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Hamlet

Rezeption und Kritik

Bereits zu seinen Lebzeiten war Shakespeare als erfolgreicher Dichter angesehen. Direkte Reaktionen auf die Uraufführung aus dem Jahre 1602 sind leider nicht überliefert. Allerdings soll Shakespeare persönlich den Geist in dem von ihm mitgegründeten Theater »The Globe Playhouse« gespielt haben (Timm, 19). Des Weiteren sind Aufführungen an den Universitäten Oxford und Cambridge für das Jahr 1603 nachgewiesen (ebd., 28).

Schauspielgruppen verbreiteten das Werk in ganz Europa. Shakespeare bildete einen Gegenpart zu den bis dahin vorherrschenden französischen Dramen, die sich streng an der antiken und römischen Gliederung orientierten. Die Shakespeare’sche Dramentradition wurde später vor allem von den deutschen Stürmern und Drängern und den Romantikern positiv aufgenommen (ebd. 90).

Bereits 1607 soll »Hamlet« die europäischen Grenzen verlassen haben und von Matrosen auf einem Schiff vor der westafrikanischen Küste gespielt worden sein. Nach Deutschland gelangte das Drama 1776 durch Friedrich Ludwig Schröder und wurde in Hamburg uraufgeführt. (William Shakespeares »Hamlet«: Das große Drama der Weltliteratur, online) 

Schröders Fassung beruhte jedoch auf einer stark verkürzten Version von Franz Heufeld und enthielt zusätzliche Änderungen dahingehend, dass Hamlet am Ende den Thron besteigt. Vom Publikum wurde diese Fassung jedoch mehr als positiv aufgenommen. Das ist unter anderem keinem Geringeren als Johann Wolfgang von Goethe zu verdanken. Der deutsche Dichter sah in Hamlet einen jungen Mann, der an dem Auftrag einer höheren Macht zerbricht, die er nicht bestehen kann. (Timm, 93f.) In seinem Werk »Wilhelm Meisters Lehrjahre« schreibt er: »eine große Tat auf eine Seele gelegt, die der Tat nicht gewachsen ist« (zitiert nach Neubauer und Böck, 42). Goethes Interpretation schlug Wellen. Die englischen Romantiker sahen in Hamlet ihre eigene Unentschlossenheit, selbst politisch aktiv zu werden (ebd, 43).

Die erste erfolgreiche deutsche Übersetzung ließ jedoch noch einige Jahre auf sich warten und wurde 1833 veröffentlicht (Timm, 92).

In der Zeit des jungen Deutschlands und des Vormärzes erfolgte eine kritischere Auseinandersetzung mit Shakespeares »Hamlet«, die allerdings auch von der durch die Revolution geprägte Epoche beeinflusst wurde. So bezeichnete zum Beispiel G. G. Gervinus Hamlet als »Symbol der gescheiterten Revolution« (ebd., 94).

Der Einfluss politischer Umstände führte zu immer wieder neuen Sicht- und Herangehensweisen an das Werk. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Suche nach der Wahrheit als Leitthema herauskristallisiert. Die DDR lobte das Drama zu politischen Zwecken, während in der Bundesrepublik weitaus individueller mit dem Stoff umgegangen wurde. Das Publikum reagierte dadurch auch häufiger mit Ablehnung. Das ändert jedoch nichts daran, dass »Hamlet« Regisseur*innen, Schauspieler*innen und Zuschauer*innen fasziniert und stetig begeistert und zu Interpretationen inspiriert. (ebd., 95ff.)

Doch auch in anderen Medien beschäftigen sich Künstler*innen mit »Hamlet»«. 1848 nutzte Hector Berlioz das Thema für zwei Szenen seines musikalischen Werkes »Tristia«. 1868 wurde eine Oper von Ambroise Thomas uraufgeführt. Weitaus größere Beachtung bekommt das Werk jedoch in der Filmindustrie. 1920 kam es zur ersten Umsetzung und das sogar mit einem weiblichen Hamlet, gespielt von Asta Nielsen. Bereits 1900 wurde diese Idee auf der Bühne umgesetzt. (Neubauer und Böck, 31f.)

Um die Handlung an Filmlänge anzupassen, sind in der Regel drastische Kürzungen nötig. Kenneth Branagh ignorierte diesen Fakt. In seiner über vierstündigen Version von 1996 orientierte er sich beinahe ausschließlich an den Texten der ersten Folio. Den größten Erfolg hatte die BBC-Verfilmung von 2009, die auf ausnahmslos lobende Kritiken stieß. (Timm, 100).

 

Veröffentlicht am 30. Mai 2023. Zuletzt aktualisiert am 30. Mai 2023.