Die 1822 erschienene Novelle »Aus dem Leben eines Taugenichts« gilt als das bekannteste Werk des romantischen Schriftstellers Joseph von Eichendorff. Er schildert die Abenteuer des jungen und naiv-sorglosen Taugenichts, der einzig mit seiner Geige im Gepäck in die Welt zieht und dabei sein Liebesglück findet. Orte der Handlung sind ein Schloss bei Wien und verschiedene Gegenden in Italien zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
Erstes Kapitel
Ich-Erzähler ist der als Taugenichts bezeichnete Sohn eines Müllers. Er wird von seinem Vater in die Welt geschickt, um sich sein Brot zu verdienen. Fröhlich auf seiner Geige spielend zieht der Taugenichts los. Unterwegs begegnet er zwei vornehmen Damen, die ihn einladen, auf ihrer Kutsche mit nach Wien zu fahren. Die Damen bewohnen ein Schloss vor der Stadt, in dem sie dem Taugenichts eine Stelle als Gärtnerbursche anbieten. Er nimmt an und verliebt sich bald hoffnungslos in die jüngere der beiden Frauen.
Zweites Kapitel
Nach dem Tod des Zolleinnehmers übernimmt der Taugenichts dessen Arbeit und sein Häuschen auf dem Schlossgelände. Er genießt das bequeme Leben und freundet sich mit dem Portier des Schlosses an. Allabendlich hinterlegt der Taugenichts seiner Herzdame einen Blumenstrauß. Während eines großen Balls sieht er die junge Frau an der Seite eines gut aussehenden Offiziers. Der Taugenichts erkennt die Vergeblichkeit seines Sehnens. In ihm erwacht die alte Reiselust; er macht sich auf in Richtung Italien.
Drittes Kapitel
Nach tagelangen Wanderungen trifft der Taugenichts zwei Reiter. Diese zwingen ihn, sie durch die Nacht zu führen. Am Morgen erkennen sie in ihm den Gärtner und Zolleinnehmer vom Schloss. Sie stellen sich als die Maler Leonhard und Guido vor. Da auch ihr Ziel Italien ist, wollen sie den Taugenichts als Diener mitnehmen.
Viertes Kapitel
Die Maler kleiden den Taugenichts neu ein und setzen die Reise zu dritt mit einer Postkutsche fort. Der Taugenichts genießt die sorgenfreie Zeit. Eines Morgens in Italien sind die Maler jedoch plötzlich verschwunden. Sie haben ihrem Diener einen gut gefüllten Geldbeutel hinterlassen. Also reist der Taugenichts allein mit dem Postwagen weiter.
Fünftes Kapitel
Zu seiner Überraschung wird der Taugenichts vom Kutscher auf ein großes geheimnisvolles Schloss gebracht. Er wird dort herrschaftlich untergebracht und beköstigt.
Sechstes Kapitel
Eine Zeit lang genießt der Taugenichts das gute Leben und die Ehrerbietung, die ihm von den seltsamen Bediensteten entgegengebracht wird. Er weiß nicht, wie es dazu kommt; er erfährt nur, dass das Schloss einem reichen Grafen gehört. Eines Tages erhält er einen Brief von einer jungen Dame aus Wien. Sie nennt sich Aurelie und bittet den Empfänger, umgehend zu ihr zu kommen. Die Dienerschaft des Schlosses versucht, die Abreise des Taugenichts mit allen Mitteln zu verhindern. Es gelingt ihm jedoch, zu entkommen.
Siebtes Kapitel
Der Taugenichts gelangt nach Rom. Dort meint er, in einem einsamen Garten seine schöne Geliebte entdeckt zu haben. Kurz darauf begegnet er einem Maler aus Deutschland, der ihm erzählt, dass eine junge Gräfin in Rom nach ihm gesucht habe. Der Taugenichts ist außer sich vor Glück.
Achtes Kapitel
Am Abend bringt der Maler Taugenichts zu einem Fest. Überraschend erscheint dort die Kammerjungfer der Damen aus Wien. Sie steckt dem Taugenichts heimlich eine Nachricht zu. Er werde zu bestimmter Zeit von der Gräfin erwartet. Als er nach Überwindung verschiedener Hindernisse vor der Gräfin steht, handelt es sich um eine ihm unbekannte Frau. Der Taugenichts beschließt daraufhin, das trügerische Italien zu verlassen.
Neuntes Kapitel
Auf dem Weg nach Wien freundet der Taugenichts sich mit drei Prager Studenten an. Einer von ihnen ist mit dem Portier des Schlosses in Wien verwandt. Gemeinsam machen sie sich auf die Reise dorthin. Unterwegs begegnen sie einem Pfarrer, der im Auftrag von zwei Gräfinnen Ausschau nach dem Bräutigam der einen hält. Dieser solle aus Rom kommen. Der Taugenichts glaubt, in den Beschreibungen des Geistlichen sich selbst zu erkennen.
Zehntes Kapitel
Im Garten des Schlosses trifft der Taugenichts die Maler Guido und Leonhard wieder. Guido ist eigentlich eine Frau namens Flora. Wegen der verbotenen Beziehung zu Leonhard war sie als Mann verkleidet mit diesem nach Italien geflohen. Als man ihnen auf die Spur kam, haben sie das Wirtshaus in der Nacht verlassen. Die Verfolger sollten den Taugenichts für die verkleidete Flora halten. Die Täuschung gelang: Der Taugenichts wurde auf das italienische Schloss gebracht und sollte an der Abreise gehindert werden. In der Zwischenzeit seien jedoch alle Hindernisse ausgeräumt worden und Leonhard und Flora könnten heiraten.
Der Taugenichts und seine seit langem Geliebte begegnen sich. Sie gestehen sich ihre Liebe. Die junge Frau klärt ihn auf, dass Flora die Tochter der Gräfin sei und Leonhard ein reicher Graf. Sie selbst dagegen sei keine Adelige, sondern die Nichte des Portiers. Glücklich planen die beiden ihre Hochzeitsreise nach Italien.
Der Charme dieser Novelle liegt nicht zuletzt in der erfrischend unbedachten Art ihres Protagonisten. Seinen Emotionen und seinem Freiheitsdrang hingegeben, scheinen ihm materielle Güter gleichgültig zu sein. Auch sein Ausbrechen aus Konventionen und seine Naturverbundenheit machen ihn zu einer klassischen Figur der Romantik. Gegenübergestellt werden dem Taugenichts pflichtbewusste und in der Realität verankerte Charaktere wie der Portier. Damit wird der Konflikt einer ganzen Epoche thematisiert und »Aus dem Leben eines Taugenichts« steht wie kaum ein anderes Werk für die romantische Literatur.
Die Handlung wird ergänzt durch Lieder, die der Taugenichts vorträgt. Darunter finden sich die – als Volksweisen vertonten und zu großer Popularität gelangten – Lieder »Wem Gott will rechte Gunst erweisen« und das »Wanderlied der Prager Studenten«.