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Unterm Rad

Titel
Unterm Rad
Gattung/Textsorte
Erscheinungsjahr
1905
Originalsprache
Deutsch

Über das Werk

»Unterm Rad« ist ein Roman von Hermann Hesse, der zuerst im Jahre 1905 veröffentlicht wurde. Er erzählt die Geschichte des intellektuell begabten Jungen Hans Giebenrath, der unter dem Druck seiner Schule in Maulbronn sowie den hohen Erwartungen seines Vaters zugrunde geht. 

Im Laufe des Romans entfernt sich Hans Giebenrath immer mehr von den Ansichten seiner Schule in Maulbronn, unter anderem durch den Einfluss seines neuen Freundes Hermann Heilner, einem rebellischen und künstlerisch veranlagten Jungen. Schließlich entfernt Hans sich so sehr von den schulischen Idealen, dass er es nicht einmal mehr schafft, genug Ehrgeiz aufzubringen, um im Unterricht mitzuhalten. Er wird der Schule verwiesen, beginnt stattdessen eine Lehre und wird zum Ende der Geschichte tot in einem Fluss aufgefunden. Ob er Suizid begangen hat oder ertrunken ist, bleibt unklar. 

Die Handlung erstreckt sich über einen Zeitraum von etwa eineinhalb Jahren und ist in sieben Kapitel aufgeteilt. Die ersten beiden Kapitel beschreiben Hans’ hoffnungsvollen Aufbruch zum Seminar in Maulbronn, die nächsten beiden seinen Aufenthalt und Niedergang in Maulbronn, und die letzten drei seine enttäuschte Rückkehr in die Heimat und das darauffolgende Leben in Einsamkeit und Isolation (Patzer, 2013). 

»Unterm Rad« wird aus einer auktorialen und allwissenden Perspektive erzählt. Der Erzähler zeichnet sich durch zwei distinktive Eigenschaften aus: zum einen durch seine detaillierte Analyse des Handlungsgeschehens sowie der Romanfiguren, zum anderen durch seine Ironie. Diese Ironie ermöglicht es Hesse, indirekte Kritik an den strengen Praktiken und der Gnadenlosigkeit der schulischen Institution zu seiner Zeit zu äußern. 

Mit seiner Kritik am Schulwesen reiht sich Hesse einerseits in eine seinerzeit beliebte literarische Tradition ein, welche sich auf den Konflikt zwischen talentierten Schülern und der repressiven Institution der Schule konzentrierte (Stelzig, 2014). Andererseits scheint er auch autobiographische Elemente in seinen Roman aufgenommen zu haben. So schrieb Hesse über seinen Roman: »Unterm Rad enthält viel Erlebtes, doch sind die einzelnen Erlebnisse teils verändert, teils auf verschiedene Figuren verteilt. So ist es auch mit Heilner, der zwar kein Jugendporträt ist, doch aber manche Züge meines damaligen Wesens bekommen hat« (Vahlbusch, 2009).

Wie groß die Korrelation zwischen Hesses eigenem Leben und dem seines Romanhelden ist, hat die Literaturwissenschaft seither anhaltend beschäftigt. Ebenfalls von großem akademischen Interesse ist die Frage, ob und zu welchem Grad Hesse Teile seiner Persönlichkeit in den zwei sehr gegensätzlichen Figuren Hans Giebenrath und Hermann Heilner verarbeitet hat – nicht umsonst gilt ein solches Aufspalten und Aufteilen seiner eigenen Autorenpersönlichkeit auf zwei Charaktere sehr charakteristisch für Hesses Werke (Stelzig, 2014). 

Der Titel des Romans basiert auf einem Satz, welchen der Rektor der Schule in Maulbronn an Hans richtet: »Nur nicht matt werden, sonst kommt man unters Rad« (S. 100). Seine Worte sind eine Ermahnung, dass Hans schulische Leistungen nicht nachlassen sollten. Für Hans stellt das Rad etwas Bedrohliches dar. Es steht für die hohen Anforderungen der Schule an ihn, die seinen eigenen Ehrgeiz auf eine für ihn ungesunde Ebene bringen, und ihn letztendlich »unters Rad« treiben werden (Patzer, 2013).

Veröffentlicht am 15. April 2023. Zuletzt aktualisiert am 15. April 2023.

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