Der beliebte deutsche Kinderbuchautor Otfried Preußler wurde 1923 im nordböhmischen Reichenberg geboren, wo er 1942 das Abitur machte. Er absolvierte eine Ausbildung auf der Kriegsschule in Dresden und wurde schließlich als junger Leutnant an die Front in Rumänien geschickt.
Mit nur 21 Jahren geriet er dort bei den Rückzugskämpfen in Bessarabien in sowjetische Gefangenschaft – es folgten 5 Jahre der Unfreiheit und des Leids, die er in sowjetischen Strafarbeitslagern wie dem berüchtigten Jelabuga verbrachte. Um zumindest innerlich für kurze Momente zu entfliehen, nutzte er seine Fantasie. Gemeinsam mit anderen Gefangenen begann er, nachdem die schlimmste Zeit des Hungers und der Krankheiten im Straflager vorbei war, Geschichten zu erzählen und Theaterstücke zu spielen. Dies diente den gefangenen Soldaten als Ablenkung vor der grausamen Realität – sie schafften Hoffnung und Zuversicht für ihre Mitgefangenen und für sich selbst. (Vgl. Preußler 49ff.)
Nach dem Kriegsdienst im Zweiten Weltkrieg und sowjetischer Kriegsgefangenschaft ging er 1949 ins oberbayerische Rosenheim, wo er und seine Angehörigen eine zweite Heimat fanden. Die böhmischen Wurzeln verleugnete Preußler jedoch nie – in viele seiner Erzählungen und Romane fließen die Sagen und Legenden ein, die er schon als Kind aus dem Isergebirge von seiner Großmutter gehört hatte.
Preußler wurde nach dem Krieg Volksschullehrer und später Rektor in Stephanskirchen. Als Schriftsteller betätigte er sich zunächst nur nebenberuflich. Sein erstes Kinderbuch war »Der kleine Wassermann«, das 1956 erschien und für das er bereits 1957 den Deutschen Kinderbuchpreis erhielt. Nun begann eine unaufhaltsame Erfolgsgeschichte mit Bestsellern wie »Die kleine Hexe«, »Der Räuber Hotzenplotz«, »Das kleine Gespenst« oder »Krabat«.
Letzterer gilt als Preußlers bestes Werk und wird noch regelmäßig von vielen Schulen im Deutschunterricht behandelt. Für »Krabat« wurde Preußler mehrfach ausgezeichnet, so erhielt er 1972, bereits ein Jahr nach Erscheinen des Buches, den Deutschen Jugendbuchpreis sowie im Jahr darauf den Europäischen Jugendbuchpreis und den American Library Association Award. Sein Gesamtwerk wurde 1988 mit dem Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet. Auch heute noch stehen diese Werke, von denen etliche sowohl als Real- als auch als Animationsfilme adaptiert wurden, ganz oben auf der Liste der beliebtesten Kinderbücher.
Otfried Preußler hat sich in seinen letzten Lebensjahren weitgehend von der Öffentlichkeit zurückgezogen. Otfried Preußler verstarb am 18. Februar 2013 im Alter von 89 Jahren in Prien am Chiemsee.