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Der Kaufmann von Venedig

William Shakespeares 1600 veröffentlichte und 1605 uraufgeführte Komödie »Der Kaufmann von Venedig« spielt im 16. Jahrhundert in Venedig und auf dem Landsitz Belmont. Da der erfolgreiche venezianische Kaufmann Antonio ein Darlehen des Juden Shylock am Fälligkeitstag nicht zurückzahlen kann, soll er vertragsgemäß sein Leben einbüßen. In einem zweiten Handlungsstrang empfängt die reiche Erbin Portia auf […]
Der Kaufmann von Venedig
William Shakespeare
Der Kaufmann von Venedig

Werkdaten

Deutscher Titel
Der Kaufmann von Venedig
Originaltitel
The Merchant of Venice
Gattung/Textsorte
Erscheinungsjahr
1600
Uraufführung
1605
Originalsprache
Englisch

Inhaltsangabe

William Shakespeares 1600 veröffentlichte und 1605 uraufgeführte Komödie »Der Kaufmann von Venedig« spielt im 16. Jahrhundert in Venedig und auf dem Landsitz Belmont. Da der erfolgreiche venezianische Kaufmann Antonio ein Darlehen des Juden Shylock am Fälligkeitstag nicht zurückzahlen kann, soll er vertragsgemäß sein Leben einbüßen. In einem zweiten Handlungsstrang empfängt die reiche Erbin Portia auf Belmont mehrere Heiratskandidaten, darunter Bassanio, den engen Freund Antonios, die das Rätsel der drei Kästchen zu lösen haben.


1. Akt

Der schwermütige Antonio ist ein geschickter und reicher venezianischer Kaufmann, dessen sämtliche Handelsschiffe zur Zeit unterwegs nach Venedig sind. Antonios unerklärliche Melancholie führen seine Freunde Salerio, Solanio und der geschwätzige Gratiano auf die verständliche Sorge um seine Schiffe zurück.

Bassanio bittet Antonio zögernd um ein Darlehen, das es ihm ermöglichen soll, um Portia zu werben. Da Antonio bis zur Ankunft seiner Schiffe nicht über flüssige Mittel verfügen kann, ist er sofort bereit, ein Darlehen aufzunehmen, um seinem geliebten Freund zu helfen.

In Belmont beklagt sich Portia unterdessen bei ihrer Vertrauten Nerissa über ihre Abhängigkeit vom letzten Willen ihres Vaters: Dieser hat testamentarisch verfügt, dass ein Heiratskandidat aus drei von ihm hinterlassenen Kästchen zu wählen habe und sich durch die Wahl als passender oder unpassender Bräutigam erweisen werde. Portia verhöhnt die meisten der Kandidaten, nur Bassanio findet Gnade vor ihren Augen.

Obwohl er von den Christen Venedigs verachtet und besonders von Antonio wegen Zinswuchers öffentlich beleidigt wird, erklärt sich der Jude Shylok bereit, Bassanio dreitausend Dukaten zu borgen, für die Antonio bürgt. Wie die Christen verzichtet Shylock auf Zinsen, verlangt aber stattdessen das Recht, ein Pfund Fleisch seiner Wahl aus Antonios Leib zu schneiden, falls dieser am Fälligkeitstag nicht zahlt. Antonio ist sicher, dass er nach Ankunft seiner Schiffe zahlungsfähig sein wird, und der Kontrakt wird geschlossen.


2. Akt

In Belmont erscheint der wagemutige Prinz von Marocco, der als erster sein Glück versuchen und unter den Kästchen dasjenige auswählen will, das das Bildnis von Portia enthält. Trifft er die falsche Wahl, muss er sein Leben lang ehelos bleiben.

In Venedig geht der Narr Lancelot Gobbo, der bisher in Shylocks Diensten gestanden hat, als Diener in Bassianos Haus. Shyloks Tochter Jessica, die mit Bassanios Freund Lorenzo verlobt ist und durch die Verbindung Christin zu werden hofft, gibt Lancelot einen Brief für Lorenzo mit. Der Brief enthält einen Plan für Jessicas Entführung aus dem Haus ihres Vaters.

Während Shylok widerwillig Bassanios Einladung zum Essen folgt, befreien Lorenzo und seine Freunde die als Page verkleidete Jessica, die einen großen Teil des väterlichen Vermögens mit sich nimmt.

Inzwischen trifft in Belmont der Prinz von Marocco nach gründlichem Abwägen seine Wahl. Er verschmäht das silberne Kästchen mit der Inschrift: »Wer mich erwählt, bekommt soviel, als er verdient.« ebenso wie das bleierne mit der Inschrift: »Wer mich erwählt, der gibt und wagt sein Alles dran.« Er entscheidet sich für das goldene Kästchen, auf dem steht: »Wer mich erwählt, gewinnt, was mancher Mann begehrt.« Statt Portias Bildnis findet er darin ein Gerippe. Im silbernen Kästchen entdeckt später der zweite Bewerber, der Prinz von Arragon, das Bild eines Narren.

Bassiano ist in Begleitung Gratianos auf dem Weg nach Belmont, während sich in Venedig Solanio und Salerio über Shylock mokieren, der außer sich ist über den Verrat seiner Tochter. Sie reden auch über Antonios Schmerz bei der Abreise seines Freundes und den möglichen Verlust eines von Antonios Schiffen.


3. Akt

Das Gerücht vom Verlust des Schiffes bestätigt sich. Shylok beklagt erneut den Verrat seiner Tochter und wirft den Christen in einem eindringlichen Monolog ihr diskriminierendes Verhalten gegenüber Juden und ihr Pharisäertum vor. Er macht deutlich, dass er auf Erfüllung des Vertrags seitens Antonios bestehen werde und dessen Herz haben will.

In Belmont hat Bassanio unterdessen das bleierne Kästchen gewählt und damit Portia gewonnen, die ihm ihre Liebe gesteht. Sie schenkt ihm einen Ring, den er unter keinen Umständen jemals weitergeben solle. Auch Bassanios Freund Gratiano und Portias Vertraute Nerissa werden ein Paar.

Ein an Bassanio gerichteter Abschiedsbrief Antonios platzt in die glückliche Stimmung hinein. Da alle seine Schiffe verloren seien und er somit zahlungsunfähig sei, werde Shylock seinen Tod fordern. Bassanio ist bestürzt und eilt nach Venedig, um seinem Freund beizustehen, der sich in Schuldhaft befindet. Verzweifelt und vergeblich sucht Antonio das Gespräch mit Shylock, der auf seinem Recht besteht.

Portia überträgt Lorenzo und Jessica die Verantwortung für das Haus in Belmont. Mit Kleidern und Schriften ihres Vetters Doktor Bellario aus Padua reist Portia nach Venedig. Lanzelot prophezeit der zurückgebliebenen Jessica als Tochter eines Juden ewige Verdammnis. Jessica dagegen glaubt daran, durch die Hochzeit mit Lorenzo das ewige Leben gewonnen zu haben.


4. Akt

Unter dem Vorsitz des Dogen von Venedig findet die Verhandlung gegen Antonio statt, in der Shylock das von Bassanio angebotene Geld ablehnt und sein Recht auf Antonios Leben fordert. Weil der vom Dogen angeforderte Rechtsgutachter Bellario aus Padua angeblich wegen Krankheit verhindert ist, hat er den Fall einem jungen Doktor Balthasar aus Rom übertragen. Die als Advokatenschreiber verkleidete Nerissa überreicht dem Dogen ein entsprechendes Empfehlungsschreiben.

Portia tritt in der Robe eines Rechtsgelehrten als Balthasar auf. Nach Anhörung der Parteien bestätigt sie zunächst die Rechtmäßigkeit von Shylocks Anspruch. Ihr folgender Monolog über Gnade, kann Shylock ebenso wenig erweichen wie Bassanios Bereitschaft, ein Vielfaches der Schulden zu zahlen. Portia lässt Shylock Vorbereitungen zur Tat treffen, und Antonio beugt sich dem Urteil.

Shylock hält Messer und Waage schon bereit, als Portia im Interesse des Angeklagten auf Einhaltung des Vertrags drängt: Es müsse haargenau ein Pfund herausgeschnitten und dabei dürfe kein Blut vergossen werden. Shylock erkennt die Unmöglichkeit und gibt auf. Er gilt jetzt als jemand, der einem Venezianer nach dem Leben getrachtet hat, wofür ihm seinerseits Strafe droht. Der Doge schenkt Shylock zwar das Leben, verfügt aber die Aufteilung von Shylocks Besitz zwischen Antonio und dem Staat. Antonio verzichtet auf seinen Anteil. Dafür muss Shylock sich taufen lassen und seinen Besitz nach dem Tode seinem Schwiegersohn vermachen.

Bassanio will sich dem vermeintlichen Balthasar gegenüber reichlich erkenntlich zeigen, doch dieser verlangt nichts als Bassanios Ring. Unter Berufung auf Portias Worte verweigert Bassanio zunächst die Herausgabe, doch Antonio kann ihn überreden, sich von dem Ring zu trennen. Als Gratiano Portia den Ring überbringt, beschließt Nerissa als Advokatenschreiber, sich von ihrem Ehemann ebenfalls ihren Ring aushändigen zu lassen.


5. Akt

In Belmont zeigen Portia und Nerissa sich zunächst empört, als sie von Bassanio und Gratiano, die mit Antonio eintreffen, erfahren, dass diese ihre Ringe weggeben haben. Sie lüften das Geheimnis ihrer vorübergehend doppelten Identität, und am Ende sind alle Paare glücklich vereint. Antonio erfährt bewegt, dass drei seiner Galeeren und damit seine Existenz gerettet sind.


Der Einordnung des komplexen Stückes mit seinen unbequemen Fragestellungen als Komödie wird mitunter widersprochen. Wegen der überwiegenden Aufmerksamkeit, die Regisseure und Publikum der Figur des Juden Shylock schenken, und der zahllosen Diskussionen über Antisemitismus wird allerdings oft übersehen, dass für Shakespeare der schwermütige Antonio die Hauptfigur des Stückes war. Mit Antonios Liebe zu dem leichtlebigen Bassanio greift der elisabethanische Dichter ein Ideal der Renaissance auf: die Freundschaft unter Männern versus heterosexuelle Liebe (Ringmotiv).

Veröffentlicht am 4. Juni 2013. Zuletzt aktualisiert am 27. September 2022.

Autor des Werkes

Englischer Dramatiker und Dichter
William Shakespeare (1564-1616), englischer Dramatiker und Lyriker, gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller der Weltliteratur. Zudem war der große englische Dichter äußerst produktiv und hinterließ ein faszinierendes literarisches Erbe: Seine 37 Dramen (nach einer anderen Zählung 38), die…

Szenenübersicht

1
Antonios Schwermut.



Bassanios Werben und seine Bitte an den Freund.
2
Portias und Nerissas Gespräch über die Kästchenwahl. Portias Einschätzung der ersten sechs Bewerber.
3
Die Stellung des Juden Shylocks in Venedig. Der Vertrag zwischen Shylock und Antonio.
1
Die Ankunft des Prinzen von Marocco in Belmont.
2
Der Narr Lanzelot Gobbo wechselt von Shylocks in Bassanios Dienste.
3
Shylocks Tochter Jessica schickt einen Brief an ihren Verlobten Lorenzo.
4
Der Plan für Jessicas Entführung aus dem Haus ihres Vaters.
5
Shylock folgt der Abendeinladung von Bassanio mit Widerwillen.
6
Jessicas Flucht.
7
Die Kästchenwahl des Prinzen von Marocco und sein Rückzug.
8
Bassanios Abreise nach Belmont.



Shylocks Wutausbruch über den Verrat seiner Tochter. Antonios Abschiedsschmerz.
9
Die Kästchenwahl des Prinzen von Arragon und sein Rückzug. Bassanios Ankunft in Belmont.
1
Der Verlust eines von Antonios Schiffen.



Shylock besteht auf Einhaltung des Vertrags und verlangt Antonios Herz. Shylocks Monolog über die Haltung der Christen gegenüber den Juden.
2
Bassanio und Portia sind in Liebe entflammt. Bassanio wählt das richtige Kästchen. Nachricht von Antonios auswegloser Situation.
3
Der verzweifelte Antonio im Schuldgefängnis.
4
Portia trifft ungewöhnliche Vorbereitungen für die heimliche Reise nach Venedig.
5
Die Ansichten des Narrs Lanzelot zu Judentum und Christentum.
1
Die Verhandlung gegen Antonio unter Vorsitz des Dogen.



Portias Auftritt als Rechtsgelehrter.



Die Rettung Antonios und die Verurteilung Shylocks.
2
Bassanio und Gratiano geben die Ringe ihrer Frauen weiter.
1
Rückkehr nach Belmont und glückliches Ende.

Lektürehilfe

Königs Erläuterungen zu »Der Kaufmann von Venedig«

Verlässliche Interpretationshilfe
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