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Der Sandmann

Sprache und Stil

Die Erzählung wird mitreißend gestaltet durch die vielen Wiederholungen und Ausrufe, die die Intensität von Nathanaels Gefühlen zum Ausdruck bringen (»Ach! – Clara – Clara«, Hoffmann 27, »Toller Mensch, wie kannst du Augen haben? – Augen – Augen?«, Hoffmann 30, »Trennung, Trennung«, Hoffmann 36, »Hui – hui – hui! – FeuerkreisFeuerkreis! Dreh dich Feuerkreis – lustig – lustig! – Holzpüppchen hui schön Holzpüppchen dreh dich«, Hoffmann 41), Aufzählungen (»Alles Wunderbare, Herrliche, Entsetzliche, Lustige, Grauenhafte«, Hoffmann 21), Antithesen (»Schatten und Lichtern«, Hoffmann 20) und Alliterationen (»farblos und frostig«, Hoffmann 21, »Du suchst und suchst und stotterst und stammelst«, Hoffmann 21).

Die verwendete Sprache ist sehr bildreich und lässt die Erzählung lebendig und bunt erscheinen. So zum Beispiel die bildhaften Vergleiche (»Mir war es, als sei ich in schweren kalten Stein eingepresst«, Hoffmann 13) und die lautmalerische Sprache (»Das ganze Haus erdröhnte, es rasselte und rauschte bei meiner Türe vorbei, die Haustüre wurde klirrend zugeworfen«, Hoffmann 13). Selbst an Stellen, an denen die Erzählung nicht rational nachvollziehbar ist, wird sie durch die vielen bildlichen und lautmalerischen Ausdrücke für den Leser nacherlebbar.

Die Vorgeschichte wird in Form eines Briefes von Nathanael erzählt, ebenso wie Claras Reaktion darauf und Nathanaels Antwort. Es erfolgt keine Wertung durch den Erzähler und der Leser kann sich sein eigenes Bild machen. Auch wirkt das Erzählte so authentischer und glaubwürdiger. Im Anschluss an die Briefe tritt der Erzähler aus dem Hintergrund, spricht den Leser direkt an und stellt sich ihm als Freund Nathanaels vor. Er erklärt, dass die Briefe den Leser in die Hintergründe einweihen sollen und er im Folgenden mit seiner Erzählung die Lücken füllen wird.

Der Erzähler scheint dem Protagonisten dabei sehr nah zu sein, da er Einblick in dessen Gefühle hat, beschreibt und bewertet aber das Geschehen gleichzeitig mit einer gewissen Distanz.

In der Szene, in der Coppola und Spalanzani um Olimpia kämpfen, werden vor allem Geräusche beschrieben, wodurch der Leser das Gefühl hat, das Geschehen selbst mitzuerleben. Außerdem wechselt hier das Erzähltempus von Präteritum zu Präsens, was die Distanz des Lesers zum Geschehen noch weiter verringert. Danach tritt der Erzähler jedoch aus dem Hintergrund und erklärt dem Leser in zeitgeraffter Form, was nach Nathanaels Abtransport in die Nervenheilanstalt geschah und distanziert den Leser so wieder vom Geschehen. Der häufige Wechsel der Erzählperspektive erhöht die Spannung beträchtlich.

Es ist teilweise nicht klar, ob das Erzählte der Realität entspricht, da meist aus Nathanaels Perspektive erzählt wird, der Fantasie und Realität oft nicht unterscheiden kann. Hierdurch bleibt ungeklärt, ob nun dunkle Mächte im Spiel waren oder nicht und die Erzählung erhält somit mehrere Deutungsmöglichkeiten.

Immer wieder wird im Verlauf der Erzählung Bezug auf Augen und das Sehen sowie auf mechanisches, nicht selbstbestimmtes Handeln genommen (siehe dazu auch Abschnitt Interpretation).

Veröffentlicht am 12. Oktober 2022. Zuletzt aktualisiert am 12. Oktober 2022.