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Macbeth

4. Akt

Zusammenfassung

1. Szene
Mit absonderlichen Zutaten und Zauberformeln brauen die Hexen einen Zaubertrank, mit dem Hekate zufrieden ist. Macbeth tritt auf und verlangt Antworten. Auf die Nachfrage der Hexen will Macbeth deren Meister sprechen. Die Hexen vollenden ihren Zauber. Aus dem Kessel steigt ein bewaffneter Kopf auf, der Macbeth vor Macduff, dem Than von Fife, warnt. Eine zweite Erscheinung, ein blutiges Kind, ruft zu Kühnheit und blutigen Taten auf. Niemand, der von einem Weib geboren wurde, könne Macbeth schaden. Demnach glaubt Macbeth, Macduff nicht fürchten zu müssen. Doch er will lieber sicher gehen und wünscht ihm den Tod. Eine dritte Erscheinung, ein gekröntes Kind mit einem Baum in der Hand, ermutigt Macbeth zu Stolz und Unerschrockenheit. Er könne nicht besiegt werden, bis der Wald von Birnam zum Berg von Dunsinan ziehe. Das erfreut Macbeth, denn ein ziehender Wald scheint ihm unmöglich und er selbst dadurch unbesiegbar. Dennoch verlangt er zu erfahren, ob Banquos Nachkommen Könige werden. Darauf erscheinen acht Könige. Der Letzte trägt einen Spiegel, in dem noch mehr zu sehen sind. Banquo folgt ihnen. Macbeth ist über diesen Anblick entsetzt. Die Hexen sehen keinen Grund für Trübsal, ihr Werk ist getan. Sie tanzen und verschwinden.

Macbeth verflucht die Hexen. Währenddessen trifft Lennox ein und berichtet von Macduffs Flucht nach England. Macbeth beschließt, nicht länger zu grübeln, sondern gleich zur Tat zu schreiten. Er will Macduffs Burg überfallen, um seine gesamte Familie und Gefolgschaft umzubringen.

2. Szene
Lady Macduff ist über die Flucht ihres Mannes entsetzt. Sie sieht darin Furcht und Wahnsinn und glaubt, dass er seine Familie nicht liebe. Rosse versucht, sie zu beruhigen. Er kann ihr nicht die Wahrheit sagen, doch beruft er sich auf Macduffs Edelmut. Er will bald wieder bei ihr vorsprechen und verabschiedet sich.

Lady Macduff beklagt vor ihrem Sohn, dass er keinen Vater mehr habe. Der Sohn gibt weise Antworten. Auf die Frage, was ein Verräter sei, antwortet Lady Macduff, dass dies jemand sei, der sein Wort nicht halte und der von den Ehrlichen aufgehängt werden müsse. Daraufhin behauptet der Sohn, dass es viel mehr Lügner als ehrliche Menschen gäbe. Ein Bote erscheint und warnt Lady Macduff vor Gefahr. Diese ist bestürzt und versteht nicht, was los ist. Doch die Mörder treffen bereits ein und verlangen nach Macduff, dem Verräter. Der Sohn behauptet, dass sein Vater kein Verräter sei und wird darauf von den Mördern erstochen. Im Sterben bittet er seine Mutter, zu fliehen, was diese auch tut.

3. Szene
Macduff ist in England angekommen. Dort trifft er auf den Prinzen Malcolm. Diesem ist nach Weinen zumute, doch Macduff will für sein Recht kämpfen. Malcolm hört ihn an, doch will er seine Anschuldigungen erst überprüfen. Macduff glaubt daher, dass Malcolm ihm nicht helfen wird und verzweifelt zunehmend. Malcolm sieht ein, dass Schottland einem tyrannischen Schicksal ausgeliefert ist, doch würde man dieses mit den gleichen Mitteln bekämpfen, könne man die Lage nur verschlechtern. Für Macduff kann es nicht noch schlimmer als unter Macbeths Herrschaft kommen. Doch Malcolm behauptet, er sei noch lüsterner, gieriger, bodenloser und zerstörerischer in seinem Verhalten, würde ihm die Macht zugesprochen werden. Erst versucht Macduff ihm zuzusprechen, dass er nicht schlimmer als Macbeth sein könne, doch mit den weiteren Ausführungen des Prinzen verliert er schließlich die Hoffnung für Schottland. Ein Tyrann dürfe nicht regieren oder leben.

Malcolm sichert Macduff daraufhin sein Vertrauen zu und nimmt seine Behauptungen zurück. Er hat Macduff geprüft. Nun erkennt er seine reine Seele und will sich mit ihm gegen Macbeth verbünden. Macduff ist für das Risiko bereit.

Ein Arzt tritt auf und berichtet, dass der englische König ausgegangen sei, um Kranke zu heilen. Malcolm erklärt darauf diese Wundergabe des Königs, die er weiter vererben wird. Rosse trifft am englischen Hof ein und klagt über Schottlands Zustand, der sich stündlich zu verschlechtern scheint. Macduff will genau wissen, wie es um seine Frau und Kinder steht. Rosse behauptet erst, dass alles in Ordnung war, als er aufbrach, und gibt schließlich preis, dass Macduffs gesamte Familie und Dienerschaft ermordet wurde. Macduff ist voller Trauer und Schuldgefühle. Malcolm spornt ihn an, seine Trauer in Wut und Rache zu wandeln. Das englische Heer stünde schon bereit. Macduff macht es sich zur Aufgabe, Macbeth zu töten. Auch Malcolm hält Macbeths Tage für gezählt.

Analyse

Dass Macbeth erneut die Hexen aufsucht, unterstreicht dessen Verzweiflung. Er sucht nach Antworten, obwohl er sich deren teuflischer Machenschaften bewusst ist, wie seine Anrede: »Nun, ihr geheimen, schwarzen Nachtunholde!« (73), verdeutlicht. Begründung für sein Treffen mit den Hexen findet er in der Erfüllung der ersten Prophezeiung. Dabei ignoriert Macbeth die Tatsache, dass deren Realisierung ihn ins Unglück gestürzt und ihn zu dem Tyrannen hat werden lassen, der er nun ist. Macbeth kann sich dem Drang nach Macht und Kontrolle allerdings nicht entziehen. Obwohl ihm die Auswirkungen bewusst sind, scheint er wie von einer Kraft angetrieben zu werden. Dabei handelt es sich um das Böse, das letztlich in ihm selbst sitzt. Die Hexen nennen ihn »ein[en] Sündensohn« (73). Macbeth lässt sich vom Bösen verführen. Während die Hexen ihn mit Zukunftsvisionen und Prophezeiungen locken, sind sie dennoch auf Macbeths tatsächliche Umsetzung derselben angewiesen. Macbeth wählt seine Handlungen aus eigenem Antrieb, nicht aus einer ihn fordernden oder unterdrückenden Macht (Neis, 75).

Die Hexen werden auf sprachlicher Ebene durch sich reimende Zauberformeln von den Menschen abgehoben. Ihre Verbundenheit zu Natur und gleichzeitig ihre teuflischen Züge zeigen sich in der Zutatenliste ihres Zaubertranks: »Sumpf’ger Schlange Schweif und Kopf | Brat’ im Zaubertopf: | Molchesaug’ und Unkenzehe, | Hundemaul und Hirn der Krähe« (71). Des Weiteren unterstreicht der Einsatz von Alliterationen (aufeinanderfolgende Worte mit gleichem Anfangslaut) und magischen Zahlen wie »dreimal neun« (71) das Bild der Hexen. All diese Mittel dienen dazu, eine düstere und verwunschene Stimmung zu erzeugen.

Die verschiedenen Erscheinungen, die aus dem Hexenkessel emporsteigen, komplettieren diese Stimmung, zum Beispiel durch ihr Auftauchen und Verschwinden sowie die Dominanz der Zahl drei: Es handelt sich um drei Erscheinungen, von denen die ersten beiden Macbeth mit einer dreimaligen Wiederholung seines Namens ansprechen. Die Prophezeiungen bleiben von den Hexen ohne Kommentar. Es ist Macbeth selbst, der diese, beeinflusst von seinen Ängsten und Sehnsüchten, interpretiert. Das bewaffnete Haupt mag demnach seinem eigenen entsprechen. Die Warnung vor Macduff veranlasst Macbeth allerdings nicht dazu, jenen zu meiden, sondern spornt ihn zur Ausrottung von dessen Familie an. Erst dadurch wird der persönliche Rachezug Macduffs begründet. Macbeth führt sein Schicksal also durch seine eigenen Handlungen herbei.

Die zweite Erscheinung, das blutige Kind, zielt auf Macduff ab, der per Kaiserschnitt auf die Welt kam. Die Worte der Prophezeiung lassen Macbeth jedoch nicht an eine solche Möglichkeit denken, stattdessen hält er sich für unbesiegbar: Welcher Mensch soll nicht von einer Frau geboren worden sein? Mit der dritten Erscheinung wird auf die englische Armee hingedeutet, die im 5. Akt zum Berg Dunsinan zieht, um Macbeth zu stürzen und sich dabei mit Zweigen aus dem Baum Birnam tarnt. Die Prophezeiung verzichtet auf die Nennung von Menschen und bezieht sich allein auf die Naturerscheinung, beinhaltet aber dennoch einen wahren Kern. Macbeth lässt sich davon täuschen. Das Motiv der Zweideutigkeit, von Schein und Sein, wird aufgerufen.

Sein Hass auf Banquo und dessen königlichen Nachfolger provozieren ihn. Die Darstellung der Nachkommen mit drei Zeptern und zwei Reichsäpfeln weist auf König James I. (auch als König Jakob I. bekannt) hin, der als direkter Nachfolger Fleances, Banquos Sohn, zählt (Neis, 11).
Die Nachricht von Macduffs Flucht nach England schürt Macbeths Wut und Habgier und treibt ihn zur Eile: »Von Stund an nun | Sei immer meines Herzens Erstling auch | Erstling der Hand.« (78) Macbeth hat den Weg des Mordens gewählt und geht diesen weiter. Dabei steigert sich das Ausmaß seiner Gewalt auf tragische Weise.

Lady Macduff und ihr Sohn sind einige seiner Opfer. Das von Chaos und Bösem durchzogene Szenario zeigt sich in Kommentaren des Sohnes: »Dann sind die, welche schwören und es nicht halten, rechte Narren; denn ihrer sind so viele, dass sie die ehrlichen Leute schlagen könnten und aufhängen dazu.« (80) Mutter und Sohn sprechen in ihrer vertrauten Unterredung in Prosa. Als der Bote erscheint, wechselt die Lady wieder in den Blankvers. Auch sie erkennt die Dominanz des Bösen: »Ich tat nichts Böses: doch jetzt denk ich dran, | Dies ist die ird’sche Welt, wo Böses tun | Oft löblich ist und Gutes tun zuweilen | Schädliche Torheit heißt.« (81)

Mit der 3. Szene des 4. Aktes wechselt der Handlungsschauplatz nach England. Hier manifestiert sich die Gegenwehr und die Planung von Macbeths Sturz. Die Handlung fällt somit weiter ab. Täuschung und daraus resultierendes Grauen sind soweit fortgeschritten, dass Malcolm Macduff auf die Probe stellen muss, bevor er ihm vertraut. Auffallend ist der Kontrast zwischen dem englischen und schottischen König. König Eduard ist mit einer Heil bringenden Gaben ausgestattet, die er nutzt, um sein Volk von Leiden zu befreien. Er schafft damit Frieden, Gesundheit und Leben. Macbeth hingegen verursacht Tod und Verderben. Macduff will diesen Prozess aufhalten, doch ist er sich des Risikos einer Schlacht bewusst: »Schwer lässt sich so Willkommnes und zugleich | So Unwillkommnes ein’gen.« (88) Für den Schutz seines Landes hat er Frau und Kind zurückgelassen, von deren Tod er am Ende des 4. Aktes erfahren muss. Daraus resultiert sein Bestreben, Macbeth zu töten, was dessen Schicksal besiegelt und die Katastrophe einleitet.

Macduffs Trauer wird von Malcolm als Schwäche interpretiert. Die Fassung zu verlieren ziemt sich nicht für einen Mann des 17. Jahrhunderts. Zitate wie »Ertragt es wie ein Mann« (92) und »Dies wetze scharf dein Schwert, verwandle Gram | In Zorn; erschlaffe nicht dein Herz, entflamm es« (92) rufen zu Rache, Gewalt und der Unterdrückung von Trauer auf.

Macbeth wird von den anderen Figuren fortwährend mit dem Teuflischen in Verbindung gebracht und somit sein Verfall herausgestellt. Textstellen wie »Der teuflische Macbeth« (87) oder »diesen Teufel Schottlands« (92) bringen dies zum Ausdruck.

Veröffentlicht am 30. Oktober 2023. Zuletzt aktualisiert am 30. Oktober 2023.