Der Dichter und Dramatiker Samuel Barclay Beckett wurde 1906 in Foxrock bei Dublin geboren und starb 1989 in Paris. Er gilt als einer der bedeutendsten Autoren des absurden Theaters sowie des 20. Jahrhunderts überhaupt. 1969 wurde Beckett mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Einem breiten Publikum ist er vor allem durch seine Dramen, insbesondere »Warten auf Godot«, bekannt. Sein Werk umfasst aber auch Prosa und Lyrik.
Kindheit und Erziehung
Samuel Beckett wurde am 13. April 1906 in Foxrock bei Dublin geboren. Er war das zweite Kind des wohlhabenden anglikanischen Ehepaars May und William Beckett. In der Schule fiel er durch seine hervorragenden sportlichen Leistungen auf. Mit dreizehn Jahren kam er in das Internat Portora Royal School in Enniskillen/Fermanagh, das etwa 50 Jahre zuvor auch Oscar Wilde besucht hatte.
Studium und literarische Anfänge
Ab 1923 studierte Beckett romanische Sprachen und Englisch am Trinity College in Dublin. Bildungsreisen führten ihn 1926 und 1927 nach Frankreich, Venedig und Florenz. Nach Abschluss seines Studiums als Jahrgangsbester im Jahre 1927 arbeitete Beckett zunächst als Gymnasiallehrer in Belfast, dann zwei Jahre als Englischlektor an der renommierten École normale supérieure in Paris. Er fand Zugang zum Pariser Künstlerleben und lernte seinen vierundzwanzig Jahre älteren und berühmten Landsmann James Joyce kennen. Die Begegnung machte einen starken Eindruck auf Beckett und er arbeitete eine Zeit lang als dessen Sekretär.
Ab 1929 erschienen erste Publikationen von Beckett; wiederholt wurden seine Werke jedoch von den Verlegern zurückgewiesen. Dies führte dazu, dass Beckett seinen 1932 entstandenen Roman »Traum von mehr bis minder schönen Frauen« gar nicht erst einreichte; das Werk wurde 1992 aus dem Nachlass veröffentlicht. 1930 kehrte Beckett als Assistent an das Trinity College in Dublin zurück, konnte sich aber nur schwer wieder eingewöhnen. Im selben Jahr gewann er mit dem Gedicht »Whoroscope« einen Lyrikwettbewerb.
Infolge psychosomatischer Erkrankungen beschloss Beckett Ende 1931 seine akademische Laufbahn zu beenden. Er unternahm Reisen nach Deutschland und Frankreich. Nach dem Tod seines Vaters und seiner Jugendliebe Peggy Sinclair im Jahre 1933 verstärkten sich Becketts gesundheitliche Probleme. Er begann eine psychotherapeutische Behandlung in London. Während einer sechsmonatigen Deutschlandreise 1936/37 traf er sich mit Künstlern und beobachtete die Kulturszene. Die Veränderungen, die die Herrschaft der Nazis mit sich brachte, kommentierte er mit Schärfe.
1937 zog Beckett endgültig nach Paris, wo er der jungen Pianistin Suzanne Deschevaux-Dumesnil begegnete, die vierundzwanzig Jahre später seine Ehefrau werden sollte. Er lernte die Künstler Alberto Giacometti and Marcel Duchamp kennen und hatte eine kurze Affäre mit Peggy Guggenheim.
Zweiter Weltkrieg
Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs hielt Beckett sich in Irland auf, reiste jedoch unverzüglich zurück nach Paris. Während der deutschen Besatzung arbeiteten Beckett und Suzanne für eine Widerstandsgruppe der Résistance. Zahlreiche Mitglieder ihrer Gruppe wurden verhaftet, doch Beckett und Suzanne konnten in Roussillon im unbesetzten Südfrankreich untertauchen. Dort arbeitete Beckett an seinem Roman »Watt«.
Literarischer Durchbruch und erfolgreiche Jahre
Nach dem Krieg entschied sich Beckett für einen eigenen Stil, mit dem er sich von James Joyce absetzen wollte: Laut Becketts Biografen James Knowson wählte Beckett bewusst die Verknappung und das Weglassen. Zurück in Paris im Jahre 1946 begann Beckett konsequent auf Französisch zu schreiben. Eine etwa fünfzehn Jahre umfassende, sehr produktive Periode nahm ihren Anfang mit dem Roman »Mercier und Camier«, mehreren Novellen und Kunstkritiken.
Am 5. Januar 1953 wurde »Warten auf Godot« im Pariser Théâtre de Babylone uraufgeführt und begründete Becketts Ruhm als Autor des absurden Theaters. Dieselbe Endzeitstimmung wie in »Warten auf Godot« findet sich auch in den Stücken »Endspiel«, »Das letzte Band« oder »Glückliche Tage«. Alle handeln von der Sinnlosigkeit des menschlichen Daseins, von Verzweiflung angesichts einer Welt, die gleichermaßen unbegreiflich und gleichgültig ist.
Becketts vielbeachtete Prosawerke jener Zeit sind die Romane »Molloy« (1951), »Malone stirbt« (1952) und »Der Namenlose« (1953), die zunehmend karg und puristisch werden. Sie sind pessimistisch und hoffnungslos, gleichwohl aber gekennzeichnet von einem unerklärlichen Überlebens- oder Durchhaltewillen.
Späte Jahre und Tod
Im Jahre 1961 heiratete Beckett Suzanne Deschevaux-Dumesnil. Kurz zuvor hatte er eine Beziehung zu Barbara Bray begonnen, die als Dramaturgin für den BBC arbeitete. Beiden Frauen blieb Beckett bis zu seinem Tod verbunden. 1969 erhielt Beckett den Nobelpreis für Literatur.
Bereits 1956 hatte Beckett mit »Alle die da fallen« sein erstes Hörspiel geschrieben; die Ursendung war 1957. In den folgenden Jahren verfasste er weitere Hörspiele und zahlreiche Theater- und Fernsehstücke, die zum Teil von ihm selbst inszeniert wurden. Seine Stücke wurden auffallend minimalistisch und bestanden zum Teil nur aus einer einzigen Kameraeinstellung oder aus wenigen Worten. 1982 widmete er dem inhaftierten tschechischen Schriftsteller und Menschenrechtler Václav Havel das kurze Stück »Katastrophe«.
Suzanne starb im Juli 1989, Samuel Beckett am 22. Dezember 1989. Das Grab der beiden befindet sich auf dem Cimitière Montparnasse in Paris. Barbara Bray starb im Jahre 2010 in Edinburgh.