Carl Zuckmayer war ein deutscher Schriftsteller. Er wurde 1896 in Nackenheim in der Nähe von Mainz geboren und starb 1977 im schweizerischen Wallis. Zu seinen größten Erfolgen gehörten die Theaterstücke »Der Hauptmann von Köpenick« (1931) und »Des Teufels General« (1946). Zuckmayer erhielt zahllose deutsche sowie internationale Preise und Auszeichnungen. Seine 1966 erschienene Autobiografie »Als wär’s ein Stück von mir« ist ein Longseller auf dem Buchmarkt.
Kindheit und Schulzeit (1896 bis 1914)
Carl Zuckmayer wurde am 27. Dezember 1896 als zweiter Sohn des Herstellers von Flaschenkapseln Carl Zuckmayer sen. und dessen Frau Amelie Friederike Auguste Zuckmayer, geb. Goldschmidt, im rheinhessischen Nackenheim geboren. Gemeinsam mit seinem sechs Jahre älteren Bruder Eduard verlebte er eine glückliche Kindheit in Nackenheim und Mainz. Schon früh erwachte sein Interesse an Literatur. Zwischen 1909 und 1912 entstanden erste eigene Arbeiten, darunter das Naturgedicht »Frühling« und die Prosaskizze »Herbst«. Das Gymnasium beendete Zuckmayer nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 mit einem sogenannten Notabitur.
Der Erste Weltkrieg (1914 bis 1918)
Zuckmayer meldete sich als Freiwilliger für den Krieg; angesichts der Kriegsgreuel begann er jedoch schon bald, seine Entscheidung zu hinterfragen. Er diente als Leutnant an der Westfront, wo er jede freie Minute zwischen den Schlachten mit dem Lesen von Büchern verbrachte. Seine Kriegserfahrungen verarbeitete er unter anderem in dem 1916 entstandenen Gedichtzyklus »Passion«. Im Herbst 1918 wurde Zuckmayer mit mehreren Auszeichnungen für Tapferkeit aus der Armee entlassen.
Erste Arbeiten und literarischer Durchbruch (1918 bis 1925)
Nach Kriegsende studierte Zuckmayer an den Universitäten in Frankfurt/Main und Heidelberg, wo er unterschiedliche Fächer belegte. Sein Hauptinteresse galt nach wie vor der Literatur. Als 1920 sein erstes Drama »Kreuzweg« in Berlin angenommen wurde, siedelte Zuckmayer in die Hauptstadt über. Der Erfolg blieb aus und in der Folge finanzierte Zuckmayer seinen Lebensunterhalt als freier Schriftsteller mit literarischen Gelegenheitsarbeiten. 1922 erhielt er ein Engagement als Dramaturg am Städtischen Theater in Kiel; ab 1923 arbeitete er am Schauspielhaus in München, wo er sich mit Bertolt Brecht anfreundete. Zusammen mit diesem ging er im folgenden Jahr ans Deutsche Theater in Berlin.
Mit der Komödie »Der fröhliche Weinberg« gelang Zuckmayer der literarische Durchbruch. Die Uraufführung fand am 22. Dezember 1925 im Berliner Theater am Schiffbauerdamm statt. Das Stück erlebte eine beispiellose Aufführungsserie und wurde schnell zum erfolgreichsten deutschen Theaterstück der 1920er Jahre. Für das Stück wurde der Autor mit dem renommierten Kleist-Preis ausgezeichnet.
Weitere Erfolge (1926 bis 1933)
In den folgenden Jahren entstanden Gedichte und Arbeiten für Funk und Film. Zuckmayer erfuhr große Anerkennung, sowohl als Theater- als auch als Prosaschriftsteller und war einer der bestverdienenden Autoren der Weimarer Republik. Zusammen mit Karl Gustav Vollmoeller verfasste er 1930 das Drehbuch zum Film »Der blaue Engel« mit Marlene Dietrich und Emil Jannings in den Hauptrollen. Regie führte Joseph von Sternberg. Zuckmayers zweiter großer Bühnenerfolg wurde »Der Hauptmann von Köpenick«, eine Satire auf den preußischen Militarismus und Bürokratismus. Die Uraufführung fand 1931 statt. 1932 erschien die Novelle »Die Affenhochzeit«.
Zeit des Nationalsozialismus (1933 bis 1945)
Im österreichischen Exil
Als Sohn einer jüdischen Mutter und wegen seiner offener Ablehnung des NS-Regimes erhielt Zuckmayer bald nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ein Aufführungsverbot. Seine finanzielle Situation verschlechterte sich schlagartig. Mit seiner Familie zog er nach Österreich, lebte in Wiesmühl bei Salzburg und in Wien. In Deutschland galt er als unerwünschter Autor und konnte nicht verhindern, mit einem Publikationsverbot belegt zu werden. Um seine und die Existenz seiner Familie zu sichern, schrieb Zuckmayer vermehrt Drehbücher für Filme.
Exil in der Schweiz
Nach dem »Anschluss« Österreichs an das Deutsche Reich floh Carl Zuckmayer 1938 unter abenteuerlichen Umständen in die Schweiz. Sein gesamtes Vermögen musste er dabei zurücklassen. Aus dem Exil übte Zuckmayer scharfe Kritik an der NS-Herrschaft mit der Folge, dass sein Werk in die »Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums« aufgenommen wurde. Dies kam einem Gesamtverbot gleich. Im Mai 1939 wurde Carl Zuckmayer die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt.
Im amerikanischen Exil
Mit seiner Familie emigrierte Zuckmayer 1939 auf Umwegen in die USA. Trotz großer Bemühungen gelang es ihm nicht, sich in Amerika als Schriftsteller zu etablieren. Schließlich siedelte er mit seiner Familie nach Vermont um und begann, eine Farm zu bewirtschaften. In dieser schwierigen Zeit begann Zuckmayer mit der Arbeit an dem Drama »Des Teufels General«, das er 1945 abschloss. Räumlich weit weg und innerlich seiner Heimat sehr nah schildert der Autor den unlösbaren Konflikt eines Fliegergenerals, in Nazi-Deutschland Dienst zu tun und gleichzeitig seinem Gewissen zu folgen. Als sich im Winter 1944/45 das Kriegsende abzeichnete, konzentrierte Zuckmayer sich wieder zunehmend auf seine literarische Arbeit und fing an, seine Rückkehr nach Deutschland vorzubereiten.
Nachkriegszeit (ab 1946)
1946 erhielt Carl Zuckmayer die amerikanische Staatsbürgerschaft und wurde als Kulturbeauftragter des dortigen Kriegsministeriums nach Berlin geschickt. Erschüttert von den Zerstörungen in seiner Heimat verfasste er den erst 2004 veröffentlichten »Deutschlandbericht«. Im Dezember 1946 wurde »Des Teufels General« in Zürich uraufgeführt, im November fand die deutsche Erstaufführung in Hamburg statt. Auch Zuckmayers Stücke aus der Vorkriegszeit wurden erfolgreich wiederaufgenommen. Von nun an lebten er und seine Frau abwechselnd in den USA und in Europa. In Deutschland warb Zuckmayer um Verständnis für die amerikanische Besatzung.
Carl Zuckmayer war zeitlebens ein Verehrer des 1946 verstorbenen Gerhart Hauptmann. Auf Wunsch dessen Familie vollendete Zuckmayer Hauptmanns Stück »Herbert Engelmann«, das am Wiener Burgtheater uraufgeführt wurde.
1950 wurde Zuckmayers Stück »Der Gesang im Feuerofen« in Göttingen uraufgeführt. Im selben Jahr erschienen seine »Gesammelten Werke« in drei Bänden. Damit fand der Schriftsteller nach der langen Zeit im Exil wieder seinen Platz auf dem deutschen Buchmarkt. In den folgenden Jahren erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt und das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern.
Anerkennung in Deutschland
Carl Zuckmayer arbeitete auch weiterhin in allen Literaturgattungen. Er schrieb Lyrik und Prosa, verfasste Dramen und Drehbücher und war ein anerkannter Repräsentant der deutschen Literatur. In Amerika dagegen blieb Zuckmayer erfolglos. 1958 verließ er endgültig die USA und übersiedelte nach Saas-Fee im schweizerischen Kanton Wallis. In den folgenden Jahrzehnten wurde der gefeierte Schriftsteller zunehmend auch zu einer moralischen Autorität in Deutschland und Europa.
Die Uraufführung des Theaterstücks »Das Leben des Horace A. W. Tabor«, basierend auf der wahren Geschichte vom Aufstieg und Fall des amerikanischen »Silberkönigs«, fand 1964 in der Schweiz statt; zu der von Zuckmayer erhofften Inszenierung in den USA kam es jedoch nicht. Im selben Jahr begann der Schriftsteller mit der Arbeit an seiner Autobiografie »Als wär’s ein Stück von mir«, die bei ihrer Veröffentlichung 1966 ein großer Erfolg wurde und seither blieb. In jenem Jahr wurde Zuckmayer und seiner Frau auch die schweizerische Staatsbürgerschaft zuerkannt.
Carl Zuckmayer starb nach kurzer Krankheit am 18. Januar 1977 in Visp/Wallis im Alter von 80 Jahren. Seine Grabstätte befindet sich in Saas-Fee.
Werke von Carl Zuckmayer (Auswahl)
1921
Kreuzweg. Drama (München: Kurt Wolff; Uraufführung am 20. Dezember 1920 am Staatlichen Schauspielhaus Berlin)
1925
Der fröhliche Weinberg. Lustspiel in drei Akten (Berlin: Propyläen Verlag; Uraufführung am 22. Dezember 1925 am Theater am Schiffbauerdamm)
1927
Schinderhannes. Schauspiel in vier Akten (Berlin: Propyläen; Uraufführung am 14. Oktober 1927 am Lessingtheater, Berlin)
1931
Der Hauptmann von Köpenick. Ein deutsches Märchen in drei Akten (Berlin: Propyläen; Uraufführung am 5. März 1931 im Deutschen Theater, Berlin)
1932
Die Affenhochzeit. Novelle (Berlin: Propyläen)
1946
Des Teufels General. Drama in drei Akten (Stockholm: Bermann-Fischer)
1947-1952
Gesammelte Werke in vier Einzelbänden (Die Deutschen Dramen, Gedichte 1916-1948, Komödie und Volksstück und Die Erzählungen)
1950
Der Gesang im Feuerofen. Drama in drei Akten (Frankfurt/Main: S. Fischer)
1959
Die Fastnachtsbeichte. Eine Erzählung (Frankfurt/Main: S. Fischer)
1962
Mainzer Umzug für Singstimmen, gemischten Chor und Orchester. Von Carl Zuckmayer und Paul Hindemith (Mainz: B. Schott’s Söhne)
Ein voller Erdentag. Zu Gerhart Hauptmanns hundertstem Geburtstag (am 15. November 1962) in Köln, Wien und Zürich, Festrede (Frankfurt/Main: S. Fischer)
1964
Das Leben des Horace A. W. Tabor. Ein Stück aus den Tagen der letzten Könige (Frankfurt/Main: S. Fischer)
1966
Als wär’s ein Stück von mir. Horen der Freundschaft (Autobiographie) (Frankfurt/Main: S. Fischer)