Skip to main content

Hamlet

Zitate und Textstellen

  • »Du weißt, es ist gemein: was lebt, muß sterben. Und Ew’ges nach der Zeitlichkeit erwerben.«
    – Königin Gertrude, S.12

    Mit diesem Zitat versucht Gertrude, ihren Sohn Hamlet auf die unausweichliche Tatsache des Sterbens hinzuweisen, und begegnet seiner Trauer mit rationalen Fakten. Dennoch zeigt sie in dem Ausdruck, dass diese Realität gemein sei, ihr Verständnis. Gertrude kleidet ihre Worte in einen Paarreim, der somit einem Sprichwort oder einer Redewendung gleicht. Außerdem deutet sie auf das ewige Leben hin, das nach dem Tod eintritt und welches der verstorbene König nun hoffentlich erleben darf. Sie weiß nicht, dass dieser als Geist seine Sünden büßen muss. Das Zitat ist weiterhin ein Verweis auf die Vergänglichkeit des Irdischen, ein Thema, das im Drama noch des Öfteren aufgegriffen wird.

  • »O schmölze doch dies allzu feste Fleisch, Zerging’ und löst’ in einem Tau sich auf! Oder hätte nicht der Ew’ge sein Gebot Gerichtet gegen Selbstmord! - O Gott! o Gott!«
    – Hamlet, S. 14

    Mit der Metapher vom Tau, die den Wunsch ausdrückt, dass sein Körper sich auflösen möge, drückt Hamlet sein Seelenleid aus. Sein Dasein wird ihm zur Qual. In Ausrufen zeigt sich sein Sehnen, diesem ein Ende zu setzen. Der zweite Teil macht allerdings deutlich, dass Selbstmord aus christlicher Sicht verboten ist und eine Sünde darstellt, die vor dem jüngsten Gericht Konsequenzen fordern wird. Dieser Glaube hält Hamlet davon ab, seinen Gedanken Taten folgen zu lassen. Mit der Wiederholung der Worte »O Gott!« wird seine Verzweiflung verstärkt. Er hält es in seinem eigenen Körper nicht mehr aus. Dies ließe sich allerdings auf das Schloss und ganz Dänemark erweitern, das er später als Gefängnis bezeichnen wird. Einen Ausweg, wie er diesem entfliehen kann, findet er nicht.

  • »Schwachheit, dein Nam’ ist Weib!«
    – Hamlet, S. 14

    Hamlet ist von der Entscheidung seiner Mutter, ihren Schwager so kurze Zeit nach dem Tod seines Vaters zu heiraten, entsetzt und angewidert. Sein Zitat personifiziert die Schwachheit und ordnet ihr das weibliche Geschlecht zu. Damit erlaubt er sich nicht nur eine ausnahmslose Verallgemeinerung, sondern schürt eine Abneigung gegen alle Frauen, die später insbesondere Ophelia zu spüren bekommen wird.

  • »Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage«
    – Hamlet, S.54

    Dieses Zitat Hamlets ist eines der berühmtesten aus Shakespeares Werken. Die Frage nach Sein oder Nichtsein bleibt unbeantwortet und wird somit rhetorisch. Vielmehr eröffnet sie den Zugang zu Hamlets nachdenklichem und philosophischem Charakter, sein Abwägen zweier Seiten und die damit verbundene Ungewissheit. Diese Eigenschaft macht ihn menschlich nahbar und erzeugt damit auch große Publikumsnähe.

  • »Dies hohe Bild, die Züge blühnder Jugend, Durch Schwärmerei zerrüttet: weh mir, wehe! Daß ich sah, was ich sah und sehe, was ich sehe.«
    – Ophelia, S. 57

    Ophelia ist dem wahnsinnigen Hamlet begegnet. Ihre Zuneigung zu ihm zeigt sich in der ersten Zeile. Die zweite Zeile macht darauf aufmerksam, dass sie der Theorie ihres Vaters Glauben schenkt und Hamlet einem Wahnsinn aus Liebe verfallen ist, der überdies auf ihrer Zurückweisung zu beruhen scheint. Ophelia leidet stark unter dem veränderten Auftreten ihres Geliebten, wie sich in ihren Ausrufen verdeutlicht. Der Parallelismus in der letzten Zeile, in dem die gleiche Satzstruktur wiederholt wird, deutet auf den Unterschied zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin. Hamlet hat sich verändert, begegnet ihr abweisend und beleidigend. Ophelia wünscht, dass ihr diese Erfahrung erspart geblieben wäre.

  • »O meine Tat ist faul, sie stinkt zum Himmel«
    – König Claudius, S. 72

    König Claudius gesteht mit dieser Metapher das Verbrechen an seinem Bruder und seine eigene Schuld. Er ist sein Mörder und sich der Schande seiner Tat bewusst. Der Bezug der Wortwahl zu Fäulnis und Gestank stellt einen Bezug zur Aussage von Marcellus in Akt 1, Szene 4 dar, in der er beschreibt, dass im Land etwas faul sei (vgl. 24). Folgt man dem Motiv des Fäulnisgeruchs weiter, klingt es, als ob dieser an Claudius hafte und er ihm nicht entkommen könne. Der Preis für seinen eigenen Vorteil, König zu werden, ist nicht nur hoch, sondern auch unmoralisch. Er kann seine Tat nicht ungeschehen machen.

  • »Zur Grausamkeit zwingt bloße Liebe mich; Schlimm fängt es an, und Schlimmres nahet sich.«
    – Hamlet, S. 79

    Hamlet spricht vom Racheakt, der ihm auferlegt wurde. Er liebt seinen Vater und sieht sich in seiner Schuld. Allerdings scheint er an diesem Auftrag zu zerbrechen. Weiterhin ist er hinsichtlich der Gefühle für seine Mutter sowohl von Hass als auch von Liebe durchzogen. Die erste Zeile ließe sich darum auf unterschiedliche Weise deuten: Aus Liebe zu seinem Vater geht er mit seiner Mutter, die sich so schnell einem anderen zugewandt hat, hart ins Gericht. Außerdem muss er Claudius ermorden. Oder aber es ist die Liebe zu seiner Mutter, von deren Handeln er sich zutiefst verletzt fühlt, was er mit seinen brutalen und richtenden Worten in ihrem Gespräch zum Ausdruck bringt. Die Steigerung in der zweiten Zeile gibt einen Ausblick auf das tragische Ende.

  • »Auf Hamlets schnellen Tod. O tu es, England! Denn wie die Hektik rast er mir im Blut: Du mußt mich heilen. Mag mir alles glücken, Bis dies geschehen ist, kann mich nichts erquicken.«
    – König Claudius, S. 85

    Hamlet wird für Claudius zur ernsten Gefahr. Als er dies erkennt, sendet er ihn mit einem Todesurteil nach England. Dabei personifiziert er den Staat nicht nur, sondern überträgt ihm auch die Verantwortung für sein eigenes Heil. Hamlet verursacht in ihm Angst und Unruhe, was er mit dem Begriff »Hektik« und der Metapher, Hamlet rase ihm im Blut, ausdrückt. Der Tod Hamlets wird für ihn zum Ultimatum, an dem sein Glück hängt. Solange Hamlet lebt, bleibt er eine Bedrohung, die ihm die Lebensfreude nimmt.

  • »Der kranken Seele, nach der Art der Sünden, Scheint jeder Tand ein Unglück zu verkünden. Von so betörter Furcht ist Schuld erfüllt, Daß sich verbergend, sie sich selbst enthüllt.«
    – Königin Gertrude, S.88

    Mit diesen Worten reagiert Königin Gertrude in einem Paarreim auf die dringende Bitte Horatios, sie möge die wahnsinnige Ophelia anhören. »Tand« ist dabei ein Ausdruck für einen belanglosen Gegenstand. Somit beschreibt sie, dass in Folge ihrer Sünden ein Unglück nach dem anderen entstehe: Hamlet gibt sich als Wahnsinniger, ermordet Polonius und macht sie in verletzendem Ton ihrer Schuld bewusst. Nun ist auch Ophelia dem Wahnsinn verfallen. Die »betörte[...] Furcht« ist ein Oxymoron, bei dem zwei Begriffe verbunden werden, die normalerweise nicht zusammen passen. Betörung kann auf ihre Ehe mit Claudius hinweisen, für die sie sich schuldig fühlt, denn im Elisabethanischen Zeitalter galt eine solche Verbindung als Inzest. Die Konsequenzen ihrer Taten lassen sich nicht mehr aufhalten. Der Versuch, ihre Ängste und Schuldgefühle zu unterdrücken und zu verbergen, erweist sich als erfolglos. Hamlet hat diese aufgedeckt. Die psychischen Leiden Ophelias sind nur eine weitere Folge, die sich nicht umkehren lässt.

  • »Ich liebt’ Ophelien; vierzigtausend Brüder Mit ihrem ganzen Maß von Liebe hätten Nicht meine Summ’ erreicht.«
    – Hamlet, S.110

    Ophelia ist tot. Hamlet ist darüber erschüttert und Laertes’ Klagen machen ihn wütend. Er behauptet darum mit der Hyperbel »vierzigtausend Brüder«, einer starken Übertreibung, dass seine Liebe viel größer als die von Laertes gewesen sei. Dies eröffnet die Diskussion darüber, welche Gefühle Hamlet tatsächlich für Ophelia hegte. Als angeblich Wahnsinniger hat er sie zutiefst beleidigt. Selbst wenn dies zum Zwecke seines Selbstschutzes erfolgt ist, lässt es die Tiefe seiner Liebe anzweifeln. Im 5. Akt, aus dem das Zitat stammt, ist dieser Deckmantel nicht länger nötig. Hamlet gibt sich als sein wahres Ich, das sich offensichtlich zu Ophelia bekennt.

Veröffentlicht am 30. Mai 2023. Zuletzt aktualisiert am 30. Mai 2023.