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Brigitta

Die Erzählung »Brigitta« von Adalbert Stifter wurde 1844 erstmals veröffentlicht und erschien 1847 in Buchform. Die Handlung spielt in Ungarn zu Beginn des 19. Jahrhunderts. In Schilderungen der Landschaft eingebettet ist die Geschichte von Brigitta Marosheli: Äußerlich hässlich entwickelt sie früh innere Stärke und eine Schönheit der Seele, die zuerst Stephan Murai erkennt. …

Werkdaten

Titel
Brigitta
Gattung/Textsorte
Erscheinungsjahr
1844

Inhaltsangabe

Die Erzählung »Brigitta« von Adalbert Stifter wurde 1844 erstmals veröffentlicht und erschien 1847 in Buchform. Die Handlung spielt in Ungarn zu Beginn des 19. Jahrhunderts. In Schilderungen der Landschaft eingebettet ist die Geschichte von Brigitta Marosheli: Äußerlich hässlich entwickelt sie früh innere Stärke und eine Schönheit der Seele, die zuerst Stephan Murai erkennt. Nach langen Irrwegen findet ihre gegenseitige Liebe Erfüllung.


1. Kapitel: Steppenwanderung

Der Ich-Erzähler ist in jungen Jahren viel gereist und hat dabei in Italien einen ungarischen Major kennengelernt, der ihn mehrfach zu sich eingeladen hat. Als der Major schreibt, er habe jetzt ein Ziel gefunden, das ihn für immer an die Heimat binde, macht der Erzähler sich auf den Weg. An den Major erinnert er sich als einen fast fünfzigjährigen attraktiven Mann mit einer geheimnisvollen Vergangenheit, der sich das Kindliche bewahrt hatte. Erfolgreich bei Frauen, scheute er allerdings jede Art von Bindung.

Das Gut des Majors liegt im Osten des Landes. Der Erzähler reist zunächst monatelang kreuz und quer durch Ungarn, um die Landschaft kennenzulernen, die die Menschen prägt. Besonders fasziniert ihn die wilde Weite der Steppe.

Fast am Ziel zeigt ihm eine stolze Frau in Männerkleidern, die er später als Brigitta Marosheli kennenlernt, den Weg nach Uwar, dem Schloss des Majors.


2. Kapitel: Steppenhaus

Die frühere Vertrautheit zwischen Erzähler und Major stellt sich schnell ein. Bei den Arbeitern auf seinem Gut ist der Major beliebt und geachtet und man vertraut ihm. Er erzählt, dass er sich eingelassen habe auf den Ort und die Menschen und das Glück gefunden habe, das er früher vergeblich gesucht hätte. Er redet nicht von seiner Vergangenheit, nur steht in seinem Schreibzimmer das Bild eines jungen hässlichen Mädchens.

Von Gömör, einem Freund des Majors, erfährt der Erzähler, dass der Major erst vor einiger Zeit angefangen habe, sich um seine Güter zu kümmern. Die Herrin des Nachbarguts, Brigitta Marosheli, sei eine tatkräftige Frau, von der die anderen Gutsbesitzer viel lernen. Der Major habe jahrelang keinen Kontakt zu ihr gehabt, doch als sie einmal todkrank war, habe er sie gepflegt. Die Leidenschaft, die der Major für die hässliche und alternde Brigitta empfinde, sei unverständlich und gehe über Freundschaft hinaus. Da Brigitta nicht schön sei, habe ihr Mann sie früh verlassen. Sie sei allein mit ihrem Sohn Gustav, einem außergewöhnlich gut aussehenden Jüngling, und führe das Gut entschlossen wie ein Mann.


3. Kapitel: Steppenvergangenheit

Rückblickend wird Brigittas Geschichte erzählt: Sie wird als hässliches Kind geboren, sodass selbst ihre Mutter sie ablehnt und die älteren Schwestern ihr vorzieht. Brigitta begegnet in ihrer Kindheit und Jugend nur Gleichgültigkeit. Niemand erkennt die Schönheit ihrer Seele – auch sie selbst nicht.

Der als Heiratskandidat äußerst gefragte junge Stephan Murai übersieht die attraktiven Frauen und wendet sich respektvoll Brigitta zu. Brigitta ist erschüttert und bittet ihn, nicht um sie zu werben: Wegen ihrer Hässlichkeit müsse sie eine Liebe verlangen, die über das normale Maß hinausginge. Trotzdem wächst die Liebe zwischen ihnen und Brigitta fühlt sich erkannt. Nach der Hochzeit leben sie abgeschieden, und ein Jahr später wird der Sohn Gustav geboren. Murai bleibt einfühlsam und zärtlich.

Das Paar zieht von der Stadt aufs Landgut, wo Murai Gabriele begegnet. Murai ist fasziniert von deren wilder natürlicher Schönheit. Die beiden treffen sich öfter; ein einziges Mal drückt er Gabriele an sich. Dies genügt Brigitta, um die Scheidung von ihm zu verlangen. Murai überlässt Brigitta den Sohn, sichert sie finanziell ab und verschwindet. Später lässt Brigitta sich mit Gustav auf dem Gut Marosheli in der Steppe nieder.


4. Kapitel: Steppengegenwart

Dem Erzähler fällt auf, dass der Major und Brigitta Marosheli sich mit Respekt begegnen. Ihr Gespräch ist ruhig und heiter und sehr vertraut: Brigitta sorgt sich darum, dass der Major sich warm genug anziehe. Der Major gesteht dem Erzähler, dass Brigittas Gesellschaft und Achtung ihm das größte Glück bedeuten. Im Laufe der nächsten Monaten erkennt der Erzähler, dass sich das Verhältnis zwischen den beiden nur als Liebe bezeichnen lässt. Sie wird offenkundig nicht gelebt, weil sie sich der Freundschaft verschrieben haben.

Zu Beginn des Winters greift ein Rudel hungriger Wölfe Gustav an. Alarmiert durch Gustavs Schüsse kommt der Major ihm zu Hilfe. Ein harmloser Biss führt zu einem großen Blutverlust. Im Haus wird Gustav ohnmächtig. Am nächsten Morgen wird der Erzähler Zeuge des Augenblicks, als Gustav die Augen öffnet und seine Mutter und der Major sich erleichtert in die Arme fallen. Sie verzeihen einander unter Tränen. Der Erzähler erfährt, dass der Major Stephan Murai ist. Die beiden Liebenden finden wieder zueinander, und Gustav, der den Major verehrt, ist glücklich in ihm den Vater zu erkennen.


»Brigitta« ist eine einfühlsam erzählte Liebesgeschichte. Die sich ruhig entwickelnde Handlung fordert vom Leser Geduld, denn der deutsche Klassiker erschließt sich erst vom Ende her. Adalbert Stifter verzichtet auf »große« Gefühle und Leidenschaften. Die detaillierten Landschaftsschilderungen wirken mitunter wie Gemälde: Tatsächlich konnte sich der Dichter lange Zeit nicht zwischen der Malerei und dem Schreiben entscheiden.

Hinweis: Die Schreibweise des Namens Marosheli bzw. Maroshely ist nicht einheitlich.

Veröffentlicht am 22. April 2013. Zuletzt aktualisiert am 27. September 2022.

Autor des Werkes

Österreichischer Maler, Pazifist und Schriftsteller
Adalbert Stifter, geboren am 23. Oktober 1805 in Oberplan (Böhmerwald), stammte als Sohn eines Leinwebers und Flachshändlers aus einfachen Verhältnissen. Nach dem Tod des Vaters übernahm der Großvater die Erziehung und schickte den Dreizehnjährigen auf das Gymnasium des Benediktinerstifts in Krem…
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