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Die Physiker

Prüfungsaufgaben

  • Worum geht es in »Die Physiker«?

    Der Physiker Johann Wilhelm Möbius zieht sich in eine psychiatrische Anstalt zurück, um die Welt vor den Konsequenzen seiner Entdeckungen zu schützen. Zu diesem Zweck behauptet er, mit König Salomo sprechen zu können, gibt seine Forschung als Werk eines Geisteskranken aus und hält sie geheim. Im Fokus stehen daneben zwei weitere Patienten: Alec Jasper Kilton, der vorgibt, Isaac Newton zu sein und Joseph Eisler, der sich angeblich für Albert Einstein hält. Beide Männer entpuppen sich als Geheimagenten verfeindeter Mächte und als ebenso wenig irre wie Möbius. Weil alle drei Physiker ihre geheime Identität bewahren wollen und die Aufdeckung ihrer wahren Beweggründe befürchten, töten sie jeweils eine Krankenschwester, weshalb Inspektor Voß die Psychiatrie aufsucht. Möbius verbrennt seine Manuskripte und es gelingt ihm, die beiden Agenten davon zu überzeugen, mit ihm in der Psychiatrie zu bleiben, um die Welt zu retten. Sein Plan geht nicht auf, weil Mathilde von Zahnd, die Leiterin des Sanatoriums, sich als wahnsinnig herausstellt und bereits damit begonnen hat, seine Aufzeichnungen und Entdeckungen zu kopieren, um die Weltherrschaft an sich zu reißen.

  • Inwiefern ist das Stück auch heute noch aktuell und wie kann es genutzt werden?

    »Die Physiker« behandelt die Bedeutung und Verantwortung der Wissenschaft sowie die Gefahr von Massenvernichtungswaffen – es handelt sich dabei um Themen, die noch immer real greifbar, aktuell und wichtig für die Menschheit sind. Mit dieser Aktualität eignet sich das Stück hervorragend für den Deutsch- und Sozialkundeunterricht: So kann es aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und diskutiert werden. Eine geeignete Unterrichtsgrundlage bildet das Stück vor allem auch deshalb, weil mit den unterschiedlichen Protagonisten auch verschiedene Auffassungen knapp und verständlich dargeboten werden.

  • Inwiefern ist der Zeitpunkt, an dem Dürrenmatt Möbius auftreten lässt, ungewöhnlich?

    Möbius tritt nicht direkt zu Beginn auf, sondern erst etwas später, obwohl er der Protagonist ist. Möglicherweise soll auf diese Weise offensichtlich gemacht werden, dass auch Möbius nur ein Rädchen im Getriebe ist und in der Masse untergeht: So sehr er sich auch bemüht, er kann die Katastrophe nicht aufhalten. Möbius erst später auftreten zu lassen, unterstreicht zudem das Vorhaben des Physikers, sich mit seinem Manuskript zurückziehen zu wollen; es betont die demütige, zurückhaltende und aufopferungsvolle Art und Weise des Protagonisten.

  • Welche Botschaft richtet Dürrenmatt mit seinem Text an die Menschheit?

    Dürrenmatt verbreitet mit seinem Text zwei Botschaften: Zum einen sollte man wichtigen, weltpolitischen Konflikten ruhig und besonnen gegenübertreten und durch vernünftige Gespräche eine gemeinsame Lösung anstreben (so wie Möbius dies tut), zum einen soll der Text den Lesern auch die Gefahr näherbringen, die von Forschung und Wissenschaft ausgehe, wenn sie in die falschen Hände gerate und für die falschen Zwecke verwendet werde. In diesem Zusammenhang mahnt er, Wissenschaftler sollten nicht unvernünftig handeln oder sich von ihrem Ehrgeiz und einer persönlichen Bereicherung leiten lassen; die Moral und das Wohlergehen der Menschheit müsse im Vordergrund stehen.

  • Inwiefern kann darüber diskutiert werden, ob Mathilde von Zahnd tatsächlich die Leiterin oder nur eine Patientin ist?

    Sie könnte sich nur einbilden, die Leiterin zu sein und dies so verinnerlicht haben, dass sie ihre Rolle perfekt spielt und niemand ihr etwas anmerkt. Für diese Theorie sprechen beispielsweise die merkwürdigen, teils unlogischen Regeln, die die Leiterin und Oberärztin aufstellt: In ihrem psychisch kranken Kopf erstellt sie eine für sich perfekte Welt und trägt diese nach außen. Da es sich bei ihr um die (vorgebliche) Leiterin und zudem eine Ärztin handelt, stellt niemand ihre Vorgaben infrage. Gegen diese Theorie spricht, dass im Text davon die Rede ist, dass Mathilde von Zahnd die Einrichtung erst eröffnet habe: »Mein Vater, Geheimrat August von Zahnd. Er hauste in dieser Villa, bevor ich sie in ein Sanatorium umwandelte.« Hierbei handelt es sich allerdings um ihre eigene Aussage und da sie aufgrund ihrer psychischen Erkrankung nicht als zuverlässige Quelle gelten kann, lässt sich anzweifeln, ob ihre Aussage überhaupt der Wahrheit entspricht.

  • Welchen Eindruck erwecken die kurzen Reden der drei Protagonisten am Ende und welche Bedeutung haben sie für den Leser?

    Die Reden am Ende erinnern an Abschlussplädoyers vor Gericht. Nach dem jeweiligen »Plädoyer« verlassen sie die Szenerie und gehen in ein Zimmer – so, als würden sie dort auf ihre Bestrafung warten. Im Verlauf ihrer Vorstellung geben sie ihre Namen, biographische Eckdaten, ihre Leistungen für die Wissenschaft, aber auch Schwächen respektive Fehler an. Am Ende der jeweiligen Vorstellung wiederholen sie ihren Namen und die wichtigsten Kerndaten. Es kann vermutet werden, dass diese »Plädoyers« am Ende dazu dienen, den Leser darüber aufzuklären, dass Wissenschaft nicht immer nur Fortschritt und Verbesserung bedeutet, sondern auch Gefahren birgt; der Leser soll dazu motiviert werden, sich kritisch und reflektierend mit Forschung und Wissenschaft auseinanderzusetzen.

  • Inwiefern verhält sich der zweite Akt spiegelbildlich zum ersten?

    Im zweiten Akt ist Inspektor Voß wieder zu Besuch, um einen Mord zu untersuchen. Jedoch haben sich die genauen Vorgänge und Gedanken nun in ihr Gegenteil verkehrt: Inspektor Voß lehnt sowohl die Zigarre als auch den Schnaps ab, was einen Hinweis darauf liefert, dass er die Härte und Strenge vom Beginn der Komödie ablegt. Außerdem findet er sich dieses Mal nicht erst im Gespräch mit der Oberschwester, sondern direkt mit der Leiterin Mathilde von Zahnd, was zum einen Mathilde stärker in den Fokus rückt und den Leser unterschwellig auf das tragisch Finale vorbereitet, zum anderen aber auch vor Augen führt, wie stark der Inspektor mittlerweile in das Gedankengut der Klinik verstrickt ist. Die Regeln der Einrichtung bedeuten eine Art Auszeit von seinem sonst so stressigen und unangenehmen Job – der Inspektor scheint überaus froh über diese Möglichkeit zu sein, was unter anderem dadurch bezeugt wird, dass er sich nun wesentlich ruhiger und entspannter zeigt als noch im ersten Akt. Außerdem ist Inspektor Voß in diesem Akt, nachdem er sich im ersten Akt zunächst darüber geärgert habe, dass er die Täter der Morde nicht verhaften könne nun erleichtert, niemanden verhaften zu müssen, weil die Gerechtigkeit durchzusetzen anstrengend für ihn sein. Zudem ist es im zweiten Akt Mathilde, die den Begriff «Mörder” verwendet und Inspektor Voß, der diesen nun abweist.

  • Welche Lösung schlägt Möbius vor, um die Menschheit vor dem Untergang zu bewahren?

    Zunächst versteckt sich Möbius mit den Manuskripten in der Klinik, später verbrennt er die Unterlagen. Gegen Ende des Stücks mahnt er in einem Gespräch mit den anderen beiden Physikern, dass das Forschen eine Gefahr für die Menschheit darstelle und man daher darauf verzichten beziehungsweise sein »Wissen zurücknehmen« müsse. Er selbst hat dies getan, indem er seine Manuskripte verbrannt hat – nun will er auch die anderen beiden dazu bewegen, ihr Wissen für sich zu behalten, um auf diese Weise die Menschheit vor dem Untergang zu bewahren.

  • Wieso kämpfen Eisler und Kilton nicht gegeneinander?

    Beide Männer halten zwar ihre Waffen in der Hand, doch keiner von ihnen greift den anderen tatsächlich an. Die beiden sind ähnlich stark und geübt im Umgang mit Waffen, daher würde ein Duell für beide Seiten ein schlechtes Ende nehmen. Die beiden Männer repräsentieren hierbei die Ost- und Westmächte im Kalten Krieg – hier wie dort kommt es folglich nicht zu einem Angriff, der Konflikt ist zu diesem Zeitpunkt allerdings auch nicht gelöst und hängt bedrohlich und allgegenwärtig in der Luft.

  • Möbius bricht alle Kontakte zur Außenwelt ab, um die Menschheit vor seinen Entdeckungen zu schützen. Beschreibe, wie er diesen Kontaktabbruch vollzieht.

    Zunächst erfolgt der endgültige Abschied von seiner Familie, der er diesen Abschied dadurch erleichtern will, dass er sich wie ein wütender, wahnsinniger Mann benimmt, der seine eigene Familie nicht erkennt. Darauffolgend tötet er die Krankenschwester Monika, die ihm zuvor einen Heiratsantrag macht und Alternativen außerhalb der Klinik aufzeigt. Um die Menschheit vor seinen Forschungen beschützen zu können, muss er jedoch in der Psychiatrie bleiben. Weil er denkt, dass Monika nicht von ihm ablassen wird und er letzten Endes doch zustimmen könnte, sie zu heiraten, sieht er keinen anderen Ausweg als die Geliebte zu töten.

Veröffentlicht am 12. Oktober 2022. Zuletzt aktualisiert am 12. Oktober 2022.