Der erfolgreiche deutsche Schriftsteller und Drehbuchautor Uwe Timm, Jahrgang 1940, gilt als einer der wichtigsten literarischen Vertreter der 68er-Generation. Sein Werk, darunter die Romane »ROT« (2001) und »Halbschatten« (2008), ist geprägt von der Auseinandersetzung mit der deutschen Kriegs- und Nachkriegsgeschichte. Einem breiten Publikum ist der Vater von vier Kindern auch als Jugendbuchautor bekannt. Sein »Rennschwein Rudi Rüssel« feierte als Buch sowie Film große Erfolge und wurde 1990 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.
Kindheit und Jugend
Uwe Hans Heinz Timm wurde am 30. März 1940 in Hamburg geboren. Seine Kindheit und Jugend verlebte er in der Hansestadt. Nach dem Besuch der Volksschule machte er eine Kürschnerlehre. Als sein Vater starb, übernahm er für drei Jahre dessen Kürschnergeschäft.
Timm hatte ein kompliziertes Verhältnis zu seinem autoritären Vater und seinem 16 Jahre älteren Bruder, der der SS angehörte und 1943 in der Ukraine starb. 2003 hat Timm dies in seiner autobiografischen Erzählung »Am Beispiel meines Bruders« literarisch beschrieben.
Studium und Revolte
1963 machte Timm auf dem zweiten Bildungsweg sein Abitur und studierte anschließend Germanistik und Philosophie in München und Paris. Das Jahr der Studentenrevolte 1968 erlebte Uwe Timm politisch aktiv mit. Er war Mitglied des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) und beteiligt an der Besetzung der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität. Timm war mit Benno Ohnesorg befreundet, der zur selben Zeit in Berlin einer der Köpfe der Studentenbewegung wurde.
1971 promovierte Uwe Timm in Philosophie mit einer Arbeit über »Das Problem der Absurdität bei Camus«. Danach lebte er als freier Schriftsteller. Er war Mitherausgeber der »Literarischen Hefte« und der »AutorenEdition«. Sein erster Romanerfolg gelang ihm 1974 mit »Heißer Sommer«, einem der wenigen literarischen Zeugnisse der Studentenrevolte. 2001 nahm er in seinem Roman »ROT« das Thema der 68er Jahre in Westdeutschland noch einmal auf.
Politisches Engagement
Uwe Timm ist bis heute ein politisch engagierter Autor geblieben, der Stellung zu Zeitfragen bezieht. Seit 1973 war er Mitglied der DKP, konnte sich aber nie mit der unkritischen Haltung der Partei gegenüber der DDR identifizieren. Dies war einer der Gründe für seinen Austritt 1981. Anfang der 1970er Jahre nahm er ein Zweitstudium der Soziologie und Volkswirtschaft auf, das er jedoch abbrach.
Die gesellschaftspolitische Auseinandersetzung ist ein Merkmal vieler seiner Werke, etwa der Romane »Kerbels Flucht« (1980) und »Kopfjäger« (1991). Dabei beschränkte er sich nicht nur auf die Beschreibung bundesdeutscher Zustände. Angeregt nicht zuletzt durch die Biografie seiner Frau, deren Vorfahren seit Generationen in Südamerika lebten, beschäftigte er sich mit postkolonialen Gesellschaften und dem Zusammenprall unterschiedlicher Kulturen in einer globalisierten Welt (»Der Schlangenbaum«, 1986).
Erfolg mit Jugendliteratur und Drehbüchern
Kinder- und Jugendbücher wie »Die Piratenamsel« (1983), »Der Schatz auf Pagensand« (1995) und das sehr erfolgreiche »Rennschwein Rudi Rüssel« (1989) zeigen den Autor Uwe Timm von einer weiteren Seite. Für »Rennschwein Rudi Rüssel« erhielt er 1990 den Deutschen Jugendliteraturpreis.
Mehrere von Timms Werken wurden verfilmt, wobei er selbst für die Drehbücher verantwortlich zeichnete. Dazu zählt u.a. der Roman »Morenga« (1978), aus dem 1985 ein Dreiteiler für die ARD entstand. Die Novelle »Die Entdeckung der Currywurst« (1993) wurde 2008 zu einem Kinofilm verarbeitet. Weitere Drehbücher von Uwe Timm sind »Die Bubi Scholz Story« (1998) und »Eine Handvoll Gras« (2000).
Uwe Timms jüngster Roman von 2013 heißt »Vogelweide«. Er handelt von einem Mann, der sich nach seinem privaten und beruflichen Scheitern als Vogelwart auf eine Insel in der Elbmündung zurückzieht. Seine selbstgewählte Klausur endet, als seine frühere Geliebte Anna ihren Besuch ankündigt …
Seit 1969 ist Timm mit der literarischen Übersetzerin Dagmar Ploetz verheiratet. Er lebt mit seiner Familie in Berlin und München.