohn massive Vorwürfe gemacht. Als Einzige in der Familie kritisierte sie seinen Aufstieg unter Hitler. Vergeblich hatte die Mutter versucht zu vermitteln. Die Großmutter war wütend aus dem Haus gerannt. In einem Brief schreibt Bruno ihr von seiner Sehnsucht nach Berlin und schildert sein neues Leben.

9. Bruno erinnert sich, wie gern er früher geforscht hat
Für Bruno und Gretel wird ein Hauslehrer eingestellt. Außerhalb des Unterrichts beherrschen weiterhin Langeweile und Einsamkeit Brunos Tage. Deshalb beschließt er, wie früher in Berlin, seine Umgebung zu erforschen. Am meisten interessiert ihn das Lager. Allen Verboten zum Trotz verlässt er das Haus, um sich umzusehen.

10. Der Punkt, der ein Fleck, dann ein Klacks, dann ein Schemen und schließlich ein Junge wurde
Bruno läuft lange am Stacheldrahtzaun entlang. Schließlich sieht er auf der anderen Seite einen Jungen auf dem Boden hocken: klein, dünn und traurig. Der Junge im Pyjama heißt Schmuel und hat am selben Tag Geburtstag wie Bruno. Er ist Pole und hat von seiner Mutter, einer Lehrerin, Deutsch gelernt.

11. Der Furor
Bruno erinnert sich an den Besuch des Führers in seinem Elternhaus in Berlin. Er war der Auslöser für ihren Umzug nach Aus-Wisch. Bruno fand den fremden kleinen Mann äußerst unhöflich. Seine Begleiterin Eva dagegen war schön und freundlich. Die Atmosphäre im Haus war angespannt gewesen. Bruno hatte die Angst der Eltern gespürt.

12. Schmuel überlegt sich eine Antwort auf Brunos Frage
Schmuel ist der Sohn eines Uhrmachers aus Krakau. Er erzählt Bruno, wie sich sein Leben verändert hat. Erst hatte er eine Armbinde mit Judenstern tragen müssen. Monate später wurde die vierköpfige Familie ins Ghetto gezwungen. Schließlich waren sie ins Lager transportiert worden. Bruno findet, er und Schmuel hätten fast dasselbe erlebt. Er beneidet ihn um die vermeintlichen Spielkameraden, mit denen er hinter dem Zaun lebt.

13. Die Weinflasche
Bruno und Schmuel treffen sich inzwischen regelmäßig am Zaun. Dennoch hat Bruno keine Vorstellung vom Lagerleben. Schmuels Andeutungen und seine Angst versteht er nicht; unbekümmert plappert er über seine eigenen Probleme. – Beim Abendessen im Haus des Kommandanten ist Oberleutnant Kotler zu Gast. Der geschwächte Pawel bedient bei Tisch. Im Gespräch erwähnt Kotler beiläufig seinen Vater, der in die Schweiz emigriert ist. Der Kommandant ist alarmiert, Kotler verunsichert. Als Pawel ein Missgeschick passiert, lässt Kotler seine Wut an dem alten Mann aus und erschlägt ihn vor den Augen der Familie.

14. Eine absolut vernünftige Lüge
Der Zaun ist an einer Stelle lose. Jeden Tag schlägt Bruno vor, durchzukriechen, damit sie zusammen spielen können. Schmuel lehnt das ab. Eines Tages erzählt er Bruno von der Sorge um seinen Großvater. Der sei seit Tagen verschwunden. Versehentlich verrät Bruno Gretel sein Geheimnis. Die will alles über Schmuel wissen, und Bruno spürt die Gefahr. Er macht sie glauben, dass Schmuel nur in seiner Fantasie existiere.

15. Ein Fehler
Wegen des anhaltenden Regenwetters sehen sich Bruno und Schmuel nur sporadisch. Vor dem Geburtstagsfest für seinen Vater trifft Bruno den Freund überraschend in der Küche an. Kotler hat ihn zum Arbeiten hergebracht. Als Kotler die Jungen im Gespräch sieht, reagiert er wütend. Bruno behauptet, Schmuel nicht zu kennen. Erst eine Woche später sieht er ihn am Zaun wieder. Er ist übel zugerichtet. Bruno bittet ihn um Verzeihung. Unter dem Zaun hindurch reichen sie sich die Hände.

16. Der Haarschnitt
Die Familie lebt inzwischen fast ein Jahr in Aus-Wisch. Zur Beerdigung der Großmutter fahren sie nach Berlin; Bruno fühlt sich dort nicht mehr zuhause. Von Gretel erfährt er, dass hinter dem Zaun in »Aus-Wisch« Juden wohnen. Den Begriff hört er zum ersten Mal. Während des Gesprächs entdeckt Gretel Läuse in ihrem Haar. Auch Bruno ist befallen; der Vater rasiert ihm den Kopf kahl.

17. Mutter setzt sich durch
Die Eltern kommen in lauten Gesprächen überein, dass die Mutter mit den Kindern zurück nach Berlin geht. Der Kommandant wird in Auschwitz bleiben. Bruno bedauert es, Schmuel zu verlieren.

18. Das letzte Abenteuer
Einige Tage kommt Schmuel nicht zum Zaun. Beim folgenden Treffen erfährt Bruno, dass Schmuels Vater spurlos verschwunden ist. Bruno informiert seinen Freund über die bevorstehende Abreise. Zum Abschied planen die Jungen ein gemeinsames Forschungsabenteuer im Lager. Dabei will Bruno dem Freund helfen, seinen Vater zu finden.

19. Was am nächsten Tag geschah
Am nächsten Tag tauscht Bruno seine Kleider gegen den Sträflingsanzug, den Schmuel mitgebracht hat. Er schlüpft unterm Zaun hindurch ins Lager und freut sich auf das Abenteuer. Als er Schmutz und Hoffnungslosigkeit in den Baracken sieht, will er zurück. Doch Schmuel überredet ihn zur Suche nach dem Vater. Danach gelingt es Bruno nicht mehr, das Lager zu verlassen. Hand in Hand sterben die Freunde am Abend in der Gaskammer.

20. Letztes Kapitel
Die Suche der Eltern nach Bruno verläuft ergebnislos, nur sein Kleiderbündel wird am Zaun gefunden. Eines Tages entdeckt der Vater die undichte Stelle im Zaun. Er ahnt, was geschehen sein könnte. Er weiß, dass er dafür verantwortlich ist. Daran zerbricht er innerlich. Er bleibt in Auschwitz, bis das Lager von der russischen Armee befreit wird.

Hauptpersonen (Kinder)

Bruno in Berlin

  • ist zu Beginn der Geschichte neun Jahre alt, geboren am 15. April 1934
  • ist für sein Alter recht klein, weiß sich aber zu behaupten
  • liebt es, jeden Winkel seines großbürgerlichen Zuhauses zu »erforschen«
  • ist Mutters »Liebling« und hängt an seiner Großmutter
  • hat ein distanziertes Verhältnis zu seinem Vater, einem hohen SS-Offizier, ist aber stolz auf ihn und verteidigt ihn
  • zankt sich oft mit seiner großen Schwester, hat ein wenig Angst vor ihr
  • hat Schulfreunde, mit denen er Pläne ausheckt

Bruno in »Aus-Wisch«

  • fühlt sich unwohl in der neuen Umgebung, spürt die Kälte, leidet an Langeweile und Einsamkeit
  • vermisst sein Zuhause, die Freunde und die Großmutter
  • wirkt naiv, versteht nicht, was im Lager vor seinem Fenster geschieht
  • versteht Schmuel und dessen Leben im Lager nicht, vergleicht dessen Situation ständig mit seiner eigenen
  • realisiert nicht, dass Schmuel Hunger leidet, und isst die mitgebrachten Lebensmittel unterwegs auf
  • spürt, dass die Freundschaft zu Schmuel sein Geheimnis bleiben muss, schämt sich gleichwohl, weil er Schmuel verleugnet hat
  • begreift selbst während der »Erforschung« des Lagers nicht den Ernst der Situation

Schmuel

  • Sohn eines jüdischen Uhrmachers aus dem polnischen Krakau, musste unfreiwillig sein Zuhause verlassen
  • hat am selben Tag Geburtstag wie Bruno
  • leidet im Konzentrationslager unter der Trennung von seiner Mutter, unter Hunger, den brutalen Soldaten, später unter dem Verlust von Großvater und Vater
  • ist ebenso einsam wie Bruno und findet Trost in der Freundschaft
  • geht ein hohes Risiko ein, um Bruno jeden Tag zu treffen
  • ist ebenso naiv wie Bruno, als er diesem hilft, ins Lager zu gelangen

Gretel

  • Schwester von Bruno, zu Beginn zwölf Jahre alt
  • muss ihr glückliches Heim in Berlin und ihre Freundinnen verlassen
  • ist einsam in »Aus-Wisch«, kann sich keinen Reim auf die neue Umgebung machen, tröstet sich mit ihren Puppen
  • behandelt den »kleinen Bruder« herablassend, streitet oft, hängt aber an ihm, ohne sich dessen bewusst sein
  • kommt in die Pubertät und verändert sich: flirtet mit Oberleutnant Kotler, packt die Puppen weg, gibt sich erwachsen und wissend, auch in Bezug auf das Lager

Hauptpersonen (Erwachsene)

Vater (Lagerkommandant)

  • ist beim Führer hoch angesehen und macht Karriere im Nationalsozialismus
  • tritt streng und autoritär auf, verlangt Gehorsam sowohl von Soldaten als auch von seiner Frau und den Kindern
  • steht innerhalb der Familie abseits, wird aber geschätzt und respektiert (Bruno verteidigt ihn vehement)
  • hat Maria und ihrer Mutter in einer Notlage geholfen
  • zeigt sich einsichtig im Streit um die Rückkehr der Familie nach Berlin, entscheidet zum Wohl der Kinder
  • zerbricht am Tod seines Sohnes, den er zu verantworten hat

Mutter

  • steht der Karriere ihres Mannes kritisch gegenüber, fügt sich aber seinen Entscheidungen
  • versucht, innerhalb der Familie ausgleichend zu wirken (im Streit mit der Großmutter, angesichts von Brunos Unzufriedenheit)
  • verbirgt ihre eigenen Probleme, flüchtet sich in Alkohol und depressive Zustände sowie eine große Vertrautheit (Affäre?) mit Oberleutnant Kotler
  • schützt die jüdische Küchenhilfe Pawel vor der Übermacht ihres Ehemannes
  • begehrt nach einem Jahr auf und setzt sich für die Rückkehr nach Berlin und das Wohl der Kinder ein

Großmutter

  • heute etwa 62 Jahre alt; war in ihren jungen Jahren eine erfolgreiche Sängerin
  • kümmert sich liebevoll um ihre Enkel, übt mit ihnen Theaterstücke ein, weckt das Interesse der Kinder für Kunst und individuellen Ausdruck
  • bildet den Gegenpol zur fantasielosen und befehlerischen Welt der Soldaten und den Zwängen des Nationalsozialismus
  • lehnt den Nationalsozialismus in allen Erscheinungsformen entschieden ab
  • vertritt ihre Meinung freimütig in der Familie und nimmt dafür den Bruch mit ihrem Sohn in Kauf

Maria

  • seit sechs Jahren das Dienstmädchen der Familie, geht mit von Berlin nach Auschwitz
  • empfindet Dankbarkeit gegenüber dem Kommandanten, der ihrer Mutter und ihr aus einer Notlage geholfen hat
  • wird von der Mutter und Gretel als Dienstbotin behandelt, Bruno dagegen betrachtet sie als Vertraute
  • ist der Familie gegenüber zurückhaltend und loyal
  • ist mit den politischen Verhältnissen nicht einverstanden, sieht aber schweigend weg, und rät Bruno, dies auch zu tun

Oberleutnant Kurt Kotler

  • neunzehn Jahre alt
  • geht im Haus des Kommandanten ein und aus
  • lässt sich von Gretel anhimmeln, hat eine enge Beziehung zur Mutter, quält Bruno
  • ist äußerst brutal (erschießt einen Hund, erschlägt Pawel, misshandelt Schmuel)
  • wird gegen Ende der Geschichte versetzt, möglicherweise strafversetzt

Zitate und Textstellen

»Aber wo genau lag der Unterschied, fragte er sich. Und wer entschied, welche Leute die gestreiften Anzüge und welche Leute die Uniformen trugen?«
Kapitel 9
»Der Zaun ist nicht da, um zu verhindern, dass wir auf die andere Seite gehen. Er soll verhindern, dass sie auf unsere Seite kommen.«
Kapitel 16
»Mit den richtigen Kleidern fühlst du dich wie die Person, die du vorgibst zu sein.«
Kapitel 19

Kritik und Rezeption

Das Werk wird bis heute unterschiedlich aufgenommen. Begeisterung, Auszeichnungen und Preise auf der einen, kritische Stimmen auf der anderen Seite. Rezensenten stellen die Frage, ob das Grauen des Holocaust literarisch als Kinderabenteuer behandelt werden darf. Vielleicht um Gegnern den Wind aus den Segeln zu nehmen, hat Autor John Boyle seine Geschichte als Fabel bezeichnet. Ihm gehe es um eine »Moral«, wie er 2006 in einem Interview auf der Internet-Plattform Teenreads.com sagte.

»My understanding of the ›fable‹ is a piece of fiction that contains a moral. I hope that the moral at the center of THE BOY IN THE STRIPED PAJAMAS is self-evident to readers.«
John Boyne im Interview mit teenreads.com

Verfilmung

John Boynes Roman wurde vielfach ausgezeichnet. Er schaffte es 2008 auf die Shortlist für den den Deutschen Jugendliteraturpreis. Ein Erfolg wurde auch die britische Verfilmung von Mark Herman aus dem Jahr 2008. Im Mai 2009 kam der Streifen in die deutschen Kinos. Der Nachwuchsschauspieler Asa Butterfield übernahm die Rolle des Bruno, Vera Farmiga war seine Mutter. Der polnisch-jüdische Schmuel wurde von Jack Scanlon gespielt.

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