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Das Marmorbild

In Joseph von Eichendorffs 1818 veröffentlichter Novelle »Das Marmorbild« durchlebt der Protagonist die für die Literaturepoche der Romantik typische heftige Gefühlsbewegung und Verwirrung: Der junge Edelmann und Dichter Florio vermag nicht zwischen der Realität und seinen sehnsuchtsvollen Träumen zu unterscheiden. Die Wirklichkeit repräsentieren der Sänger Fortunato und die keusche Bianka; Florios Traumwelt wird von dem marmornen […]

Werkdaten

Titel
Das Marmorbild
Gattung/Textsorte
Erscheinungsjahr
1818
Literarische Epoche oder Strömung

Inhaltsangabe

In Joseph von Eichendorffs 1818 veröffentlichter Novelle »Das Marmorbild« durchlebt der Protagonist die für die Literaturepoche der Romantik typische heftige Gefühlsbewegung und Verwirrung: Der junge Edelmann und Dichter Florio vermag nicht zwischen der Realität und seinen sehnsuchtsvollen Träumen zu unterscheiden. Die Wirklichkeit repräsentieren der Sänger Fortunato und die keusche Bianka; Florios Traumwelt wird von dem marmornen Bild der Göttin Venus beherrscht. Die Handlung ist vor den Toren der toskanischen Stadt Lucca angesiedelt.


Der junge Florio ist der Enge seiner Heimat entkommen und nähert sich auf seiner Reise der Stadt Lucca. Die Begegnung mit dem berühmten und von ihm verehrten Sänger Fortunato mündet in vertraulichen Gesprächen. Glücklich und gelöst verliebt Florio sich am selben Abend bei einem Fest vor der Stadt in die hübsche Bianka.

Spät in der Nacht reitet Florio in Gesellschaft von Fortunato und dem etwas unheimlichen Ritter Donati nach Lucca. Als Donatis Pferd vor dem Stadttor scheut und offensichtlich Angst hat, beschließt Donati, umzukehren und auf seinem Landgut zu übernachten. Der Sänger Fortunato zeigt sich erleichtert über Donatis Verschwinden, während Florio es bedauert.

Zu erregt, um schlafen zu können, verlässt Florio die Stadt und wandert hinaus in die nächtliche Landschaft. In einem Park entdeckt er die Marmorstatue der schönen Göttin Venus. Zunächst wehmütig und verzückt, überkommt ihn bald darauf eine unbestimmte Furcht. Hastig macht er sich auf den Rückweg zu seiner Herberge. Er ist verstört und hat seltsame Träume.

Beim gemeinsamen Frühstück rät der heitere Fortunato Florio, seine Melancholie abzuschütteln und den frischen Morgen zu genießen. Ein seltsames Verlangen treibt Florio jedoch zurück zu dem Marmorbild. Er findet den Weg zum Park nicht mehr und kommt stattdessen zu einem Buchenhain, in dessen Mitte ein prächtiger Palast steht. Tiefbewegt beobachtet Florio dort eine singende und musizierende Edelfrau, deren Gestalt der des marmornen Venusbildes gleicht.

Vergeblich versucht Florio, zu der Frau zu gelangen. Bei einer Ruine trifft er auf den Ritter Donati. Dieser erklärt, dass die schöne Frau eine Verwandte sei und verspricht dem verschüchterten Florio, eine Begegnung mit ihr zu arrangieren.

Am nächsten Tag, einem Sonntag, erscheint Donati bei Florio und macht einen wilden und verstörten Eindruck. Er will Florio zur Jagd abholen, was dieser ablehnt, um den Sonntag nicht zu entweihen. Als die Kirchenglocken zu läuten beginnen, erschrickt der Ritter und läuft davon.

Kurz darauf überbringt Fortunato Florio die Einladung zu einem Fest am nächsten Abend: Im Landhaus des Herrn Pietro werde er auch eine alte Bekannte treffen. Das Fest, zu dem Fortunato ihn führt, ist ein Maskenball und Florio ist bezaubert von einer als Griechin verkleideten Frau. Sie steht neben ihm, doch gleichzeitig meint er, ihr Ebenbild am anderen Saalende zu sehen.

Als die »Griechin« die Maske abnimmt, blickt Florio in das bleiche und regungslose Gesicht des Venusbildes. Dann verschwindet die Frau, und Florio trifft im Kreise von Freunden auf Bianka. Sie macht deutlich, ihm zuvor als Griechin verkleidet begegnet zu sein. Florio stürzt verwirrt davon, und Bianka weint um die verlorene Liebe.

Einige Tage später ist Florio mit der Venus-Dame allein. Bevor er ihren Verführungskünsten erliegen kann, ertönt vor dem Fenster ein christliches Lied. Erschrocken richtet die Frau sich von den Kissen auf. Als Florio sie zu Stein erstarren sieht, scheinen gleichzeitig die Wandbilder und Statuen an der Wand zum Leben zu erwachen. Von tödlicher Furcht gepackt flüchtet Florio.

Florio entscheidet, Lucca endgültig verlassen. Fortunato, Herr Pietro und ein Knabe schließen sich ihm an. In einem Lied erzählt Fortunato von der heidnischen Venus, deren Geist keine Ruhe finde. Einmal im Jahr weile sie unter den Menschen und verführe in ihrem Tempel Jünglinge. In einer Ruine am Weg erkennt Florio den Ort, an dem er dem Marmorbild begegnet ist, und durchschaut das Spiel der dunklen Mächte. Erleichtert und geläutert betet er in einem Lied zu Gott. Der vermeintliche Knabe gibt sich als Pietros verkleidete Nichte Bianka zu erkennen. Florio wendet sich ihr in Liebe zu und die beiden verloben sich.


»Das Marmorbild« ist ein Klassiker der deutschen Literatur. Alle Kunstrichtungen der Romantik setzen sich mit der Frage auseinander, an was der Mensch nach der Epoche der Aufklärung noch glauben, woran er sich halten kann. Bekannte Leitmotive der romantischen Dichtung wie Gefühl, Leidenschaft und die Wahrnehmung von individuellen Seelenstimmungen werden in der Erzählung deutlich: Poetische Sprachbilder sollen im Leser die Sehnsucht nach etwas anderem als der fassbaren Wirklichkeit wecken.

Veröffentlicht am 6. September 2014. Zuletzt aktualisiert am 27. September 2022.

Autor des Werkes

Deutscher Dichter und Romancier
Joseph von Eichendorff (1788–1857) war einer der bedeutendsten Dichter und Schriftsteller der Romantik.
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