Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792) war ein Schriftsteller des Sturm und Drang. 1776 folgte er dem von ihm bewunderten Goethe (1749-1832) nach Weimar, musste die Stadt nach einem von Goethe als »Lenzens Eseley« bezeichneten Zwischenfall jedoch noch im selben Jahr verlassen. Von einem psychischen Anfall im Jahre 1777 sollte sich Lenz niemals vollständig erholen. Er zeigte Symptome einer Schizophrenie. Georg Büchners 1835 erschienene Novelle »Lenz« thematisiert die Erkrankung des begabten Dramatikers und führte später zu dessen Wiederentdeckung. Zu den bedeutendsten Werken von Lenz zählt das Drama »Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung« (veröffentlicht 1774).
Schule und Studium
Jakob Michael Reinhold Lenz wurde am 12. Januar 1751 im lettischen Seßwegen, 150 km östlich von Riga, als viertes Kind eines pietistischen Pfarrers und späteren Generalsuperintendenten geboren. Im Alter von neun Jahren siedelte Lenz mit seiner Familie nach Dorpat über, wo er die Lateinschule besuchte. 1768 nahm er an der Universität in Königsberg ein Theologiestudium auf, das er nicht beendete. Vorlesungen von Immanuel Kant regten Lenz zur Lektüre der Schriften des Aufklärers Henri Rousseau an.
Bekanntschaft mit Goethe
Auf einer Reise nach Straßburg lernte Lenz 1771 Johann Wolfgang von Goethe kennen, den er bewunderte. Nach Goethes Abreise entwickelte Lenz eine heftige Leidenschaft für dessen Freundin Friederike Brion. Diese blieb jedoch ebenso unerwidert wie die Liebe zu Cleophe Fibich, der Freundin von Friedrich Georg von Kleist, zu Goethes verheirateter Schwester Cornelia sowie der Adligen Henriette Waldner. In den folgenden Jahren arbeitete Lenz als freier Schriftsteller. 1773 unterhielt er einen Briefwechsel mit Herder.
Intermezzo in Weimar
Nach der Veröffentlichung mehrerer Dramen und Tätigkeit als Hofmeister folgte Lenz im April 1776 Goethe nach Weimar. Goethe hielt Lenz für einen begabten Dichter und hatte unter anderem für die Drucklegung des 1774 erschienenen Dramas »Der neue Menoza oder Geschichte des cumbanischen Prinzen Tandi« gesorgt. Goethe kritisierte aber Lenz’ haltlosen Charakter und hielt ihn für gesellschaftlich untragbar. Es kam zu einem Zwischenfall, über den nichts Näheres bekannt ist. Goethe nannte ihn »Lenzens Eseley« und brach in der Folge jeglichen Kontakt zu ihm ab. Im November 1776 musste Lenz die Stadt verlassen.
Ausbruch der Geisteskrankheit
Während eines Aufenthaltes bei dem Arzt und Dichter Christoph Kaufmann in Winterthur erlitt Lenz Ende 1777 den ersten psychischen Anfall und zeigte Anzeichen geistiger Verwirrtheit. Der Tod von Cornelia im Juni desselben Jahres hatte ihn stark erschüttert. Der besorgte Kaufmann schickte Lenz zu dem sozial engagierten Pfarrer Johann Friedrich Oberlin (1740 – 1826) in Waldersbach, einem Dorf im Steintal der Vogesen. Von diesem knapp dreiwöchigen Aufenthalt erzählt Georg Büchners Novelle »Lenz«. Lenz litt unter Zuständen von Raserei und unternahm zahlreiche Selbstmordversuche; eine ärztliche Behandlung in Basel brachte nur vorübergehend Heilung.
Elende Jahre und Tod in Moskau
Über Riga und Sankt Petersburg, wo er vergeblich versuchte als Hofmeister Fuß zu fassen, kam Lenz 1781 nach Moskau. Dort war er zeitweilig als Erzieher in einer Pensionsanstalt und als Hauslehrer tätig. Zudem machte er Übersetzungen aus dem Russischen. Die Unterstützung von Freunden sicherte seinen Lebensunterhalt. Die psychischen Anfälle wurden häufiger; Lenz litt an paranoider Schizophrenie. Am frühen Morgen des 4. Juni 1792 fand man ihn tot auf der Straße liegen.
Der einzige Nachruf auf den Dichter Jakob Michael Reinhold Lenz fand sich in der Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung: »Er starb, von wenigen betrauert und von keinem vermißt.«