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Hamlet

Sprache und Stil

Wie es für Shakespeare typisch ist, wird auch »Hamlet« von bildhafter Sprache und Stilmitteln durchzogen, welche die Emotionen der Charaktere zum Ausdruck bringen. Dabei ist zwischen der gebundenen und ungebundenen Sprache zu unterscheiden. 

Dort, wo sich gebundene Sprache findet, verwendet Shakespeare das Versmaß des sogenannten Blankverses. Die Bezeichnung stammt daher, dass sich die Verse nie oder nur selten reimen. Genauer betrachtet handelt es sich um einen jambischen Pentameter: auf eine unbetonte Silbe folgt eine betonte und das fünfmal pro Vers (Timm, 76). »O schmölze doch dies allzu feste Fleisch, Zerging’ und löst’ in einen Tau sich auf!« (14) ist nur ein Beispiel, von denen sich noch viele weitere im Werk finden lassen. Allerdings wird dieses Versmaß ausschließlich von Personen am Hofe und somit Angehörigen des gehobenen Standes gebraucht.

Das Gegenstück dazu bildet die Prosa, die vor allem von Personen aus niedrigeren Schichten, wie den Schauspielern, Totengräbern oder auch Rosenkranz und Güldenstern verwendet wird. Die sprachliche Form dient somit einer gesellschaftlichen Unterteilung. Hamlet passt sich an diese an, wenn er zum Beispiel mit seinen Studienkollegen spricht. Gleichzeitig deutet die Prosaform auf einen »geistigen Verfall im Verfall der Sprache« (Timm, 73) hin, was sowohl anhand Hamlets vorgetäuschtem als auch, wie im folgenden Beispiel, Ophelias tatsächlichem Wahnsinn deutlich wird: »Wir müssen geduldig sein: aber ich kann nicht umhin zu weinen, daß sie ihn in den kalten Boden gelegt haben« (90).

Obwohl die Wahl von Vers- oder Prosaform bereits eine Einteilung und Charakterisierung der Figuren vornimmt, folgen diese dennoch ihren eigenen sprachlichen Besonderheiten. Claudius wählt eine formale Sprache, mit der er überzeugend wirken will: »Es ist gar lieb und Eurem Herzen rühmlich, Hamlet, Dem Vater diese Trauerpflicht zu leisten« (13). Er zeigt jedoch auch seine Fähigkeit zur Manipulation im Gespräch mit Laertes: »Man hat seit Eurer Reis’ Euch viel gerühmt, Und das vor Hamlets Ohr« (98). Polonius ist im Gegensatz dazu durch einen umständlichen Sprachstil charakterisiert, der schnell ausschweifend und belehrend wirkt (vgl. 38f.). 

Von besonderer Bedeutung sind jedoch Hamlets Monologe. In diesen erhält das Publikum Einblick in sein Inneres, welches in einem Gefüge aus Täuschung, Intrigen und Spionage entscheidend für den Inhalt und die Entwicklung des Stückes ist. Meist sind seine Passagen von rhetorischen Fragen, Ellipsen und Ausrufen durchzogen: »Verdammter Raub geschah. Bin ich ‘ne Memme?« (51). Doch auch andere Figuren wie Claudius oder Ophelia erlauben den Zuschauern, durch Monologe ihre Gefühle und Handlungen nachzuvollziehen.

Neben den oben genannten schmücken noch weitere Stilmittel das Werk, insbesondere Vergleiche, Metaphern, aber auch Oxymora und Wortspiele. Letztere werden ebenfalls bevorzugt von Hamlet verwendet: »Nicht doch, mein Fürst, ich habe zu viel Sonne« (12). Witze wie in der Totengräberszene (Akt 5, Szene 1) sorgen für Auflockerungen. Auffällig sind auch diverse Anspielungen auf die griechische Mythologie. Der Text ist allerdings auch ohne das entsprechende Hintergrundwissen nachvollziehbar.

Wiederkehrende Motive im Stück sind Rache, Wahnsinn, Vergänglichkeit und die Frage nach dem Sinn von Leben und Tod. Hamlet wird mit all diesen existenziellen Fragen konfrontiert. Aussagen über Fäulnis (vgl. 72) oder »blut’ge Tat[en]« (74) zeigen den Verfall und die düstere Stimmung auf, wie sie von Hamlet empfunden wird.

Shakespeare gelingt es, mit den gewählten stilistischen Mitteln das Publikum zu begeistern. Zahlreiche Zitate seines Dramas sind heute weltberühmt (Timm, 72).

 

Veröffentlicht am 30. Mai 2023. Zuletzt aktualisiert am 30. Mai 2023.