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Fräulein Else

Abschnitt 1

Zusammenfassung

Else T. verbringt auf Einladung ihrer betuchten Tante Emma ihre Ferien in einem Luxusort in Italien, zusammen mit Emmas Sohn Paul, Elses Cousin. Sie kommt gerade zurück vom Tennisspielen mit Paul und seiner heimlichen Geliebten Cissy, als sie auf ihrem Weg zum Hotel Herr von Dorsday sieht. Dorsday ist ein alter Bekannter ihrer Eltern und ein sehr wohlhabender Kunsthändler und so plaudert Else ein wenig mit ihm, macht sich jedoch insgeheim über ihn lustig. Im Hotel erreicht sie ein Express-Brief ihrer Mutter, der ihr vom Portier überreicht wird und den Else erst in ihrem Zimmer angekommen öffnet.

Analyse

Der Leser befindet sich ohne Erklärungen direkt im Geschehen, wodurch Nähe und Spannung erzeugt werden. Die kursiv gedruckte Frage »Du willst nicht mehr weiterspielen, Else?«, die Elses Cousin Paul stellt, präfiguriert das Schicksal der Protagonistin in zweifacher Weise: »Weiterspielen« meint einerseits das Spielen gesellschaftlicher Rollen, kann andererseits aber auch synonym für »leben« stehen. Als Else auf die Frage des Cousins mit »Nein, Paul, ich kann nicht mehr, Adieu« antwortet, ist also angedeutet, dass Else ihre gesellschaftliche Rolle nicht mehr »weiterspielen« möchte, in einem weitergehenden Schritt aber auch nicht mehr weiterleben kann. Im weiteren Verlauf schaltet sich auch Cissy in das Gespräch ein, sodass der Text zusätzlich an Dynamik gewinnt und den Leser noch stärker in das Geschehen miteinbezieht.

Bereits hier wird Elses Angewohnheit offensichtlich, sich selbst und andere genau zu betrachten, zu analysieren und zu beurteilen. So beurteilt sie das vorangegangene Gespräch mit Paul und Cissy und lobt sich dabei selbst: »Das war ein ganz guter Abgang.« Unmittelbar danach macht sie sich Gedanken darüber, was die anderen von ihr denken könnten (»Hoffentlich glauben die Zwei nicht, daß ich eifersüchtig bin.«) und stellt dann selbst Vermutungen an: »Daß sie was miteinander haben, Cousin Paul und Cissy Mohr, darauf schwör‘ ich.« Else macht damit zum einen auf die künstliche, brüchige Fassade der Gesellschaft aufmerksam und erweckt zum anderen den Eindruck, sich in Gedanken zu verlieren, um so vor der Realität zu fliehen.

Veröffentlicht am 4. Oktober 2022. Zuletzt aktualisiert am 4. Oktober 2022.