Skip to main content

Macbeth

Sprache und Stil

Wie es für das Elisabethanische Drama üblich war, wird auch »Macbeth« vom Blankvers dominiert. Dabei handelt es sich um einen reimlosen jambischen Pentameter nach dem Schema xXxXxXxXxX(x). Das Versende kann sowohl betont als auch unbetont sein. Diese Versform kommt der natürlich gesprochenen englischen Sprache am nächsten und ermöglicht somit ein hohes Maß an Flexibilität, besonders durch den Verzicht auf Reime. Neben klassischen Beispielen wie: »O tapfrer Vetter! würd’ger Edelmann!« (9), lässt sich der Blankvers durch Enjambements (Zeilensprünge) auf verschiedene Sprecher aufteilen und gestaltet somit lebendige Dialoge: »MACBETH: [...] Und nichts ist, als was nicht ist. BANQUO: Seht den Freund, | Wie er verzückt ist.« (17)

Der Blankvers ist vor allem für Figuren von hohem Stand und Bildung vorgesehen. Den Gegenpart bilden Abschnitte in Prosa. Diese zeichnen den niederen Stand aus, dem zum Beispiel die Mörder oder der Pförtner angehören. Prosa zeigt aber auch einen intimen Austausch an, wie Macbeths Brief an seine Frau oder aber den geistigen Verfall wie in Lady Macbeths Schlafwandel-Szene. Prosa als Zeichen des Wahnsinns ist auch in Shakespeares Tragödie »Hamlet« zu finden.

Die Sprache der Hexen ist ebenfalls abweichend. Als magische Wesen sprechen sie in vierhebigen, durch Paarreime verbundenen, meist trochäischen Versen: »Unheilsschwestern, Hand in Hand | Ziehn wir über Meer und Land« (12).

Das Drama wird durch Sprache vorangetrieben, entweder in Dialogen oder Monologen und »asides«. Bei Monologen ist der oder die Sprechende allein. Asides finden dagegen als Randbemerkungen statt, während sich andere Figuren auf der Bühne befinden. Regieanweisungen und Nebentexte sind knapp gestaltet und beziehen sich lediglich auf Ortsangaben sowie Auf- und Abgänge der Figuren. Das Szenenende, das im Elisabethanischen Theater nicht durch einen Vorhang verdeutlicht werden konnte, musste ebenfalls sprachlich markiert werden (Mürb, 43). Dazu dienen gereimte Zweizeiler, auch »rhyming couplet« genannt: »Denkst, Banquo, du den Himmel zu gewinnen, | Muss deine Seel’ heut Nacht den Flug beginnen.« (54) Da die Sprache zur damaligen Zeit kaum normiert war, hatte Shakespeare besondere Möglichkeiten, mit ihr zu experimentieren (ebd., 42).

»Macbeth« ist von mehreren metaphorischen und symbolischen Leitmotiven durchzogen:

Kosmos, Licht, Dunkelheit: Die Dunkelheit symbolisiert die bösen Mächte. So finden zum Beispiel die Morde an Duncan und Banquo nachts beziehungsweise abends statt. Der Tag und das Licht stehen hingegen für das Gute. Der geschätzte Duncan tritt ausschließlich tagsüber auf. Macbeth will seine düsteren Gedanken vor dem reinen Sternenlicht verbergen (vgl. 20).
Natur und Tierwelt: Damit wird auf das elisabethanische Weltbild angespielt, in dem alles miteinander in Verbindung steht. Die Zerstörung der Ordnung hat Effekte auf das Wetter »Die Nacht war stürmisch; wo wir schliefen, heult’ es | Den Schlot herab« (40) und das Tierreich »wie stolzen Flug ein Falke schwebte | Und eine Eul’ ihm nachjagt’ und ihn würgte.« (46) Auch die Hexen werden als das Böse mit Blitz und Donner in Verbindung gebracht (vgl. 7).
Blut, Mord, Krankheit: Aufgrund der Grausamkeiten durchziehen das Werk zahlreiche Anspielungen auf blutige Taten und Schottlands Verfall wie bei einer Krankheit (vgl. II, 2/3). Damit verbunden ist auch die Schlaflosigkeit, von der Macbeth und Lady Macbeth nach ihren Verbrechen geplagt werden.
Kleidung: Die Kleidung war in der Renaissance ein Kennzeichen für den gesellschaftlichen Stand. Demzufolge wird sie metaphorisch für diesen eingesetzt: »Die neue Würde engt ihn, | Wie fremd Gewand sich auch nur durch Gewohnheit | Dem Körper fügt.« (17)

Weitere wiederkehrende Motive sind die dramatische Ironie und Schein vs. Sein. Bei dramatischer Ironie handelt es sich um zweideutige oder von einem tieferen Sinn belegte Aussagen von Figuren, welche sich dieser Bedeutung allerdings nicht bewusst sind. Das Publikum hingegen kann diese durch die Außenperspektive erkennen. Ein Beispiel ist die Pförtnerszene, in der der Pförtner den Höllenpförtner spielt, unwissend, dass sich hinter dem bewachten Eingang tatsächlich ein Verbrechen zugetragen hat. Duncan genießt die friedliche Stimmung auf Inverness, obwohl insgeheim sein Mord geplant wird.
Das Motiv von Schein und Sein ist eng mit der Ironie verbunden. Duncan vertraut Lady Macbeths geheuchelter Freundlichkeit. Macbeth glaubt den Hexen und ist blind für eine mehrdeutige Auslegung der Prophezeiungen. Täuschung und Intrigen kreieren eine spannungsgeladene, vom Bösen durchzogene Stimmung.

Veröffentlicht am 3. November 2023. Zuletzt aktualisiert am 3. November 2023.