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Das Tagebuch der Anne Frank

Rezeptionsgeschichte

Das Tagebuch von Anne Frank erschien am 25. Juni 1947 auf Niederländisch unter dem Titel Het Achterhuis (Das Hinterhaus). Im Jahr 1950 wurde es in Deutschland und Frankreich veröffentlicht und im Jahr 1952 auch ins Englische übersetzt. Die teure deutsche Hardcoverausgabe verkaufte sich zunächst schlecht. Die Veröffentlichung des Tagebuchs in den Vereinigten Staaten im Jahr 1952 machte jedoch ein breites Publikum auf das Buch aufmerksam und mit der preisgünstigeren deutschen Taschenbuchausgabe, die 1955 erschien, wurde das Tagebuch dann auch in Deutschland ein Erfolg. Zeitungsberichte und Buchbesprechungen aus dieser Zeit machen deutlich, dass Anne Franks Tagebuch »die deutschen Leser so unmittelbar erreichte, wie es keiner anderen Darstellung über den Zweiten Weltkrieg gegen die nationalsozialistische Judenpolitik gelungen war« (Heimsath, S. 132).

Durch das Tagebuch wurde so in den 1950er Jahren eine erste Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus angestoßen. Im Jahr 1955 wurde die Bühnenfassung des Tagebuchs von Albert Hackett und Frances Goodrich in New York uraufgeführt. Das Theaterstück war ein großer Erfolg, ging weltweit auf Tournee und wurde im Jahr 1959 schließlich verfilmt. Das Stück erschien bald auch auf deutschen Bühnen und wurde 1957 zum meistgespielten Theaterstück in Deutschland – dort und weltweit trägt es zur Bekanntheit des Tagebuchs bei. Der Film und das Theaterstück zu Annes Franks Tagebuch schließen jeweils mit einem Zitat aus dem Tagebuch: »Trotz allem glaube ich immer noch an das Gute im Menschen« (vgl. Schürch/Koellreuter). »Dieser Satz hat das Bild von Anne Frank nachhaltig geprägt, durch ihn wird ihre Geschichte zu einer Geschichte der Hoffnung und Menschlichkeit.« (ebd.)

In der Folgezeit wurden Straßen, Plätze, Parks, Schulen und Kinderheime nach Anne Frank benannt, Statuen errichtet und zahlreiche Filme, Theaterstücke und Bücher veröffentlicht, die sich mit Anne Franks Leben und ihrem Tagebuch auseinandersetzen. Heute ist Anne Franks Tagebuch eines der weltweit meistgelesenen Bücher. Anne Frank bildet im kollektiven Gedächtnis das bekannteste Symbol für die Millionen Opfer des Völkermords während der NS-Zeit und hat den Status einer Ikone inne.

Seit dem Tod Otto Franks im Jahr 1980 verwaltet der im Jahre 1963 von ihm gegründete Anne Frank Fonds mit Sitz in Basel die Rechte am Tagebuch. Die Einnahmen aus dem Verkauf des Tagebuchs werden durch den Fonds für karitative, edukative und wissenschaftliche Zwecke verwendet, wodurch das Engagement Otto Franks für Toleranz, Kommunikation und Menschenrechte fortgesetzt werden soll. Durch die Bekanntheit von Anne Franks Tagebuch konnte Mitte der 1950er Jahre der Abriss des Hauses, in dem sich das Versteck der Familie Frank befand, verhindert werden. Am 3. Mai 1960 wurde das Anne Frank Haus als Museum eröffnet, in dem die Besucher/-innen die Räume des ehemaligen Verstecks begehen und unter anderem das Originaltagebuch einsehen können.

Das Museum wird heute jährlich von 1,2 Millionen Menschen besucht. Durch Ausstellungen, Schulungen und das Anne Frank Youth Network wird im Rahmen des Anne Frank Hauses das Ziel verfolgt, insbesondere Jugendliche für die Gefahren von Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung zu sensibilisieren. Neben dem Anne Frank Haus und dem Anne Frank Fonds gibt es seit 1998 das Anne Frank Zentrum in Berlin mit einer Dauerausstellung zu Anne Frank und pädagogischen Programmen für Schulklassen und Jugendgruppen sowie die Bildungsstätte Anne Frank in ihrer Geburtsstadt Frankfurt am Main. Seit der Publikation des Tagebuchs Anne Franks wurde von Leugner/-innen des Holocaust wiederholt die Echtheit des Tagebuchs angezweifelt, woraufhin diese geprüft und zweifelsfrei nachgewiesen wurde.

Veröffentlicht am 15. September 2022. Zuletzt aktualisiert am 7. Oktober 2022.