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Sommerhaus, später

Absatz 10 – 14

Zusammenfassung

Die Rückblende ist beendet und die Erzählerin berichtet, wie sie und Stein zu dem Haus fahren, das er gekauft hat. Sie fragt sich wieder, warum Stein ausgerechnet sie gebeten hat, sich das Haus anzusehen und überlegt, ob die anderen Mitglieder der Clique keine Zeit hatten oder ob er sie mitnehmen will, weil sie die erste war, die er von der Clique kennengelernt hat. Sie fragt sich auch, warum sie eingewilligt hat, findet aber auf keine der Fragen eine Antwort.

Während der Fahrt unterhalten sie sich über das Haus, Stein sagt, es habe 80.000 Mark gekostet und sei so schön, dass er direkt gewusst habe, dass es das ist, das er haben will. Die Erzählerin fragt daraufhin, woher er das Geld habe und geht nicht auf Steins Gefühle, die das Haus bei ihm auslösen, ein. Als sie Berlin und die Autobahn verlassen haben, steckt die Erzählerin eine Kassette in den Kassettenrekorder, wie früher, als sie zusammen im Taxi umher fuhren. Dies löst einen Moment der Nähe zwischen den Beiden aus.

Bevor sie das Haus erreichen, machen Stein und die Erzählerin noch einen Zwischenstopp, um die Schlüssel bei der Vormieterin des Hauses abzuholen. Die Vormieterin wohnt in einem Sechziger-Jahre-Flachbau und übergibt Stein die Schlüssel, wobei sie abweisend und unfreundlich auftritt, obwohl er sehr herzlich zu ihr ist. Bei ihr ist ein Kind, das blass und kümmerlich aussieht. Die Erzählerin berichtet, dass sie eine starke Abneigung gegen Leute wie die Frau und das Kind hat, ohne es näher zu erklären.

Als sie ihre Fahrt fortsetzen, erklärt Stein der Erzählerin, dass der ehemalige Eigentümer des Hauses der Vormieterin gekündigt habe und die Frau darum wütend sei und dass er ihre schwierige Situation verstehen könne. Die Erzählerin sagt Stein, dass sie die Frau und das Kind ekelhaft finde. Stein gibt der Erzählerin das Schlüsselbund und als sie die geschwungenen, alten Schlüssel betrachtet und anfasst, versteht sie plötzlich Steins Euphorie und empfindet Vorfreude auf das Haus. Sie sagt Stein, dass sie sich freue, mit ihm zum Haus zu fahren. Stein geht nicht darauf ein und erklärt, dass man von der Veranda den Kirchturm und den Sonnenuntergang sehen könne.

Die Erzählerin beschreibt die heruntergekommene, trostlose Umgebung, die sie durch den fallenden Schnee sehen kann, kurz bevor sie das Haus erreichen. Nur die Dorfkirche empfindet sie als schön. Sie fahren auf einen kleinen Querweg und Stein erklärt, sie seien da.

Analyse

Die Erzählerin weiß entweder nichts von Steins Gefühlen für sie oder will sie nicht wahrhaben, um sich nicht damit auseinandersetzen zu müssen. Dass sie sich auch bei Steins Erklärung zu dem Haus nur auf die Kosten, nicht aber auf seine Gefühle bezieht, zeigt, dass sie nicht nur unfähig ist, sich ihrer eigenen Gefühle bewusst zu werden, sondern es auch vermeidet, mit den Gefühlen anderer, insbesondere mit denen Steins konfrontiert zu werden.

Ein Näherkommen, eine Berührung zwischen den Beiden ist erst außerhalb von Berlin möglich, denn die Großstadt steht für den unkonventionellen Lebensstil der Clique, der eine feste Paarbeziehung anscheinend nicht auf Dauer zulässt. Und eine klassische, feste Paarbeziehung ist das, was Stein und die Erzählerin hatten und das, was sich Stein wieder wünscht. Die Erzählerin denkt und äußert sich über die Vormieter herablassend. Es mangelt ihr an Empathie und ihre Überheblichkeit zeigt sich sehr deutlich.

Indem Stein der Erzählerin das Schlüsselbund gibt, macht er ihr indirekt das Angebot, mit ihm in dem Haus zu wohnen. Durch die alten Schlüssel nimmt das Haus in der Vorstellung der Erzählerin Gestalt an und sie assoziiert die einzelnen Räume mit einer Ordnung, die sie emotional anspricht. Dadurch empfindet sie plötzlich die gleiche Vorfreude und Euphorie wie Stein und macht ihm gegenüber ihre erste emotional motivierte Äußerung. Stein, der sich selbst damit schwertut, seine Gefühle sprachlich auszudrücken, kann mit der für die Erzählerin untypischen Äußerung nicht umgehen und erzählt vom Haus, anstatt darauf einzugehen. Ordnung und Beständigkeit vermittelt auch der Kirchturm, den die Erzählerin schön findet, während der Rest der Umgebung bedrückend wirkt. Als Stein verkündet, dass sie angekommen sind, erlebt die Geschichte ihren Höhepunkt.

Veröffentlicht am 7. Oktober 2022. Zuletzt aktualisiert am 7. Oktober 2022.