Ludwig Tieck

Seine Märchen und Erzählungen machten Ludwig Tieck (1773–1853) zu einem der bedeutendsten Dichter der Frühromantik in Deutschland. Er prägte diese Bewegung zudem selbst als Verfasser programmatischer Texte sowie als Übersetzer und Herausgeber.
Geboren am
31. Mai 1773
Gestorben am
28. April 1853
Ludwig Tieck
Ludwig Tieck

Biografie

Seine Märchen und Erzählungen machten Ludwig Tieck (1773–1853) zu einem der bedeutendsten Dichter der Frühromantik in Deutschland. Er prägte diese Bewegung zudem selbst als Verfasser programmatischer Texte sowie als Übersetzer und Herausgeber. In Teilen der Forschungsliteratur wird sein Märchen »Der blonde Eckbert« (1797) als Beginn der literarischen Epoche der Romantik betrachtet.

Ludwig Tieck wurde am 31. Mai 1773 als Sohn eines Seilermeisters in Berlin geboren. Als ältestes von drei Kindern wuchs er in einem protestantischen Elternhaus auf und besuchte bis 1792 das Friedrichswerdersche Gymnasium, wo er Wilhelm Heinrich Wackenroder kennenlernte. Die beiden verband bis ins Erwachsenenalter eine Freundschaft und Arbeitsgemeinschaft.

Nach einigen Jahren des Theologiestudiums in Göttingen, Halle und Erlangen kehrte Tieck 1794 nach Berlin zurück, um hier als freier Schriftsteller zu leben. Er lernte u. a. den Verleger Friedrich Nicolai kennen und brachte seine ersten Erzählungen und Romane heraus (»Peter Lebrecht«, 1795, »William Lovell«, 1795/96, »Abdallah«, 1796).

Mit dem 1798 veröffentlichten Künstlerroman »Franz Sternbalds Wanderungen« prägte Tieck den romantischen Roman entscheidend. Er beeinflusste damit Dichter wie Novalis und Eichendorff. So wird hier zum ersten Mal das romantische Bild des Mittelalters sichtbar, später ein charakteristisches Motiv romantischer Literatur: ein Bild, das nicht auf historischer Recherche, sondern auf der Sehnsucht nach einer vorindustriellen Welt und auf Überhöhung und Verklärung beruht.

In den Jahren 1799 bis 1800 lebte Tieck in Jena, wo er die Brüder August und Wilhelm Schlegel kennenlernte. Deren theoretische Arbeiten beeinflussten seine literarischen Werke. Jena war zu dieser Zeit ein Zentrum der Frühromantik. Hier lebten ihre wichtigsten Dichter und Philosophen: die Gebrüder Schlegel, Clemens Brentano, Novalis, Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Schelling. Mit allen pflegte Tieck Kontakt, doch als sich der Kreis bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts wieder zerschlug, kehrte er Jena den Rücken und begann eine Zeit der Wanderschaft.

Die folgenden Jahre führten ihn u. a. nach Dresden und Hamburg, Prag, Rom, Berlin und England. Einziger Fixpunkt in dieser Zeit, eine Art Pol, um den Tieck pendelte, war das Gut des Grafen Finckenstein bei Frankfurt an der Oder. Bei diesem Gönner hielt sich Tieck zwischendurch immer wieder auf, bis der Graf im Jahr 1818 verstarb. Tieck zog daraufhin mit seiner Familie und der Tochter des Grafen, mit der ihn eine Liebesbeziehung verband, nach Dresden.

1825 erhielt Tieck eine Stelle als Dramaturg am Dresdner Hoftheater. Hier entstanden einige seiner größten Novellen, darunter »Der Alte vom Berge« (1828) und »Des Lebens Überfluss« (1839). Überhaupt kann man die Dresdner Jahre als die literarisch produktivsten Tiecks bezeichnen, in denen er nicht nur bedeutende eigene Werke verfasste, sondern auch als Shakespeare-Übersetzer und Herausgeber verschiedener Schriften Kleists tätig war.

1841 begann sein letzter Lebensabschnitt: Er ging nach Berlin, wohin ihn Friedrich Wilhelm IV., der Monarch, der später als »Romantiker auf dem Thron« bekannt wurde, berufen hatte. Tieck war Gründungsmitglied des neu geschaffenen Ordens »Pour le Mérite« für Wissenschaften und Künste. In Berlin verbrachte Tieck seine letzten Lebensjahre zwar als geachteter und renommierter, dennoch aber unglücklicher Mann. Denn durch den Tod zahlreicher naher Angehöriger und durch eigene Kränklichkeit vereinsamte er zunehmend und verließ das Haus immer seltener. Bedeutende Werke entstanden in dieser Zeit nicht mehr.

Ludwig Tieck starb am 28. April 1853 und wurde auf dem Dreifaltigkeitskirchhof in Berlin-Kreuzberg an der Bergmannstraße beigesetzt.

Literarische Epochen und Strömungen

Tabellarischer Lebenslauf

  • 1773
    Geburt am 31. Mai in Berlin als Sohn des Seilermeisters Johann Ludwig Tieck und seiner Frau Anna Sophie.
  • 1782–92
    Besuch des Friedrichswerderschen Gymnasiums Berlin bis zum Abitur.
    Beginn der Freundschaft mit Wilhelm Heinrich Wackenroder.
    Schon in der Schulzeit erste literarische Arbeiten und Zusammenarbeit mit seinen Lehrern August Ferdinand Bernhardi und Friedrich Eberhard Rambach beim Verfassen von Trivialromanen.
  • 1792–94
    Studium der Theologie, Geschichte und Philologie an den Universitäten Halle, Göttingen und Erlangen.
  • 1794
    Abbruch des Studiums.
  • 1794–99
    Leben in Berlin als freier Schriftsteller. Es entstehen u. a.:
    · »Peter Lebrecht« (Erzählung,1795/96)
    · »William Lovell« (Briefroman, 1795/96)
    · »Franz Sternbalds Wanderungen« (Roman, 1798)
    · »Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders« (Aufsätze zur Kunst, 1797, gemeinsam mit Wackenroder)
    · »Der blonde Eckbert«, »Der gestiefelte Kater«, »Ritter Blaubart« (Märchen, 1797)
  • 1797/98
    Bekanntschaft mit Friedrich und August Wilhelm Schlegel.
  • 1798
    Tod des Freundes Wackenroder.
    Heirat mit Amalie Alberti. Aus der Ehe gehen die beiden Töchter Dorothea und Agnes hervor.
  • 1799–1800
    Aufenthalt in Jena.
    Freundschaft mit Brentano, den Brüdern Schlegel, Novalis, Fichte und Schelling (Jenaer Frühromantik).
  • 1801
    Tod beider Eltern innerhalb einer Woche.
    Umzug mit der Familie nach Dresden.
    Kontakt mit Achim von Arnim und dem Maler Philipp Otto Runge.
    Übersetzung des »Don Quixote« von Miguel de Cervantes.
    Scheitern des Planes, Dramaturg am Dresdner Staatstheater zu werden, in der Folge tiefe Depressionen.
  • 1802
    Umzug mit der Familie nach Ziebingen bei Frankfurt (Oder).
    Beginn der Liebesbeziehung mit Gräfin Henriette von Finckenstein, die seine Mäzenin wird und fortan mit Tieck und seiner Familie unter einem Dach lebt.
  • 1804
    Veröffentlichung des Lustspiels »Octavian«.
  • Zwischen 1804 und 1817
    Zahlreiche Reisen durch Europa, u. a. nach München, Wien, Prag, Paris und London.
  • ab 1812
    Herausgabe des »Phantasus«, einer Sammlung von Sagen, Volksmärchen und Kunstmärchen.
  • 1816
    Ehrendoktorwürde der Universität Breslau.
  • 1819
    Erneuter Umzug mit der Familie und Henriette von Finckenstein nach Dresden.
  • 1820
    Erscheinen der Novelle »Der Aufruhr in den Cevennen«. Es folgt Tiecks sogenannte »Novellenzeit«: Bis 1841 schreibt er mehr als 30 Novellen.
  • 1825
    Ernennung zum Hofrat und zum Dramaturg am Hoftheater Dresden; immer größere Popularität durch zentrale Rolle im Dresdner Kulturleben.
  • 1825–33
    Redaktionelle Überarbeitung und Herausgabe der Shakespeare-Übersetzung von August Wilhelm Schlegel.
  • 1826
    Kuraufenthalt in Teplitz, hier Bekanntschaft mit Wilhelm Hauff.
  • 1827
    Arbeit bei der »Dresdner Morgenzeitung«.
  • 1836
    Unfall mit schweren Verletzungen auf dem Weg zu einem Kuraufenthalt in Baden-Baden.
  • 1837
    Tod der Ehefrau Amalie.
  • 1841
    Tod der Tochter Dorothea.
  • 1842
    Umzug nach Berlin auf Einladung Friedrich Wilhelms IV.
    Gründungsmitglied des neu geschaffenen Ordens »Pour le Mérite« für Wissenschaften und Künste.
    Schwerer Schlaganfall und in der Folge zunehmende Kränklichkeit.
  • bis 1845
    Inszenierung zahlreicher Theaterstücke für Berliner Bühnen.
  • 1845
    Zweiter Schlaganfall.
  • 1847
    Tod der Gräfin von Finckenstein.
  • 1853
    Tieck stirbt am 28. April und wird drei Tage später in Berlin-Kreuzberg auf dem Friedhof der Dreifaltigkeitsgemeinde beigesetzt.