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Hamlet

2. Akt

Zusammenfassung

1. Szene
Polonius setzt seinen Diener darauf an, mit gezielten Gerüchten das Verhalten seines Sohnes in Frankreich zu ergründen. Ophelia stößt hinzu und berichtet von ihrer Begegnung mit einem bleichen und von Wahnsinn heimgesuchten Hamlet. Polonius vermutet darin einen Liebeswahnsinn, den er sogleich dem König melden will.

2. Szene
Auch dem Königspaar fällt Hamlets Veränderung auf. Sie laden seine Studienkollegen Rosenkranz und Güldenstern ein, am Hof zu wohnen. Sie sollen Hamlet auf die rechte Spur zurückbringen. Der Gesandte Voltimand berichtet, dass es zur Übereinkunft mit Norwegen gekommen sei.

Anschließend spricht Polonius beim König vor. Er bezeichnet Hamlet als toll, verliest einen von Hamlet verfassten Liebesbrief an Ophelia und begründet dessen Wahnsinn in Ophelias kürzlichen Zurückweisungen. Die Königin hält dies für möglich. Polonius schlägt darum vor, Hamlet mit Ophelia in eine Falle zu locken und die beiden zu belauschen. Als Hamlet hinzukommt, will Polonius ihn zur Rede stellen, erhält allerdings nur verwirrende Aussagen, was ihn in seiner Annahme bestätigt.

Hamlet trifft auf Rosenkranz und Güldenstern. Er bezeichnet Dänemark als Gefängnis und vermutet, dass die beiden geschickt worden seien, was sie schließlich zugeben. Hamlet gesteht seine verlorene Lebenslust. Rosenkranz schlägt daher vor, sie könnten Schauspieler, die in der Stadt sind, einladen. Polonius kündigt kurz darauf die Schauspieler an und Hamlet heißt sie herzlich willkommen. Er bittet sie, sie mögen das Stück »Die Ermordung Gonzagas« aufführen, welchem er außerdem eigene Zeilen hinzufügen wolle. Die Schauspieler stimmen dem zu.

Kaum ist Hamlet allein, verfällt er erneut in Selbsthass. Doch er beschließt, sich nicht länger in Flüchen zu verlieren, sondern zur Tat zu schreiten. Die Schauspieler sollen die Ermordung des Königs nachstellen. Anhand Claudius’ Reaktion will Hamlet ergründen, ob der Geist die Wahrheit gesagt hat.

Analyse

Nachdem zum Ende des 1. Aktes der Racheauftrag des verstorbenen Königs für das erregende Moment gesorgt hat, wird mit dem 2. Akt die steigende Handlung eingeleitet. Ophelias Bericht über ihre Begegnung mit einem vom Wahnsinn heimgesuchten Hamlet macht deutlich, dass dieser seine Vorhaben bereits in die Tat umsetzt. Der Deckmantel des Wahnsinns dient ihm als Schutz zur Planung seiner Rache. Allerdings kann sein aufgewühltes Auftreten: »Prinz Hamlet - mit aufgerißnem Wams, [...] Bleich wie sein Hemde, [...] Mit einem Blick, von Jammer so erfüllt« (33), wie es von Ophelia beschrieben wird, auch den Anschein erwecken, dass Hamlet tatsächlich die Kontrolle verliert und psychischen Leiden ausgeliefert ist. Für Polonius liegt die Erklärung für Hamlets Verhalten in Ophelias Zurückweisung auf sein Geheiß hin.

Auch König Claudius treibt Hamlets Verwandlung nach dem Tod dessen Vaters nach wie vor zur Sorge. Rosenkranz und Güldenstern sollen diesem auf den Grund gehen. Mit der Zustimmung zu diesem Auftrag schlagen sich die beiden auf Claudius’ Seite. Der fast identische Wortlaut von König und Königin lässt ihre Verbindung deutlich werden. Claudius’ Worte: »Dank, Rosenkranz und lieber Güldenstern« (35) werden, abgesehen von der Vertauschung der Namen, von der Königin genauso wiederholt.

Nach dem erfreulichen Bericht über die Schlichtung des Norwegen-Konfliktes unterbreitet Polonius dem Königspaar seine Theorie bezüglich Hamlet. Polonius scheint ein leidenschaftlicher Redner zu sein und schmückt seine Worte aus. Mit der Aussage: »Mehr Inhalt, wen’ger Kunst« (37) fordert die Königin ihn sogar auf, sich auf das Wesentliche zu beschränken. Polonius verliest einen Brief, den Hamlet an Ophelia verfasst hat und der seine Zuneigung ihr gegenüber unter Beweis stellt. Der König will jedoch Polonius’ Falle nutzen, um dies genauer zu prüfen.

In der Unterredung zwischen Hamlet und Polonius erfolgt der Wechsel vom Versmaß in Prosa. Während die auf Versen basierende Ausdrucksweise der gehobenen Klasse vorbehalten ist, ist Prosa einerseits die Sprache des einfachen Volkes, aber auch Zeichen für den geistigen Verfall, in diesem Falle Hamlets Wahnsinn. Die Verrücktheit, mit der sich Hamlet Polonius zeigt, weist auf eine Inszenierung hin. Er ist dem Oberkämmerer in Witz und Redegewandtheit überlegen und scheint dies auszuspielen. Auch Polonius entgeht dies nicht: »Ist dies schon Tollheit, hat es doch Methode« (41).

Auch bei dem Aufeinandertreffen zwischen Hamlet, Rosenkranz und Güldenstern wird die Prosaform beibehalten, denn die beiden gehören, wie später auch die Schauspieler, dem niederen Stand an. Hamlet passt sich auch hier mit seiner Sprache an. Obwohl Hamlet schnell durchschaut, dass Rosenkranz und Güldenstern mit einem Auftrag nach Dänemark gesandt worden sind, vertraut er ihnen an, dass er seinen Lebensmut verloren habe. Seine Äußerung: »denn an sich ist nichts weder gut noch böse, das Denken macht es erst dazu. Für mich ist es ein Gefängnis« (42) weist darauf hin, dass die persönliche Einstellung die Färbung und Wahrnehmung der Umwelt ausmacht. Für Hamlet wird Dänemark daher zum Gefängnis, einem grausamen Ort, der ihn festhält und dem er nicht entfliehen kann. Dies zeichnet ebenfalls eine Parallele zu dem Racheauftrag, zu dem er sich verpflichtet fühlt, dabei aber nicht weiß, ob er ihm gewachsen ist.

Dieses Zerwürfnis zeigt sich insbesondere in Hamlets abschließendem Monolog des 2. Aktes, in welchem er das Versmaß wieder aufgreift. Er ist allein und offenbart den düsteren Zustand seiner Seele, nennt sich unter anderem »Schurk[e]«, »Sklav[e]«, »Memme« und »Esel« (50f.). Von den Künsten der Schauspieler ist er beeindruckt, während er selbst zum Mord an seinem Onkel nicht fähig zu sein scheint, was er in rhetorischen Fragen zum Ausdruck bringt: »Wer tut mir dies?« (52). Er verurteilt sich, wofür er Ellipsen und Ausrufe gebraucht. Es gelingt ihm jedoch, sich nicht länger in Selbstvorwürfen zu verlieren. Das von Emotionen getragene Verhalten wandelt sich in ein von Vernunft geleitetes. Er beschließt, ins Handeln zu kommen, indem er das Schauspiel nutzt, um die Worte des Geistes und Claudius’ Schuld zu prüfen: »Das Schauspiel sei die Schlinge, In die den König sein Gewissen bringe« (52).

Veröffentlicht am 30. Mai 2023. Zuletzt aktualisiert am 30. Mai 2023.