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Hamlet

5. Akt

Zusammenfassung

1. Szene
Zwei Totengräber schaufeln Ophelias Grab. Sie bezweifeln, dass sie durch einen Unfall ums Leben gekommen ist. Hamlet kommt mit Horatio dazu, und als er einen der Totengräber singen hört, ist er über dessen fehlendes Feingefühl entsetzt. Er spricht den Totengräber an. Dieser erkennt Hamlet nicht und reagiert frech. Als Hamlet den Totenschädel seines alten Hofnarren betrachtet, verliert er sich in Nostalgie.

Ophelia wird zum Grab getragen. Aufgrund der ungewissen Todesursache und des Verdachts auf Selbstmord erhält sie zwar ein christliches Begräbnis, doch der Priester verzichtet auf einen Segen. Laertes leidet unter dem Entschluss des Priesters, springt in das Grab und will Ophelia ein letztes Mal in den Arm nehmen. Dies schürt Hamlets Wut, er gibt sich zu erkennen und springt ebenfalls in das Grab. Die beiden ringen miteinander. Das Königspaar versucht, sie zu beschwichtigen. Hamlet verdeutlicht seine Liebe zu Ophelia und Laertes und verlässt anschließend die Grabstätte. Der König fleht Laertes an, er solle Geduld bewahren und sich an den Plan halten. Hamlet soll indessen bewacht werden.

2. Szene
Hamlet erzählt Horatio von Claudius’ Brief an den englischen König, der seine Hinrichtung in England begründen sollte und welchen er von Rosenkranz und Güldenstern an Bord des Schiffes gestohlen hat. Hamlet fälschte das Schreiben und unterzeichnete somit das Todesurteil für seine ehemaligen Freunde. Während ihm dies kein schlechtes Gewissen bereitet, bereut er sein emotionales Verhalten gegenüber Laertes.

Osrick überbringt die Nachricht von der Wette zwischen dem König und Laertes, die nur als Tarnung für deren eigentliche List dient. Hamlet ist bereit, die Herausforderung anzunehmen. Als der Kampf sogleich ausgetragen werden soll, beschleicht Hamlet eine böse Vorahnung. Horatios Bitte, er möge ihn absagen, lehnt er mit der Begründung ab, er könne dem Schicksal nicht entfliehen. Bevor das Duell beginnt, entschuldigt sich Hamlet bei Laertes für sein Verhalten, das nicht seiner eigentlichen Natur entspräche. Der König hält den vergifteten Wein für Hamlet bereit.

Der Fechtkampf beginnt. König Claudius hält Hamlet an zu trinken, doch dieser lehnt ab. Stattdessen nimmt die Königin von dem vergifteten Kelch. Hamlet wird durch Laertes’ vergiftete Klinge verwundert. In der Hitze des Gefechts vertauschen sie die Waffen, sodass Hamlet Laertes ebenso mit der tödlichen Klinge trifft. Die Königin stirbt an den Folgen des vergifteten Weins. Auch Laertes stirbt und gesteht die List, mit welcher er Hamlet töten wollte. Daraufhin ersticht Hamlet den König mit der vergifteten Klinge. Im Sterben bittet Laertes um Vergebung. Er sieht die Schuld nun bei Claudius und nicht länger bei Hamlet. Hamlet vergibt Laertes und ist nun ebenfalls bereit zu sterben. Horatio will ihm folgen, doch Hamlet hält ihn auf. Im Sterben erteilt Hamlet ihm den Auftrag, der Nachwelt von den Geschehnissen zu berichten. Fortinbras soll nun Dänemark anführen.

Fortinbras trifft am Ort des Geschehens ein und verlangt eine Erklärung. Gleichzeitig berichtet ein Gesandter aus England von Rosenkranz’ und Güldensterns Tod. Horatio verneint Hamlets Mitschuld. Stattdessen beschließt er, mit Fortinbras die Leichen zur Schau zu stellen und die Intrigen aufzudecken.

Analyse

Nach den tragischen Ereignissen im vorausgegangenen Akt sorgt die sogenannte Totengräberszene zu Beginn von Akt 5 für Witz und Ausgleich vor der nahenden Katastrophe. Der bewusste Einschub einer solchen leichteren Passage wird auch als »comic relief« bezeichnet. Die Totengräber zweifeln Ophelias Todesursache an und äußern dabei den Verdacht, dass es sich um Selbstmord statt um einen Unfall gehandelt haben könne, was in Anbetracht ihrer seelischen Verfassung nicht abwegig ist. Dieser ist aus christlicher Sicht eine Sünde, weswegen ihr der Grabsegen verwehrt wird. Die Abgebrühtheit der Totengräber stößt bei Hamlet auf Unverständnis. Ihre Wortwitze sorgen jedoch für Auflockerung: »Eine gewesene Frau, Herr; aber, Gott hab sie selig! sie ist tot« (106).

Auf dem Friedhof gelangt Hamlet, insbesondere bei der Betrachtung des Schädels des verstorbenen Hofnarren Yorick, in Kontakt mit dem Tod und der Vergänglichkeit des Lebens. Als Ophelias Leichenzug an der Grabstätte eintrifft, erfährt Hamlet von ihrem Tod. Die Trauer der Königin sowie ihre Wertschätzung für Ophelia werden in ihren Worten: »Dein Brautbett, dacht’ ich, süßes Kind, zu schmücken, Nicht zu bestreuen dein Grab« (109) deutlich. Das Königspaar war es auch, das sich für das christliche Begräbnis eingesetzt hatte. Laertes’ anhaltende Wut zeigt sich in seinen Worten und, indem er in Ophelias Grab springt, auch in einer verzweifelten Handlung. Darauf gibt Hamlet seine Deckung auf. Im Gegensatz zu den vorherigen Begegnungen mit seinen Angehörigen spricht Hamlet dieses Mal in Versen und nicht in Prosa. Von seiner Verrücktheit ist kaum etwas zu spüren. Ein Grund dafür ist Hamlets Rückkehr nach Dänemark mit der klaren Intention, Claudius zu töten. Er braucht den Deckmantel des Wahnsinns nicht länger, seine Entscheidung ist gefallen. Auch seine Erklärung: »Dies bin ich, Hamlet der Däne« (109) offenbart seinen Landesbezug sowie seinen Anspruch auf die Krone. Gleichzeitig bekennt sich Hamlet im letzten Akt offen zur Liebe zu Ophelia. Ihr Tod hat ihn tief erschüttert und seine persönlichen Rachepläne in diesem Moment in den Hintergrund gestellt. Er geht auf Laertes los, nicht auf Claudius. Für Claudius ist Hamlets imposantes Auftreten jedoch noch immer besorgniserregend. Er versucht, ihn und Laertes zu trennen, beauftragt Horatio, dem davonstürmenden Hamlet nachzugehen, und mahnt Laertes zur Geduld, all dies aus eigenem Interesse und aus Angst, dass sein Plan fehlschlagen könnte.

Die 2. Szene des 5. Aktes ist gleichzeitig auch die letzte im Stück. Hamlets kaltblütige Seite zeigt sich an der Dokumentenfälschung, mit der er Rosenkranz und Güldenstern in den Tod schickt. Somit wird er bereits zum Rächer, bevor er seinem Onkel gegenübertritt. In diesem Falle agiert er jedoch für sein eigenes Leben. Der Diener Osrick überbringt das Wettangebot zwischen Claudius und Laertes. Er bemüht sich dabei um eine gehobene Sprache, wie zum Beispiel in: »Ich empfehle Eurer Hoheit meine Ergebenheit« (116). Horatio und Hamlet machen sich über ihn lustig. Hamlet nimmt die Herausforderung an. Er ahnt nichts von dem geplanten Hinterhalt. Allerdings beschleicht ihn eine dunkle Vorahnung, der er jedoch keine Bedeutung beimessen will. Seine Behauptung: »Geschieht es jetzt, so geschieht es nicht in Zukunft« (117) stellt seinen Glauben an das Schicksal dar, mit dem er sich bereits zu Beginn des Dramas zum Geist seines Vaters hingezogen gefühlt hat. Er bittet Laertes um Verzeihung. Die Worte: »Gern tret ich bei und will mit Zuversicht/ Um diese brüderliche Wette fechten« (118) unterstreichen seine Ahnungslosigkeit.

Mit dem Duell zwischen Hamlet und Laertes wird die Katastrophe eingeleitet. Diese wird letztendlich von einer Aneinanderreihung von Zufällen bestimmt, die Claudius’ Plan auf ihn zurückfallen lassen. Dazu zählt, dass die Königin aus dem vergifteten Kelch trinkt, sowie das Vertauschen der Rapiere. Der sterbende Laertes gesteht die Intrige. Hamlet ersticht darauf Claudius und kann seinen Racheauftrag erfüllen. Dasselbe gilt für Laertes, der zwar Hamlet ermordet, aber dabei sein eigenes Leben gelassen hat. Seine Rachegelüste wandeln sich dabei in die Bitte um Hamlets Vergebung. Mit dem Tod von Hamlet und dem Königspaar ist das dänische Adelsgeschlecht ausgelöscht. Dasselbe gilt für die Familie von Polonius. Den Tod seines treuen Freundes Horatio, der ihm aus Loyalität nachfolgen will, kann Hamlet gerade noch verhindern. Die Regierung wird nun dem norwegischen Prinzen Fortinbras übertragen, der kurz darauf am Ort des Geschehens eintrifft und als einziger Sieger aus den Ereignissen hervorzugehen scheint. Die letzten Worte Hamlets: »Der Rest ist Schweigen« (122) verdeutlichen die Endgültigkeit im Tod. Doch auch im übertragenen Sinne hat Hamlet nichts mehr zu sagen. Sein Auftrag ist erfüllt, seine Geliebte ebenfalls tot. Das Leben, das ihm zuvor schon wie eine Qual erschien, ist nun wirklich zu Ende.

Veröffentlicht am 30. Mai 2023. Zuletzt aktualisiert am 30. Mai 2023.