Skip to main content

Streuselschnecke

Rezeption und Kritik

Bei dem Sammelband »Bauchlandung. Geschichten zum Anfassen«, in dem die Kurzgeschichte »Streuselschnecke« von Julia Franck veröffentlicht wurde, handelt es sich um ihre dritte Buchpublikation. Den Erzählungen dieses Bandes ist gemeinsam, dass es sich stets um weibliche Erzählfiguren handelt, die ein Außenseiterdasein führen und ihre Erlebnisse in einer bewusst sachlichen und emotionsarm gehaltenen Sprache schildern. Kurz nach Erscheinen des Buches gab es im Zeitraum Sommer bis Herbst 2000 etwa »21 Rezensionen« (Pietsch 108), die sich teils positiv, teils negativ zu den Geschichten äußerten.

Auf der einen Seite wurde der im Erzählband »Bauchlandung« verwendete Stil Julia Francks von den Kritikern und Rezensenten sehr gelobt und als eigenständig und originell betrachtet, da er sowohl »hochrational« als auch »sinnlich« sei (Pietsch 109). Das Spiel der Gegensätze bei Franck rufe Assoziationen hervor und rege die Leserinnen und Leser zum Nachdenken an. Dies würde auch durch die präzisen Schilderungen der sinnlichen Wahrnehmungen der erzählenden Figuren ermöglicht.

Auf der anderen Seite bewerteten einige der Rezensionen die nüchterne und an Sinneseindrücken orientierte Erzählweise Julia Francks als zu kalt und an der Oberfläche verbleibend. Somit gebe es keine Möglichkeit der Identifikation mit den handelnden Figuren, da sie »als unnahbar und verschlossen« (Pietsch 109) wahrgenommen werden. Außerdem stehe nicht die Liebe, sondern die bloße Sexualität im Vordergrund. Als weiterer negativer Aspekt wurde geäußert, dass die Erzählungen Francks zu sehr auf einen Effekt hin konstruiert seien und dadurch künstlich wirkten.

Die Kurzgeschichte »Streuselschnecke« ist mittlerweile Teil des Schulkanons und wird an Schulen zumeist in der Sekundarstufe I behandelt. Aber auch für ältere Leserinnen und Leser ist sie gerade aufgrund der mehreren Lesarten spannend zu lesen und zu analysieren. Zudem eignet sich der Text auch für den Unterricht im Bereich Deutsch als Fremdsprache beziehungsweise Deutsch als Zweitsprache etwa ab A2-Niveau, »wenn eine entsprechende Wortschatzarbeit und -vorentlastung gesichert ist« (Jentges 21).

Veröffentlicht am 29. August 2023. Zuletzt aktualisiert am 29. August 2023.