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Fräulein Else

Abschnitt 3

Zusammenfassung

Else ist zunächst in der Hotelhalle und anschließend vor dem Hotel. Vor dem Hotel wird sie von Dorsday angesprochen, woraufhin sie sich auf eine Bank setzen und Else Dorsday auf das Geld anspricht. Der alternde Dorsday ist bereit zu helfen, unter der Bedingung, Else fünfzehn Minuten nackt sehen zu dürfen. Empört wendet Else sich ab. Als sie allein ist, wird ihr das Dilemma, in dem sie sich befindet, bewusst. Einerseits steht die Existenz ihres Vaters, der damit droht, sich umzubringen, auf dem Spiel, andererseits das Bestimmungsrecht über ihren Körper. In Gedanken spielt sie ihre Möglichkeiten durch: Sie geht in Begleitung ihres Cousins Paul zu Dorsday, um sich betrachten zu lassen, entweder in sein Hotelzimmer oder auf die von ihm vorgeschlagene Waldlichtung. Oder sie zieht sich vor allen Hotelgästen aus. Oder sie bringt sich um und legt vorher fest, dass Dorsday ihren nackten Leichnam betrachten darf. Die junge Else setzt sich im Wald auf eine Bank, wo sie einschläft und zu träumen beginnt. Als sie wieder aufwacht, macht sie sich Gedanken über Dorsdays Forderung und begibt sich zurück ins Hotel.

Analyse

Auch im Gespräch mit Dorsday kommentiert Else gedanklich immer wieder die Aussagen des Gegenübers. Dabei scheint sie dieses Gespräch besonders nervös zu machen: Als Dorsday kurz über Elses Bitte um Geld nachdenkt, kritisiert Else sich selbst für ihre Wortwahl und reiht in der Folge einige kurze Sätze aneinander, die Hektik und Beschleunigung erzeugen sowie Ausdruck ihrer Nervosität sind: »Wie dumm. Aber er lächelt. Dummes Mädel, denkt er. Er lächelt ganz liebenswürdig. Papa ist gerettet.« Auffällig ist dabei auch, dass Else das Lächeln Dorsdays betont: Sie wiederholt ihre Beobachtung, dass er lächelt und fügt beim zweiten Mal sogar noch »ganz liebenswürdig« hinzu. In ihrer Nervosität konzentriert sie sich selbst auf die kleinsten Veränderungen in Gestik und Mimik, gleichzeitig erweckt diese Beobachtung auch ein Gefühl der Hoffnung beim Leser, der mit Else fühlt und leidet.

Auffällig ist, dass Dorsday die Protagonistin mit »liebes Kind« anspricht, wie es auch schon die Mutter in ihrem Brief getan hatte, was die Gemeinsamkeiten beider Figuren vor Augen führt: Sowohl die Mutter als auch Dorsday sind endgültige Auslöser für die Situation, in der Else sich letzten Endes befindet – die Mutter ist deshalb verantwortlich, weil sie Else darum bittet, mit Dorsday zu sprechen; Dorsday, weil er durch seine Forderung erst die konkreten Bedingungen für die unangenehme Situation schafft. Auch haben beide Figuren konkrete Erwartungen an Else, denen die Neunzehnjährige zu entfliehen versucht, letztlich aber keinen Ausweg findet, der nicht im Suizid endet.

Veröffentlicht am 4. Oktober 2022. Zuletzt aktualisiert am 4. Oktober 2022.