Der französische Schriftsteller Gustave Flaubert (1821 – 1880) wurde vor allem als Autor der Romane »Madame Bovary«, »L’Éducation sentimentale« und »Salammbô« bekannt. Neben Balzac und Stendhal gehört er zu den großen Realisten der französischen Literatur und prägte mit seinem Werk einen völlig neuen Erzählstil, der die Entwicklung des europäischen Romans entscheidend beeinflusste.
Kindheit und Jugend (1821 – 1840)
Gustave Flaubert wurde am 12. Dezember 1821 in Rouen in der Normandie geboren. Sein Vater war Chefarzt an der städtischen Klinik. Flaubert galt als talentierter, aber undisziplinierter Schüler, der sich lieber mit selbstgewählter Lektüre und eigenen literarischen Versuchen als mit dem schulischen Pflichtprogramm beschäftigte. 1837 erschien im Magazin »Colibri« erstmals ein Text von ihm: »Bibliomanie« handelt von einem Buchhändler, der durch seine Leidenschaft für Bücher zum Mörder wird.
Studienjahre, Krankheit und Reisen (1840 – 1851)
1840 bestand Flaubert das Baccalauréat und begann im Anschluss an eine Reise in die Pyrenäen mit dem Jurastudium. 1843 erlitt er einen epileptischen Anfall und brach sein Studium ab. Er kehrte zurück nach Croisset bei Rouen in sein Elternhaus.
Fortan lebte Flaubert von seinem Erbe und führte bereits in jungen Jahren das Dasein eines zurückgezogenen Rentiers. Trotz seiner schweren Epilepsie unternahm er zahlreiche Reisen. 1845 besuchte er Italien und die Schweiz; 1849 bis 1851 bereiste er den Vorderen Orient mit Ägypten, Syrien, Palästina und der Türkei sowie Griechenland.
Beziehung zu Louise Colet (1846 – 1854)
1846 lernte Flaubert die Dichterin und Preisträgerin der Académie Française Louise Colet kennen, deren literarische Bedeutung heute umstritten ist. Jahrelang lebte er mit ihr eine dramatische Leidenschaft, unterbrochen von plötzlichen Trennungen und Neuanfängen, eine Art »On-Off-Beziehung« des 19. Jahrhunderts. Ihr Briefwechsel, in dem auch literarische Fragen diskutiert werden, offenbart sehr unterschiedliche Auffassungen zum Schreiben und zur Rolle des Dichters.
Skandal um »Madame Bovary« (1851 – 1857)
1851 begann Flaubert mit der fünfjährigen Arbeit an »Madame Bovary«. Sein unbedingter Stilwille und sein Diktum der unparteilichen Genauigkeit machten das Werk zu einer Grundlage des modernen europäischen Romans. Flaubert prägte den Satz, dass der Schriftsteller nicht das Recht habe, seine Meinung über das geschilderte Geschehen auszusprechen (»Hat der liebe Gott sie je gesagt – seine Meinung?«) und rechtfertigte damit die Position des auktorialen Erzählers, der zugleich allwissend und unnahbar ist.
Seine Parteilosigkeit bei der Schilderung einer Ehebrecherin brachte ihm nach dem Erscheinen von »Madame Bovary« im Jahre 1856 in der »Revue de Paris« öffentliche Kritik ein. Obwohl diese Fassung bereits zensiert war, wurde er wegen »Verstoßes gegen die guten Sitten« vor Gericht gestellt, 1857 jedoch freigesprochen.
Literarische Erfolge und selbstgewählte Isolation (1857 – 1880)
Letzten Endes wirkte sich der Prozess für Flaubert positiv aus, denn im selben Jahr wurde der Roman unzensiert in Buchform herausgebracht und zum Verkaufserfolg.
Trotz seines beginnenden literarischen Ruhms setzte Flaubert das einsiedlerische Leben in Croisset fort und widmete sich im letzten Drittel seines Lebens ausschließlich dem Schreiben.
1862 erschien der historische Roman »Salammbô«, der von den Reisen Flauberts in den Nahen Osten inspiriert ist und in Karthago zur Zeit des Ersten Punischen Krieges spielt. Ebenso stilbildend für den modernen Roman wie »Madame Bovary« war der Roman »L’Éducation Sentimentale« (1869). Er beschreibt die Desillusionierung eines jungen Mannes, der aus der Provinz nach Paris kommt und die Enttäuschung seiner revolutionären Hoffnungen von 1848 erleben muss.
1874 begann Flaubert mit seinem Alterswerk »Bouvard und Pécuchet«, einer Satire auf das französische Bürgertum, die 1881, ein Jahr nach seinem Tod, veröffentlicht wurde. Im Mittelpunkt stehen zwei Pariser Büroangestellte, die als Autodidakten in verschiedenen Wissenschaften dilettieren und dabei scheitern.
Kurz vor seinem Tod gab Flaubert einen Großteil seines Vermögens ab, um den Ehemann seiner geliebten Nichte vor dem Bankrott zu retten.
1880 starb Gustave Flaubert in Croisset an den Folgen einer Hirnblutung.