In dem 2004 erschienenen Roman »Asphalt Tribe« (Originaltitel: »Can’t Get There from Here«) erzählt Morton Rhue die Geschichte einer Gruppe obdachloser Jugendlicher, die im Winter auf den eisigen Straßen New Yorks ums Überleben kämpfen. Protagonistin und Ich-Erzählerin ist die fünfzehnjährige Jesse, genannt Maybe. Die Handlung spielt in der Gegenwart.
Maggot, 2Moro, Maybe und Rainbow gehören zum »Asphalt Tribe«. Der Überfall auf einen angetrunkenen Mann in der Silvesternacht misslingt. Am Ende wirft der körperlich überlegene Mann den Jugendlichen etwas Kleingeld hin.
Der Freund von OG, der zweiundzwanzigjährige Country Club, wird von den anderen tot auf der Straße gefunden. Officer Johnson und Officer Ryan stellen fest, dass Country Club an Drogen und Hunger gestorben sei. Sie raten den Kindern, zurück in ihre Elternhäuser oder in ein Heim zu gehen.
Rainbow, Tears, 2Moro und Maybe halten sich am Abend vor dem Lokal »Good Life« auf, weil das auf die Straße fallende Licht sie vor Angriffen anderer Obdachloser schützt. Die zwölfjährige Tears ist neu in der Gruppe. Sie ist von zu Hause weggelaufen, weil ihr Stiefvater sie wiederholt sexuell belästigt hat und ihre Mutter das nicht glauben wollte. Maybe stammt aus einer Zirkusfamilie. Ihre Mutter hat sie eine unnütze Esserin genannt und weggeschickt. 2Moro und ihr Freund Jewel verdienen sich ihren Lebensunterhalt mit Prostitution.
Zwei Mitarbeiter der Jugendhilfe bieten den Kindern, die in einem leerstehenden Haus campieren, einen Schlafplatz und Essen an. Die Kinder lehnen ab, weil sie sich nicht den Regeln einer Wohngemeinschaft unterwerfen wollen.
Maybe hat ständig Bauchschmerzen vor Hunger. Aber sie ist froh, in den anderen so etwas wie eine Familie gefunden zu haben, in der einer auf den anderen aufpasst.
Maggot verdient viel Geld, indem er ahnungslosen Touristen Aspirin als Ecstasy verkauft, für den Erlös richtige Drogen beschafft und sie für das Dreifache weiterverkauft.
Rainbow und Maybe gehen in die Toilette einer öffentlichen Bibliothek und ziehen sich aus, um sich gründlich zu waschen. Rainbow hat Narben an Armen und Beinen, weil sie sich selbst verletzt. Maybe hat auf dem Rücken die Narbe von einem heißen Bügeleisen. Der Hausmeister und ein Wachmann erscheinen und verlangen von den nackten Mädchen, den verschmutzten Waschraum zu putzen. Dabei werden sie vom Hausmeister misshandelt.
Seit dem Tod von Country Club hat der schwerkranke OG einen Hund, den er Pest nennt. Als die Jugendlichen Reste aus einem Müllsack von McDonalds essen und auch Pest etwas abgeben, mischt sich eine Frau vom Tierschutzverein ein. Sie sorgt sich um die Gesundheit des Hundes.
Rainbow ist verschwunden und die hungernde und frierende Maybe sucht nach ihr. Sie weigert sich, in das Auto eines alten Mannes zu steigen, der ihr ein Bad und Essen in Aussicht stellt. Anthony dagegen, einem Mitarbeiter der Bibliothek, vertraut sie. Sie darf sich in der Bücherei aufwärmen, bekommt von Anthony zu essen und einen warmen Pullover.
Zum Schutz vor der brutalen Kälte in der Nacht bringt 2Moro ihre Freunde in einen Club. Maybe entdeckt dort Rainbow, die verändert wirkt und sie kaum erkennt. Ein brutaler Mann schlägt Maybe und behauptet, dass Rainbow ihm gehöre. Um bei der Kälte nicht draußen sein zu müssen, putzt Maybe später in der Nacht für den Besitzer eines anderen Clubs. Heimlich gönnt sie sich ein heißes Bad und erinnert sich dabei an die Zeit, als ihre Mutter sie noch lieb hatte. Am Morgen trifft sie den verzweifelten Jewel. Seine Freier finden ihn zu alt: sie wollen junge unbehaarte Körper.
Das leerstehende Haus wird geräumt und der Asphalt Tribe zieht unter die Brooklyn Bridge. Rainbow ist dem Zuhälter entkommen und wieder bei der Gruppe. Aus einer alten Zeitung erfahren Maggot, Rainbow und Maybe, dass die Leiche der erdrosselten 15jährigen 2Moro gefunden wurde.
Kälte und Hunger unter der Brücke werden unerträglich. Die Jugendlichen schlafen unter einer Plane und suchen in Mülltonnen nach Essen.
Bei einer Razzia werden Maybe und die völlig unter Drogen stehende Rainbow von Officer Ryan mitgenommen. Auf dem Revier malt ein Detective Maybe ein anderes Leben als das auf der Straße aus: Er erzählt ihr vom Meer. Rainbow wird gegen Maybes Willen in ein Krankenhaus gebracht. Maybe ist verzweifelt, denn Rainbow ist das einzige, was ihr auf der Welt geblieben ist.
Maybe wird zur Jugendhilfe gebracht. Dort ist sie gut versorgt, aber es gibt Regeln und andere Mädchen, die nichts von ihr wissen wollen. Am nächsten Tag geht sie zurück unter die Brücke, wo Jewel zunehmend von einer Traumwelt fantasiert.
Rainbow ist aus der Entzugsklinik geflohen und tot aus dem Fluss geborgen worden, teilt Officer Ryan Maybe mit.
Maggots reiche Eltern kommen zu dem Platz unter der Brücke und Maggot geht mit ihnen zurück nach Hause.
Während Anthony auf Maybes Bitte hin versucht, die Großeltern von Tears ausfindig zu machen, entdeckt Maybe den schwerkranken OG unter einem Haufen von Müll. Pest ist tot. Maybe bestellt einen Krankenwagen.
Anthony gibt sich als Tears‘ Vater aus und rettet das Mädchen aus den Händen ihres brutalen Zuhälters. Anthony und Maybe bringen Tears zurück zu ihren Großeltern nach West Virginia.
Auf der Rückfahrt nach New York bittet Maybe Anthony darum, mit ihr ans Meer zu fahren. Als sie am Strand steht, spürt sie, dass es viele Möglichkeiten gibt, zu leben. Sie will einige davon ausprobieren.
Morton Rhue schreckt nicht vor schwierigen Themen wie zum Beispiel Faschismus oder der atomaren Bedrohung zurück, was er in Büchern wie »Die Welle« oder »Über uns Stille« beweist. In »Asphalt Tribe« konfrontiert er die Leser mit der Härte des Lebens auf der Straße. Die meisten Mitglieder des »Asphalt Tribe« überleben nicht. Zwei von ihnen gehen zurück nach Hause, doch die Frage bleibt offen, ob die Probleme, wegen der sie weggelaufen sind, in Zukunft gelöst werden. Einzig für Maybe, die von sich aus bereit ist, sich auf das Leben einzulassen, zeichnet sich am Ende eine Hoffnung ab. Maybe …