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Aus dem Leben eines Taugenichts

Gattung/Textsorte
Erscheinungsjahr
1822
Originalsprache
Deutsch
Literarische Epoche oder Strömung

Über das Werk

Joseph von Eichendorffs (1788-1857) bekanntestes literarisches Werk »Aus dem Leben eines Taugenichts« entstand zwischen 1817 und 1825 und wurde 1826 das erste Mal veröffentlicht.

Der aus der väterlichen Mühle in die Welt geschickte Protagonist trifft auf der Landstraße zwei Frauen, die ihn mit in ihr Schloss bei Wien nehmen, und die er fälschlicherweise beide für Gräfinnen hält. Er verliebt sich in Aurelie, die jüngere der beiden, die eigentlich die Nichte des Schlossportiers und keine Gräfin ist, und arbeitet auf dem Schloss als Gärtnerbursche und Zolleinnehmer.

Als er den verheirateten Stand seiner Geliebten zu entdecken glaubt, reist er in Richtung Italien ab und wird in die Flucht eines anderen, als Malerpaar verkleideten Liebespaars verwickelt – dabei handelt es sich um die Tochter der Gräfin, Flora, und den benachbarten Grafen, Leonhard. Nach einem längeren Aufenthalt auf einem einsamen, italienischen Bergschloss, wo der Taugenichts für die verkleidete Flora gehalten wird, kommt er nach Rom, wo ihn wieder eine Gräfin, die er anfangs für Aurelie hält, mit erotischen Absichten verfolgt. Auf das Schloss bei Wien zurückgekehrt löst sich alles auf und die Erzählung endet mit der Aussicht auf eine Doppelhochzeit.

Schauplätze sind die väterliche Mühle des Protagonisten, das Schloss bei Wien samt herrschaftlichem Garten und Zolleinnehmerhaus, die Landstraße und das Gebirge, ein italienisches Wirtshaus, das einsame Bergschloss Graf Leonhards in Italien und Rom.

Trotz der märchenhaften Stilisierung und der Abwesenheit jeglicher politischer Bezüge ist eine Datierung der Handlung auf die unmittelbare Entstehungszeit der Novelle geboten: Denn es wird der Tod E. T. A. Hoffmanns erwähnt (1822) und eine Nummer aus der Oper »Der Freischütz« (1821) zitiert.

Die Erzählung ist in zehn Kapitel unterteilt und motivisch sehr sorgfältig komponiert. Es gibt viele eingefügte Gedichte, die Eichendorff auch separat publiziert hat.

Wenn auch keine Quelle im engeren Sinne anzuführen ist, speist sich die Erzählung doch aus einer beinahe unübersehbaren Vielzahl literarischer Vorbilder, Muster und Einzelmotive. Zu denken ist insbesondere an den Schelmenroman (Grimmelshausen) und an Christian Reuters »Schelmuffsky«. Es gibt viele Bezüge zu Goethes Roman »Wilhelm Meisters Lehrjahre« sowie zum zeitgenössischen Trivialroman. Als spätromantisch erweist sich die Novelle insofern, als dass viele romantische Motive in parodistischer Perspektive eingebaut sind.

»Aus dem Leben eines Taugenichts« hat eine reiche Wirkungsgeschichte und ist in alle Weltsprachen übersetzt worden. Das Werk zeichnet sich durch eine große stilistische Leichtigkeit und Unbekümmertheit aus, bei dem dennoch der Eindruck einer übergeordneten, tieferen Bedeutung entsteht. 

Wenn die von Eichendorff selbst gewählte Gattungsbezeichnung als Novelle so, wie mehrfach von der Forschung vermutet, als parodistischer Seitenhieb auf den zeitgenössischen, inflationären Gebrauch dieser Kategorie zu verstehen ist, tut man dem Werk vielleicht nicht unrecht, wenn man es mit einem seiner ersten Kritiker als komischen Roman bezeichnet – einen der wenigen gelungenen komischen Romane, die die deutsche Literatur vorzuweisen hat.

Veröffentlicht am 19. März 2012. Zuletzt aktualisiert am 24. September 2023.

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