Der Pilot und Schriftsteller Antoine Jean-Baptiste Marie Roger Graf de Saint-Exupéry wurde am 29. Juni 1900 in Lyon geboren. In Frankreich gehört er seit Langem zu den meistgelesenen Autoren. In seinen Büchern reflektiert Saint-Exupéry seine Erlebnisse als Pionier der Luftfahrt und damit verbundene Grenzerfahrungen wie Einsamkeit und Lebensgefahr. Werke wie »Nachtflug« (im Original: »Vol de Nuit«) oder »Wind, Sand, Sterne« (im Original: »Terre des Hommes«) wurden schon zu Lebzeiten des Autors ausgezeichnet. Die Lektüre seiner Bücher und Briefe zeigen Saint-Exupéry als einen Moralisten im besten Sinne, dem Dienst am Menschen verpflichtet. Vielleicht ist es die Einheit von Leben und Werk, die zu der anhaltenden Beliebtheit des Autors beiträgt.
Antoine de Saint-Exupéry gilt seit dem 31. Juli 1944 als vermisst.
Kindheit und Schulzeit
Antoine Jean-Baptiste Marie Roger Graf de Saint-Exupéry wurde am 29. Juni 1900 in Lyon geboren. Er verlor früh seinen Vater und wurde von der Mutter aufgezogen. In Lyon und auf den Landgütern der Familie in Südfrankreich verlebte er eine behütete Kindheit. Auch während seiner späteren Schulzeit in einem Jesuitenkolleg und in katholischen Internaten stand der eigenwillige Junge unter dem Schutz der Mutter. Zeitlebens verband die beiden eine enge Beziehung.
Auf dem Weg zum Piloten
Nach der Reifeprüfung 1917 bemühte Saint-Exupéry sich um Aufnahme in die Marineschule École Navale, scheiterte jedoch an den Eingangsprüfungen. Auch die Pariser École des Beaux-Arts verließ Saint-Exupéry 1921 ohne Abschluss. Während des anschließenden Militärdienstes in Straßburg wurde er zum Flugzeugmechaniker ausgebildet. 1921 erwarb er den Flugzeugführerschein für die zivile, 1922 für die militärische Luftfahrt.
Südkurier (1928)
Nach einem unbefriedigenden Intermezzo als kaufmännischer Angestellter wurde Saint-Exupéry 1926 von der einflussreichen Fluggesellschaft Latécoère eingestellt. Seine Fliegerlaufbahn begann als Pilot der Postflüge zwischen Toulouse, Dakar und Casablanca. Von 1927 bis 1929 war er Leiter des Wüstenflugplatzes Kap Juby im marokkanischen Aufstandsgebiet. In dieser Zeit entstand sein Buch »Südkurier« (im Original: »Courier Sud«), in dessen Mittelpunkt das Fliegen und eine unglückliche Liebe stehen.
Nachtflug (1930)
Unter der Leitung von Saint-Exupéry wurden 1929 bis 1931 von Buenos Aires aus Flugpost- und Luftfrachtlinien eingerichtet. Als Direktor bei der Aeroposta Argentina war er verantwortlich für die ersten Nachtflüge, die mit hohen Risiken einhergingen. Seine Erlebnisse und Erfahrungen hat er in dem 1930 veröffentlichten Roman »Nachtflug« (im Original: »Vol de Nuit«) verarbeitet. Damit gelang Saint-Exupéry der literarische Durchbruch. Der Roman wurde 1931 mit dem renommierten »Prix Femina« ausgezeichnet und 1933 mit Clark Gable, Helen Hayes und weiteren Stars verfilmt.
Wind, Sand, Sterne (1939)
Nach seiner Heirat 1931 arbeitete Saint-Exupéry zunächst wieder als Streckenpilot in Afrika. 1934 wurde er von der neugegründeten Air France eingestellt. In den Folgejahren flog er unter anderem Langstreckenflüge nach Asien. Beim Versuch, den Streckenrekord Paris-Saigon zu brechen, stürzte Saint-Exupéry im Dezember 1935 über der Libyschen Wüste ab. Nach tagelangem Marsch durch die Wüste stieß er auf eine Karawane und wurde gerettet. Unterwegs von New York nach Feuerland überlebte Saint-Exupéry 1938 schwer verletzt einen weiteren Flugzeugabsturz in Guatemala. Während der Rekonvaleszenz beendete er die Arbeit an dem Buch »Wind, Sand, Sterne« (im Original: »Terre des Hommes«), das auf seinen Erfahrungen als Wüstenpilot beruht. Es wurde 1939 mit dem Grand Prix du Roman de l’Académie Française ausgezeichnet, obwohl es sich streng genommen nicht um einen Roman, sondern um eine Sammlung von Erzählungen handelt.
Flug nach Arras (1942)
Nach Kriegsausbruch gelang es Saint-Exupéry trotz seines Alters und schlechten Gesundheitszustandes in eine Aufklärungsstaffel aufgenommen zu werden. Nach dem deutschen Überfall auf Belgien im Mai 1940 wurde er auf einen Erkundungsflug geschickt, um Panzerbewegungen auszuspionieren. Es war ein Himmelfahrtskommando. Seine Gedanken zur Sinnlosigkeit von Krieg und zu dessen humanitären Folgen fanden später Eingang in »Flug nach Arras« (im Original: »Pilote de guerre«). Im Dezember 1940 ging Saint-Exupéry von Algerien aus ins amerikanische Exil.
Der kleine Prinz (1943)
Bis Anfang 1943 lebte Saint-Exupéry in New York. Er war in Sorge um die Zukunft der Menschheit. Gleichwohl wurde es eine literarisch produktive Zeit. Der Schilderung seiner Kriegserlebnisse folgten 1943 die zeitkritische Märchen-Erzählung »Der kleine Prinz« (im Original: »Le Petit Prince«) und das Bekenntnis zu seinem jüdischen Freund Léon de Werth »Briefe an einen Ausgelieferten« (im Original: »Lettre à un otage«). Daneben arbeitete er an dem Buch, das nach seinem eigenen Bekunden einmal Schlussstein und Gewölbe seines Gesamtwerkes werden sollte.
Stadt in der Wüste (posthum 1948)
Im Frühjahr 1943 kehrte Saint-Exupéry nach Algier zurück. Im weiteren Verlauf des Krieges war er als Aufklärungsflieger in Tunesien, auf Sardinien und Korsika stationiert. Am 31. Juli 1944 startete Saint-Exupéry vom korsischen Borgo aus zu seiner letzten Mission. Seither gilt er als vermisst. Es gibt Hinweise, dass seine Maschine in der Nähe von Marseille ins Meer gestürzt ist.
Auf Wunsch des Autors erschien sein letztes Werk erst posthum. »Stadt in der Wüste« (im Original: »La Citadelle«) ist ein buntes Mosaik aus Bildern, Legenden, Dialogen und Gebeten und gilt als Vermächtnis von Antoine de Saint-Exupéry.