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Hamlet

Historischer Hintergrund und Epoche

Die Entstehung von »Hamlet« lässt sich um 1600/1601 verorten und damit in die Epoche der Renaissance einordnen. Das Elisabethanische Zeitalter (15641603), eine wirtschaftliche und politische Blütezeit Englands, neigte sich dem Ende zu. Nach dem Sieg über Spanien 1588 hatte sich das Land als See- und Kolonialmacht etabliert. Handel, Bildung, Kultur und Wissenschaft profitierten. Allerdings war die Thronfolge nach der Hinrichtung des Earl of Essex 1601 ungeklärt. Einen direkten Erben gab es nicht, sodass der schottische König in Frage kam, dessen Mutter, Mary Stuart, von Elisabeth hingerichtet worden war. Die offene Frage, wie ein neuer Herrscher das Land regieren würde, prägte diese Zeit. Hamlet spiegelt diese Epoche als kultivierter und gleichzeitig hinterfragender Charakter wider. (Neubauer und Böck, 26)

Im Drama zeigen sich außerdem Hinweise auf die wachsende Theater- und Kulturszene. Der erste feste Theaterbau entstand 1567, zahlreiche weitere folgten. Bemerkungen zur Profitsteigerung bei einem festen Spielplatz sowie zu den billigen Parterre-Plätzen finden sich im Werk in der jeweils 2. Szene des 2. und 3. Aktes. (ebd., 28) 

Die Quellen zu Shakespeares »Hamlet« beziehen sich zum einen auf die »Historia Danica«, eine lateinisch verfasste Schrift von Saxo Grammaticus. Ende des 12. Jahrhunderts entstanden, enthält sie eine sagenhafte Erzählung um den dänischen Prinzen Amleth. Sie wurde 1514 erstmals gedruckt, sodass die Möglichkeit besteht, dass Shakespeare diese gekannt hat. Es zeigen sich deutliche Parallelen in der Handlung, jedoch mit dem Unterschied, dass der Protagonist nach der Ermordung seines Onkels selbst den Thron besteigt. (Timm, 26f.) Um 1570 erschien eine französische Version von Francois de Belleforest, die mit Hamlets Tod endet (Neubauer und Böck, 30). Sie wurde allerdings erst 1608 und damit nach Shakespeares »Hamlet« im Englischen abgedruckt. Daher gehen Vermutungen von einer weiteren Quelle, einem sogenannten »Ur-Hamlet« aus, der zwar auf der französischen Fassung beruht, jedoch nie gedruckt wurde. Eventuell könnte Thomas Kyd der Verfasser sein, der bereits mit »The Spanish Tragedy« 1592 eine populäre Rachetragödie schuf. (Timm, 17) Er könnte darin den frühen Tod seines Sohnes Hamnet verarbeitet haben. Außerdem berichten Zeitungen vom Schicksal einer Ophelia in der Nähe von Stratford, Shakespeares Heimat. (ebd., 28)

Der heutigen Fassung gingen mehrere voraus. Die erste bildet die erste Quarto von 1603. Dahinter verbirgt sich das früheste aus Shakespeares Zeiten überlieferte Textdokument. Der Begriff »Quarto« bezieht sich auf das Druckformat. Die Quarto von 1603 wird auch als »schlechte Quarto»« beschrieben. Sie ist beachtlich kurz und wird als Raubdruck betrachtet. Darauf folgte die zweite Quarto von 1604, welche die längste Version eines Shakespeare-Dramas umfasst. Ein weiterer, allerdings nicht ganz so ausführlicher Text findet sich in der Folio-Ausgabe von 1626. Dabei handelt es sich um gesammelte Werke Shakespeares, die von seinen Freunden und Schauspielern John Heminge und Henry Condell veröffentlicht wurden. (vgl. Neubauer und Böck, 30)

Die erste dokumentierte Aufführung von »Hamlet« fand am 26.07.1603 in London statt.

 

Veröffentlicht am 30. Mai 2023. Zuletzt aktualisiert am 30. Mai 2023.