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Löcher – Die Geheimnisse von Green Lake

Teil 1, Kapitel 1-4

Zusammenfassung

Stanley Yelnats wird für ein Verbrechen verurteilt, das er nicht begangen hat: Er soll angeblich den Schuh des berühmten Baseballspielers Clyde Livingston gestohlen haben. Der Richter lässt ihn wählen, ob er seine achtzehnmonatige Strafe im Gefängnis oder in der Jugendstrafanstalt Camp Green Lake absitzen will. Stanley wohnt mit seiner Mutter und seinem Vater, einem erfolglosen Erfinder, in einer kleinen Wohnung. Weil seine Eltern nie Geld dafür hatten, war er noch nie in einem Feriencamp. Er versucht, sich den Aufenthalt in Camp Green Lake so ähnlich wie ein Feriencamp vorzustellen und entscheidet sich dafür, seine Strafe dort zu verbüßen.

In der Schule hat Stanley keine Freunde und wird wegen seines Übergewichts gehänselt. Er hofft darauf, im Camp Green Lake Freunde zu finden und im See schwimmen zu können. Doch Stanleys Hoffnungen werden zunächst enttäuscht. Das Camp liegt in einer Wüste in Texas. Der See ist schon seit vielen Jahren ausgetrocknet und Skorpione, Klapperschlangen und tödliche Eidechsen bevölkern die trostlose Landschaft.

Nach einer langen Fahrt in Handschellen in einem Bus ohne Klimaanlage wird Stanley von einem Wachmann ins Camp gebracht. Dort lernt er den Aufseher Mr. Sir kennen, der Stanley Kleidung und eine Trinkflasche aushändigt und das Leben im Camp Green Lake mit all seinen Härten beschreibt.

Stanley erfährt, dass er wie alle anderen Jungen im Camp jeden Tag ein tiefes Loch im heißen Wüstensand graben muss. Um nicht in der heißesten Tageszeit zu graben, gibt es im Camp bereits um halb fünf Uhr morgens Frühstück.

Mr. Sir macht Stanley außerdem deutlich, dass jeder Versuch, aus Camp Green Lake zu entkommen, aussichtslos ist, weil das Camp über die einzige Wasserquelle im Umkreis verfügt. Deshalb hat das Camp weder Wachtürme noch Zäune. Die Hitze und die gefährlichen Tiere in der Wüste sorgen bereits dafür, dass niemand einen Fluchtversuch wagt.

Für sein Unglück und auch die Erfolglosigkeit seines Vaters macht Stanley zum Teil seinen Ururgroßvater Elya Yelnats verantwortlich, der angeblich einen Fluch auf die Familie geladen hat. Unter diesem Fluch leiden alle männlichen Nachkommen der Familie, die Generation für Generation Stanley Yelnats genannt werden, bis heute.

Obwohl Stanley nicht an den Fluch glaubt, nutzt er ihn dennoch als Erklärung für kleinere und größere Unglücksfälle, zum Beispiel die Tatsache, dass Stanley Yelnats, der Erste, von der berühmten Banditin Kissin’ Kate Barlow ausgeraubt und um ein großes Vermögen gebracht wurde, sowie für seine eigene Verurteilung und Inhaftierung.

Analyse

In den ersten Kapiteln des Buches wird Stanleys ausweglose Lage beschrieben, in einer Strafanstalt, aus der eine Flucht unmöglich erscheint. Die Ungerechtigkeit dieser Situation wird umso deutlicher dadurch, dass die Lesenden zu diesem Zeitpunkt bereits wissen, dass Stanley »die Tat, wegen der man ihn verurteilt [hat], nicht begangen [hat]« (S.12) und daher unschuldig ist.

In den folgenden Szenen wird Stanley charakterisiert und gleichzeitig die trostlose Umgebung des Camps in einer heißen und von gefährlichen Tieren bevölkerten Wüste beschrieben. Stanleys Wunsch, Freundschaften zu knüpfen (S.11) und seine positive und hoffnungsvolle Einstellung trotz der ungerechten Verurteilung erzeugen Empathie und verstärken das Mitgefühl für seine Situation. Das macht die Identifikation mit Stanley leicht und lässt ihn zu einem sympathischen Hauptcharakter werden.

Bei seiner Ankunft im Camp Green Lake hat Stanley Mitleid mit dem Wachmann, der ihn in einem Bus ohne Klimaanlage ins Camp gebracht hat und nun den langen Weg wieder zurückfahren muss (S.19). Stanley empfindet weder Wut noch Schadenfreude. Auch nicht Mr. Sir gegenüber, der Stanley kein Wasser anbietet und ihn herablassend behandelt. Stanleys Gefühle zeigen, dass er ein freundlicher und mitfühlender Mensch ist, sie stellen aber auch die Passivität heraus, die er zu Beginn des Buches zeigt, als Stanley sich mit seinem Schicksal abfindet und keinen Widerstand leistet.

Diese Passivität zeigt sich auch in Stanleys Umgang mit dem Familienfluch, der angeblich seit Generationen auf seiner Familie lastet (S.12). Stanley stellt den Fluch zwar infrage, schimpft aber trotzdem auf seinen Ururgroßvater, wann immer ihm ein Unglück widerfährt. Durch dieses Verhalten wird deutlich, dass Stanley zu Beginn des Buches keine Verantwortung für sein eigenes Schicksal übernimmt und keinen Willen zeigt, sich gegen Ungerechtigkeiten zu wehren.

Insgesamt wird durch den spannenden Einstieg in Stanleys Geschichte das Interesse am weiteren Verlauf der Ereignisse geweckt und daran, wie Stanley die Herausforderungen und den harten Alltag in Camp Green Lake meistert.

Veröffentlicht am 5. Juli 2023. Zuletzt aktualisiert am 5. Juli 2023.