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Hamlet

4. Akt

Zusammenfassung

1. Szene
Bestürzt über das Geschehene berichtet die Königin ihrem Gatten von Hamlets Mord an Polonius. Der König erkennt seinen Fehler und dass Hamlet es auf ihn abgesehen hat. Er meint, er hätte Hamlet sogleich nach England schicken sollen. Das will er nun umgehend tun und beauftragt Rosenkranz und Güldenstern, nach Hamlet zu sehen. Das Königspaar will mit seinen Beratern eine Möglichkeit finden, den Ruf Dänemarks aufrechtzuerhalten.

2. Szene
Rosenkranz und Güldenstern finden Hamlet und fragen ihn, wo er Polonius’ Leiche versteckt habe. Anstatt die Information preiszugeben, entlarvt er die beiden. Sie wollen nicht verstehen. Hamlet verlangt, den König zu sehen.

3. Szene
Aufgrund Hamlets Beliebtheit beim Volk fühlt sich der König gezwungen, bei seinem weiteren Vorgehen geschickt zu handeln. Rosenkranz und Güldenstern erscheinen mit Hamlet. Dieser spricht über die Vergänglichkeit und darüber, dass im Tod alle gleich seien. Außerdem gibt er einen Hinweis darauf, wo Polonius’ Leiche versteckt sei. Sofort schickt Claudius seine Gefolgsleute, um nach dem Leichnam zu suchen, und beordert Hamlet nach England. Hamlet verabschiedet sich. Rosenkranz und Güldenstern sollen sicherstellen, dass Hamlet wirklich an Bord geht. Der König plant, Hamlet in England umbringen zu lassen, um sich in Sicherheit zu wissen.

4. Szene
Fortinbras trifft in Dänemark ein und sendet einen Boten zum König, um dessen Erlaubnis zur Durchquerung seines Hoheitsgebiets einzuholen. Er plant einen Feldzug durch Polen. Trotz der Sinnlosigkeit hinter diesem Vorgehen hegt Hamlet Bewunderung für Fortinbras’ Entschlossenheit, während er selbst zum Mord an Claudius bis jetzt nicht fähig war.

5. Szene
Auf Horatios Anfrage, ob Ophelia bei der Königin vorsprechen dürfe, weigert diese sich zunächst, erlaubt es aber schließlich aufgrund der anscheinenden Dringlichkeit. Ophelia ist von Trauer und Leid geplagt. Der König gibt Order, Ophelia beobachten zu lassen und sorgt sich, dass die heimliche Bestattung Polonius’ negative Folgen haben könne.

Laertes ist aus Frankreich zurück und fordert den Leichnam seines Vaters. Er ist auf Rache aus, doch Claudius beteuert seine Unschuld. Claudius erklärt sich bereit, über seine Schuld urteilen zu lassen und die entsprechenden Konsequenzen zu tragen.

6. Szene
Von einem Matrosen erhält Horatio einen Brief von Hamlet. In diesem schreibt er, dass er Gefangener auf See geworden, aber nun zurück in Dänemark sei. Horatio soll den Männern Zutritt zum Schloss verschaffen, damit sie seine Briefe an das Königspaar überbringen können. Anschließend soll er sich zu Hamlet begeben, der Schauriges über Rosenkranz und Güldenstern in Erfahrung gebracht habe.

7. Szene
Die Unschuld des Königs an Polonius’ Tod ist bewiesen. Stattdessen wurde Hamlet zu dessen Mörder erklärt, der auch nach Claudius’ Leben getrachtet haben soll. Auf Laertes’ Frage, warum der König nichts gegen Hamlet unternommen habe, begründet er dies mit Gertrudes Liebe zu ihrem Sohn und Hamlets Beliebtheit beim Volk, welches andernfalls gegen ihn vorgehen würde. Laertes schwört daraufhin erneut Rache für den Tod seines Vaters.

Ein Bote überbringt Hamlets Briefe an König und Königin, in denen er seine Rückkehr ankündigt. Das sorgt für Verwirrung bei Claudius und Laertes. Laertes sieht darin allerdings seine Chance zur Rache. Der König will mit einer List, die selbst die Königin täuscht, Hamlet umbringen. Gemeinsam hecken sie den Plan aus, Hamlet in einem Fechtkampf zu überlisten. Laertes will diesen ausführen und seine Klinge dafür zusätzlich in Gift tränken. Sollte Laertes scheitern, plant der König, Hamlet mit einem Weinkelch zu vergiften.

Die Königin überbringt den beiden die Nachricht von Ophelias Tod. Sie sei durch einen Unfall am Bach ertrunken. Der König beschließt daraufhin, Laertes genauer im Auge zu behalten, damit sein Plan nicht durch dessen emotionale Handlungen gefährdet werde.

Analyse

Mit Polonius’ Tod, welcher auf den tragischen Ausgang des Dramas hindeutet, wird die fallende Handlung eingeleitet. Obwohl Hamlet seiner Mutter gestanden hat, dass sein Wahnsinn nur Maskerade war, beteuert sie vor ihrem Gemahl Hamlets besorgniserregenden Geisteszustand. Allerdings weist sie auch auf dessen Reue über die Tat hin. Ob sie dies tut, um den Schutz ihres Sohnes aufrechtzuerhalten oder weil sie wirklich von dessen Wahnsinn überzeugt ist, bleibt offen. Für Claudius ist dies jedoch die erneute Bestätigung, Hamlet schnellstmöglich nach England zu schicken, denn er ahnt, dass Hamlets Mord eigentlich ihm gegolten hat.

Auch vor Rosenkranz und Güldenstern hält Hamlet sein Schauspiel aufrecht. Er bezeichnet Rosenkranz als Schwamm, »der des Königs Miene, [...] und Befehle einsaugt« (83) und ihm somit zu Diensten steht. Er hat ihre Rolle also durchschaut. Auf ihre Frage nach der Leiche speist er sie mit einem Rätsel ab. Obwohl Hamlet sich als verwirrt und unberechenbar gibt, haben seine Worte einen wahren Kern. In der metaphorischen Bemerkung: »Der fette König und der magre Bettler sind nur verschiedne Gerichte; zwei Schüsseln, aber für eine Tafel« (84), zeigt er auf, dass der Tod für alle unausweichlich ist und er die Menschen auf eine Stufe, eine Tafel stellt. Claudius sendet ihn nach England. Die Dringlichkeit seiner Aufforderung zeigt sich in den Worten: »Ich bitt euch, eilt« (85).

Als Hamlet von Fortinbras’ Feldzug gegen Polen erfährt, offenbart er seine Gedanken in einem Monolog. Der Plan des Norwegers, der kaum einen Gewinn bedeuten kann, erinnert ihn dennoch daran, dass er die Ehre seines Vaters verteidigen muss: »Doch einen Strohhalm selber groß verfechten, Wenn Ehre auf dem Spiel« (87). Die Rache wird zu seinem Lebenssinn, die er nun umso gezielter verfolgen will: »O von Stund’ an trachtet/ Nach Blut, Gedanken, oder seid’ verachtet!« (87). Im Gegensatz zu seinen vorherigen Monologen ist dieser von klaren Überlegungen statt von emotionalen Ausbrüchen dominiert.

In der 5. Szene wird Ophelias Wahnsinn aufgezeigt und die fallende Handlung damit vorangetrieben. Die Besorgnis über diese Wandlung zeigt sich in Horatios dringender Bitte, dass die Königin Ophelia anhören möge. Sie spricht entweder in Prosa, was den Bezug zum Wahnsinn herstellt, oder offenbart ihre Gefühle in Liedstrophen. Der Tod ihres Vaters durch Hamlets Hand hat sie aus der strengen, aber stabilen Familienstruktur gerissen und zusätzlich das Bild von ihrem einstigen Liebhaber aufs Neue verzerrt. Ophelia zerbricht daran und mit ihr die Personifizierung des Reinen und Guten im Drama. Der König äußert sein Mitleid für Ophelia, doch auch für sich selbst. Seine Aussage: »Wenn die Leiden kommen, So kommen sie wie einzle Späher nicht, Nein, in Geschwadern« (90) malt ein Bild des über sie und das Land hereinbrechenden Unheils.

Dies wird mit dem Eintreffen Laertes’ und dem Ruf des Volkes, dass er König werden solle, untermauert. Laertes ist erregt, hitzig und rachsüchtig. Damit wird das Rachemotiv durch eine weitere Figur aufgegriffen. Das Königspaar versucht, ihn zu beruhigen. Da Claudius nicht für Polonius’ Tod verantwortlich ist, wiegt er sich in Sicherheit.

Die 6. Szene bedient sich der Prosaform, indem Horatio Hamlets Brief vorliest. Seine Worte haben Dringlichkeit und erhöhen so auch die Spannung im Stück. Hamlets Rückkehr wirkt außerdem als retardierendes Moment, das die Hoffnung auf eine positive Wendung kurzweilig ansteigen lässt.

In der verbleibenden Szene des 4. Aktes zeigt sich Claudius’ hinterlistiger Charakter und Egoismus. Obwohl Volk und Königin Hamlet innig lieben, stellt er für ihn eine Gefahr dar, die er aus dem Weg räumen muss. Dies zeigt sich besonders in seinem Entsetzen über Hamlets unerwartete Rückkehr. Laertes sieht darin hingegen seine Chance auf Rache. Hamlets Tod ist nur durch eine Falle möglich, welche die Königin keinen Verdacht schöpfen lässt, da Claudius ohne sie nicht leben könne. Dies zeigt sich in den Zitaten: »Sie ist mir so vereint in Seel’ und Leben« (96) und »Selbst seine Mutter spreche los die List/ Und nenne Zufall sie« (98). Mit List und Intrige will er daher seine Machtposition als König und Gemahl aufrechterhalten. Dabei will er alles genau durchdenken und sich trotz möglichem Scheitern absichern. Laertes ist bereit, Teil dieses Plans zu sein und bezeichnet sich selbst als »Werkzeug« (98). Seine Emotionalität nach der Verkündigung von Ophelias Tod treibt Claudius daher zur Sorge, dass der Plan misslingen könne. Wie schon zuvor im Umgang mit Hamlet und Ophelia, werden Beobachtung und Kontrolle seine Mittel der Wahl.

Veröffentlicht am 30. Mai 2023. Zuletzt aktualisiert am 30. Mai 2023.