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Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen

Mirjam Presslers Roman »Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen« erschien 1994. Protagonistin und Ich-Erzählerin ist die zwölfjährige Halinka, ein jüdisches Mädchen polnischer Herkunft, das 1952 in einem Kinderheim in der Nähe von Schwetzingen lebt. In siebzehn Kapiteln – überschrieben mit Alltagsweisheiten von Halinkas geliebter Tante Lou – wird erzählt, wie das […]

Werkdaten

Titel
Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen
Autorin
Gattung/Textsorte
Erscheinungsjahr
1994
Originalsprache
Deutsch

Inhaltsangabe

Mirjam Presslers Roman »Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen« erschien 1994. Protagonistin und Ich-Erzählerin ist die zwölfjährige Halinka, ein jüdisches Mädchen polnischer Herkunft, das 1952 in einem Kinderheim in der Nähe von Schwetzingen lebt. In siebzehn Kapiteln – überschrieben mit Alltagsweisheiten von Halinkas geliebter Tante Lou – wird erzählt, wie das anfangs verschlossene und misstrauische Mädchen seinen Weg in der Gemeinschaft geht und dem Glück begegnet.


Halinka wohnt seit zwei Jahren im Heim, weil ihre Mutter nicht für sie sorgen kann. Tante Lou, die Schwester der Mutter, würde Halinka gern zu sich nehmen. Sie hat jedoch keine Zeit für sie, da sie ihren Lebensunterhalt verdienen muss. Halinka hofft, dass Tante Lou bald einen Mann findet, der sie versorgt.

Als die Erzieherin Fräulein Urban im Heim Freiwillige für eine Straßensammlung zugunsten des Müttergenesungswerks sucht, melden sich auch Halinka und Elisabeth. Wer das meiste Geld sammelt, soll einen Preis bekommen. Halinka ist fest entschlossen, Sammelkönigin zu werden.

Im Heim ist Halinka eine der Kleinen und kann sich gegen die gefräßige Duro oder die boshafte Elisabeth nicht wehren. Sie bleibt oft hungrig, hat keine Freundin und ihr einziger Besitz sind eine bunte Decke von Tante Lou und ein Taschenmesser. Manchmal beneidet sie andere Mädchen um deren Schätze. Halinka mag Renate, die sich jeden Abend in den Schlaf weint. Als Freundin käme sie allerdings nicht in Betracht, weil sie nicht stark genug ist.

Auf dem Kofferspeicher hinter dem Handarbeitssaal hat Halinka sich ein Versteck eingerichtet. Nachts schleicht sie dorthin, macht bei Kerzenlicht Notizen in ihrem »Gedankenbuch« und schnüffelt an einer Dose mit Klebstoff. Aus der Bibliothek leiht Halinka sich immer wieder ihr Lieblingsbuch »Huckleberry Finn« aus. Sie träumt von einem freien Leben, wie Huckleberry Finn es führt.

Halinka hat die geliebte Tante seit neun Wochen nicht besuchen können, denn diese kann das Fahrgeld für Halinka nicht aufbringen. Am Ende der Straßensammlung ist Halinkas Büchse viel schwerer als die von Elisabeth. In der Nacht nimmt Halinka die volle Sammelbüchse und das Taschenmesser mit in ihr Versteck. Ihre Sehnsucht nach Tante Lou ist so groß, dass sie die Büchse aufbricht, um zehn Mark Fahrgeld herauszunehmen. Sie meint, ein Recht auf das Geld zu haben. Mit viel Mühe gelingt es ihr, die Büchse so aussehen zu lassen, als sei die Plombe nicht beschädigt. Trotzdem wird ihr übel vor Angst, dass jemand etwas bemerkt.

Als Renate am nächsten Abend wieder weint, tröstet Halinka sie und nimmt sie mit zu ihrem Geheimplatz. Am Morgen ist Halinka das nächtliche Zusammensein mit Renate peinlich und sie weicht ihr aus. Als Elisabeth aber beginnt, Renate zu beleidigen und zum Weinen zu bringen, greift Halinka Elisabeth an. Es kommt zu einer Prügelei, bei der beide Mädchen sich so verletzen, dass sie ärztlich behandelt werden müssen.

Halinka weiß jetzt, dass sie sich wehren kann und sich nicht alles gefallen lassen muss. Während sie sich auf der Krankenstation erholt, kommt Renate zu ihr und schenkt ihr eine kleine Puppe. Die beiden vertrauen sich ihre größten Geheimnisse an und werden Freundinnen.

Als Strafe für die Prügelei muss Halinka zwei Wochen Küchendienst machen. Da sie der Anlass für den Kampf war, übernimmt Renate die Hälfte von Halinkas Strafe und gemeinsam erscheinen sie bei Frau Schmuck zum Kartoffelschälen. Diese ist nett und verwöhnt die Mädchen mit Butterbroten und Bananen.

Halinka hat das meiste Geld gesammelt und erhält den Preis: einen Ausflug in den Schwetzinger Schlosspark. Eigentlich hätte sie lieber ein Buch gehabt, doch dann macht ihr der Ausflug große Freude. Er eröffnet ihr eine neue Welt und die Schönheit einer Statue im Schlosspark rührt sie zu Tränen. Als Fräulein Urban sie unterwegs fragt, warum sie die Sammelbüchse geöffnet habe, gibt sie den Diebstahl nicht zu.

Noch ganz erfüllt von dem Tag im Schlosspark, erhält Halinka einen Brief von Tante Lou mit zehn Mark für eine Fahrkarte. Sie darf ihre Tante am Wochenende besuchen. Halinka fällt ein, dass sie jetzt Fahrgeld für zwei hat, und Tante Lou erlaubt, dass sie ihre Freundin Renate mitbringt.


Einfühlsam und in einer altersgerechten Sprache schildert Mirjam Pressler das Schicksal eines Flüchtlingskindes im Nachkriegsdeutschland. Im Alter von nur zwölf Jahren hat Halinka bereits die Härten des Lebens kennengelernt, doch lässt sie sich nicht unterkriegen. Sie zeigt, dass es auch aus einer schwierigen Situation Auswege geben kann. Der Roman wurde 1995 sowohl mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis als auch mit dem Preis »La vache qui lit« der Stadt Zürich ausgezeichnet.

Veröffentlicht am 8. Juli 2014. Zuletzt aktualisiert am 27. September 2022.

Autorin des Werkes

Deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin
Mirjam Pressler (1940–2019) war eine erfolgreiche deutsche Jugendbuchschriftstellerin. Bekannt war sie darüber hinaus als renommierte Übersetzerin von Büchern aus dem Hebräischen ins Deutsche.

Kapitelüberschriften

Alltagsweisheiten von Halinkas Tante Lou:

  1. Wenn man nicht beißen kann, soll man die Zähne nicht zeigen
  2. Fünf Minuten im Garten Eden sind besser als ein ganzes Leben in der Hölle
  3. Wer arm ist, braucht keine Angst vor Dieben zu haben
  4. Wer von Palästen träumt, verliert seinen Platz in der Hütte
  5. Wer eine fette Gans schlachten will, muss sie erst mal gut füttern
  6. Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen
  7. Wenn die Gedanken dunkel sind, kann es im Herzen nicht hell sein
  8. Nur wer sich nach dem Taler bückt, kann ihn auch in die Tasche stecken
  9. Selbst im Garten Eden wäre es nicht gut, allein zu sein
  10. Hat man erst Brot, findet man auch ein Messer
  11. Kuh geschoren, Schafbock gemolken
  12. Lieber einen Armen zum Freund als einen Reichen zum Feind
  13. Ein geprügelter Hund leckt nicht die Hand, die den Stecken hält
  14. Von was träumt das Huhn? Von Hirse, immer nur von Hirse
  15. Wenn einer die Kuh bei den Hörnern hält, kann ein andrer sie melken
  16. Gott wartet lange und bezahlt mit Prozenten
  17. Was braucht man Honig, wenn auch Zucker süß schmeckt?
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