Der Roman »Die Welle« (Originaltitel »The Wave«) von Morton Rhue aus dem Jahr 1981 spielt in einer US-amerikanischen Kleinstadt an einer Highschool und handelt von dem Geschichtslehrer Ben Ross, der anhand eines Experiments mit seinen Schülern die Entstehung des Nationalsozialismus dokumentiert.
In seiner Geschichtsstunde möchte Mr. Ross mit seinen Schülern das Thema des Nationalsozialismus besprechen. Er zeigt ihnen einen Film über die Verbrechen der Nationalsozialisten in Deutschland. Seine Schüler sind nach der Vorführung sehr verstört und fragen den Lehrer, wie es dazu kommen konnte und weshalb so viele Menschen einer Partei beziehungsweise einem Mann gefolgt sind.
Ben Ross versucht seinen Schülern das Verhalten der Menschen von damals zu erklären, doch er kann die Fragen seiner Schüler nicht gänzlich beantworten. Abends kommt ihm die Idee, ein Experiment mit seinen Schülern durchzuführen. Der Versuch soll den Kindern die Situation im Dritten Reich besser verdeutlichen.
Am nächsten Morgen schreibt er die Botschaft »Macht durch Disziplin« an die Tafel und erklärt seiner Klasse, dass Macht nur durch Disziplin erreicht werden kann. Anhand kleiner Aufgaben, wie aufrechtem Sitzen oder Stillsein, flößt er seinen Schülern ein, auf seine Befehle zu hören. Die Schüler, darunter der Klassenschwächste Robert Billings, sind begeistert und machen alle mit. Daraufhin stellt Ben Ross seiner Klasse die neuen Verhaltensregeln vor, an die sich alle ausnahmslos halten müssen. So zum Beispiel muss sich jeder von ihnen direkt neben das Pult stellen, wenn er eine Antwort gibt und Ben Ross darf nur noch mit Mr. Ross angesprochen werden. Dem Schüler David, einem Footballspieler, gefallen die neuen Ideen und das neue Gruppengefühl, das in der Klasse herrscht.
Mr. Ross beschließt das Experiment weiterzuführen und so schreibt er in seiner nächsten Stunde die Worte »Macht durch Gemeinschaft« an die Tafel. Daraufhin stellt er ihnen den neuen Gruß und das Symbol, eine Welle, vor. Wieder ist David begeistert von dem Gemeinschaftsgefühl und stellt die »Welle« seinen Kameraden aus der Footballmannschaft vor, sodass sich die »Welle« über den Klassenraum hinweg ausbreitet.
Davids Freundin, die Schülerin Laurie Sanders, die für die Schülerzeitung »Ente« schreibt, erzählt ihren Eltern von dem Experiment. Ihre Mutter beginnt, sich Sorgen zu machen. Sie sieht, dass die »Welle« die Schüler manipuliert. Nach dem Gespräch mit Ihrer Mutter macht auch Laurie sich Gedanken über die »Welle«.
Laurie spricht mit David über den Versuch, doch dieser steht vollends hinter der Idee, sodass Lauries Kritik an der »Welle« ihn verärgert. Laurie möchte keinen Streit mit David und lässt vom Thema ab. In der Zwischenzeit führt Ben Ross das Experiment weiter fort. Er verteilt in der Klasse Mitgliederkarten. Manche der Karten sind mit einem roten X markiert und stellen so genannte Helferkarten dar. Daraufhin schreibt er sein letztes Motto an die Tafel, die Worte »Macht durch Handeln«. Er macht den Kindern klar, dass die »Welle« nun eine eigenständige Organisation sei.
Der Lehrer bemerkt jedoch auch, dass das Experiment sich immer mehr ausdehnt, nicht nur die Schüler in seiner Klasse scheinen von der Welle angesteckt zu sein. Die »Welle« breitet sich in der ganzen Schule aus. Vor allem Robert Billings findet sich in der Organisation wieder und handelt strikt nach den vorgeschriebenen Regeln. Er wird sogar der Leibwächter von Ben Ross.
Die Situation spitzt sich mehr und mehr zu. Laurie findet auf dem Schreibtisch der Redaktion einen anonymen Brief. Dieser beschreibt, dass ein jüngerer Schüler bedroht wird, weil er nicht der »Welle« beitreten will. Lauries Zweifel wachsen, ob der Versuch eine gute Idee war und versucht mit David darüber zu sprechen. Dieser jedoch glaubt fest an die Ideen der »Welle« und lässt sich von Laurie nicht eines Besseren belehren.
Am Nachmittag findet eine Versammlung der »Welle« statt, doch Laurie nimmt nicht an dieser teil. Am Abend erfährt sie von ihrem Vater, dass nach der Versammlung ein Junge, der außerdem ein Jude ist, zusammengeschlagen wurde, weil er sich kritisch gegenüber der Organisation geäußert hat. Laurie verspricht, etwas gegen diese Auswüchse des Experiments zu unternehmen. Sie schreibt einen Artikel über die »Welle« und darüber, dass Nicht-Mitglieder zusammengeschlagen werden.
Als Mr. Ross die Zeitung am nächsten Tag liest, ist er schockiert. Er merkt, dass er zu weit gegangen ist und alles aus dem Ruder zu laufen scheint. Laurie wird derweil als Feindin bezeichnet und sogar von David verfolgt. David will Laurie zurück zur »Welle« holen, doch diese wehrt ab. Daraufhin schubst er sie auf den Boden. Erst dann merkt er, was die »Welle« aus ihm gemacht hat. Er bittet seine Freundin um Verzeihung und beide beschließen zusammen mit Mr. Ross die Welle zu beenden.
Am nächsten Tag findet eine Versammlung der »Welle« statt; die Veranstaltung ist gut besucht. Ben Ross stellt sich an das Rednerpult und kündigt den Führer an. Alle sind erstaunt und es herrscht die Meinung, dass man doch bereits einen Führer, Ben Ross, hat. Doch in dem Moment öffnen sich die Vorhänge und es erscheint ein Bild von Adolf Hitler. Alle sind verstört und Mr. Ross erklärt anhand der Ereignisse der letzten Tage das Verhalten der Menschen im Dritten Reich. Der Lehrer zieht einen Vergleich zwischen seinem Experiment und der Hitlerjugend.
Laurie und David versuchen ihren verstörten Freunden über den Schock hinwegzuhelfen. Vor allem Robert Billings ist ganz erschüttert, da er das erste Mal das Gefühl hatte, dazuzugehören. Mr. Ross nimmt sich seiner an.
Der Roman »Die Welle« zeigt anhand einer modernen Darstellung auf, wie einfach es ist, Menschen zu manipulieren und für eine Idee zu begeistern. Es werden Parallelen zur Hitler-Partei NSDAP und ihren Methoden gezogen. Es wird klar, wie nur ein Mensch eine ganze Masse für sich gewinnen konnte und den Menschen seine Ideologie einflößen konnte. Vor allem Menschen mit mangelnder Selbstsicherheit und ohne festes Lebensziel, wie in dem Fall Robert Billings, finden sich in einer solchen Organisation wieder, da durch das Gruppen- und Gleichheitsgefühl, sie nun endlich wahrgenommen werden. Morton Rhues Werk »Die Welle« macht darauf aufmerksam, dass man die von einer Diktatur ausgehende Gefahr auch heute nicht unterschätzen sollte.
Hintergrundinformationen
Der Roman »Die Welle« beruht auf einer wahren Begebenheit. Das im Buch geschilderte Experiment gab es wirklich und wurde im Jahre 1967 unter dem Namen »The Third Wave« vom Geschichtslehrer Ron Jones an der »Cubberly High School« im kalifornischen Palo Alto durchgeführt.