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Macbeth

Historischer Hintergrund und Epoche

Als »Macbeth« entstand, war die Regierungszeit von Elisabeth I. nach ihrem Tod 1603 beendet. Elisabeth I. etablierte die anglikanische Kirche, ließ Maria Stuart, ihre katholische Rivalin, hinrichten und sicherte Englands Position in Europa durch den Krieg gegen Spanien. Trotz mehrfacher religiöser Umbrüche entwickelte sich eine wirtschaftliche Stabilität (Herforth, 14f.).

Das Weltbild des Elisabethanischen Zeitalters sah eine universelle Ordnung vor, in der jedes Element einen von Gott zugewiesenen Platz einnimmt. Gott steht dabei als Schöpfer an oberster Stelle. Der König folgt als dessen irdischer Stellvertreter. Die Ordnung beruht dabei auf Rängen und Ständen und folgt somit dem hierarchischen Prinzip der Über- und Unterordnung. Die Aspekte des Kosmos vereinen sich im Menschen als Mikrokosmos. Der Makrokosmos, der ab dem Mond beginnt, beschreibt »die nicht mehr erfassbare Welt« (ebd., 18). Mikro- und Makrokosmos gleichen sich in ihrer Struktur. Demzufolge ist ein System auf die nächsthöhere Ebene übertragbar, vom Mensch als in sich geschlossenem System, auf die Familie oder den Staatskörper. Die einzelnen Systeme stehen in Wechselwirkung und spiegeln die stattfindenden Ereignisse auf unterschiedlichen Ebenen wider.

Das Elisabethanische Zeitalter markierte den Übergang vom Mittelalter zur Moderne. Elisabeths Nachfolger wurde James VI. von Schottland, Maria Stuarts Sohn, der die Regentschaft der Tuders ablöste und als James I. die der Stuarts begann.

Obwohl es keine genauen Belege zur Entstehungszeit von »Macbeth« gibt, geht man aufgrund einiger Anspielungen im Drama davon aus, dass es während der Regentschaft von James I. entstand, wahrscheinlich 1605/1606. James I. hegte ein großes Interesse für Hexen und veröffentlichte sogar 1597 ein Buch über das Hexenwesen. Des Weiteren setzte er sich ausführlich mit der schottischen Geschichte auseinander, die er bis in das 11. Jahrhundert zurückverfolgte, der Zeit, in der das Drama spielt.

Das 11. Jahrhundert war von der Vereinigung Schottlands, der Entwicklung eines schottischen Nationalbewusstseins und der Monarchie geprägt. Der junge König Duncan, dessen Regentschaft sich durch politische Niederlagen auszeichnete, wurde 1040 von Macbeth und weiteren Adligen ermordet. Macbeth regierte anschließend von 1040 bis 1057. Duncans Söhne Malcolm Canmore und Donald Bane befanden sich weiterhin in Schottland. Malcolm verbündete sich mit Duncans Schwager Siward von Northumberland, der 1054 in Schottland einmarschierte. Nach dessen Tod führte Malcolm den Kampf fort. 1057 tötete er Macbeth. (ebd., 24f.)

Shakespeares Hauptquelle für das Werk waren die »Chronicles of England, Scottland, and Ireland« von Raphael Holinsheds aus dem Jahr 1577. Da sich jedoch Legenden und Geschichte vermischen, handelt es sich dabei nur um eine bedingt historisch zuverlässige Quelle. Zu Shakespeares Drama finden sich viele Parallelen, allerdings auch deutliche Unterschiede: Der Mord an Duncan erfolgt bei Holinshed aufgrund von Groll über dessen jugendliche Inkompetenz. Shakespeare zeigt hingegen einen erfahrenen und älteren Duncan, der aus Macbeths persönlichen Motiven ermordet wird. Macbeths Regentschaft, die eigentlich über eine Dekade andauerte, wird auf eine grausame und tyrannische Diktatur stark verkürzt (ebd., 25).
Shakespeares ausführliche Darstellung der Hexen mag eine Anspielung auf James I. sein, dessen Wohlwollen das Stück hervorrufen sollte. Das gilt auch für die Figur Banquos. Dieser gilt als James’ Vorfahre. Während er bei Holinshed ein Komplize des Mörders ist, wird er bei Shakespeare zum ehrenhaften Vorstand des königlichen Heeres (Mürb, 6). Auch die Darstellung der weitreichenden königlichen Nachfolge Banquos, unter anderem mit zwei Reichsäpfeln und drei Zeptern, in Akt 4, Szene 1 ist eine historische Anspielung und als Huldigung James des I. zu verstehen. (Neis, 11)

Die erste dokumentierte Aufführung des Dramas fand 1611 im Globe Theatre statt. 1623 wurde das Werk erstmals abgedruckt und befand sich in der Folio-Ausgabe zwischen den Tragödien »Julius Cäsar« und »Hamlet«.

Veröffentlicht am 3. November 2023. Zuletzt aktualisiert am 3. November 2023.