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Sommerhaus, später

Absatz 5 – 9

Zusammenfassung

Die Erzählerin berichtet über ihre nun zwei Jahre zurückliegende kurze Beziehung mit Stein. Sie lernen sich kennen, als die Erzählerin mit dem Taxi zu einer Feier fahren will und Stein ihr Taxifahrer ist. Die Erzählerin fährt dann nicht mehr zu der Feier, sondern nimmt Stein mit zu sich, der dann bei ihr einzieht.

Sie erklärt, dass Stein, obwohl er Geld verdient, keinen festen Wohnsitz hat und bei Freunden und Bekannten übernachtet oder in seinem Taxi. Seinen Besitz führt er in Plastiktüten mit sich. Obwohl er keine Wohnung hat, sieht er nicht wie ein Obdachloser aus, sondern ist gepflegt und gut angezogen. Die Erzählerin mutmaßt, dass Stein keine Wohnung hat, weil er keine haben will.

Während der Liebesbeziehung zu Stein verbringen sie die meiste Zeit damit, in seinem Taxi umherzufahren. Die ziellosen Fahrten in seinem Taxi, bei denen sie Musik hören, haben eine tranceartige Wirkung auf die Erzählerin. Sie berichtet, dass Stein für jede Strecke eine spezielle Musik in seinem Taxi hört und dass Winter ist während ihrer kurzen Beziehung.

Dann hat sie plötzlich genug von Stein, beendet die Beziehung und wirft ihn aus ihrer Wohnung. Fortan übernachtet Stein wechselnd bei den Freunden der Erzählerin. Sie sind eine Künstler-Clique, von der einige Mitglieder im selben Haus wohnen wie die Erzählerin. Stein unterhält intime, aber anscheinend offene Beziehungen zu den Freunden der Erzählerin und ist so ein Teil der Künstler-Clique. Die Erzählerin ist das einzige Mitglied der Clique, das keine intimen Momente mehr mit Stein verbringt.

Stein hilft den Freunden, ihre künstlerischen Projekte zu verwirklichen und versucht sich so gut es geht in die Gruppe zu integrieren, indem er mit ihnen Drogen nimmt, Alkohol trinkt und feiert. Im Sommer verbringt die Clique ihre Zeit immer auf dem Land in Sommerhäusern, wohin Stein auch mitkommt.

Die Erzählerin betont, dass sie und ihre Clique den konservativen Lebensstil der Landbewohner ablehnen und dies während ihrer Aufenthalte dort demonstrativ zur Schau stellen, indem sie sich bewusst antibürgerlich verhalten. Auch bei den Aufenthalten im Sommerhausverrichtet Stein kleine Arbeiten für die Anderen, während diese melancholisch herumsitzen. Kunst und Kultur sind die Hauptgesprächsthemen der Gruppe, bei denen Stein nicht mitredet. Er versucht den Blick der anderen zu imitieren, was ihm nicht gelingt, stattdessen betrachtet er die Gruppe nur, wie Darsteller auf einer Bühne.

Die Erzählerin berichtet von einem Moment im Sommerhaus, alleine mit Stein. Sie reden nicht viel, doch Stein scheint die Zeit zu genießen, da er sie immer anlächelt.

Analyse

Dass die Erzählerin plant, zu einer Feier zu fahren, sich anders entscheidet und stattdessen Zeit mit Stein verbringt, zeigt ihre unstete Art und ihre Unfähigkeit, sich auf etwas festzulegen, was motivierend auf den Verlauf der Geschichte wirkt.

Dass Stein ein nomadenhaftes Leben führt, ohne festen Wohnsitz und mit wenig Besitz ist der Ausgangspunkt für seinen, später in der Geschichte auftauchenden Wunsch nach Stabilität, Sesshaftigkeit und Sicherheit. Während Stein erst komplett ohne Wohnsitz lebt, sich also noch weniger festzulegen scheint als die Erzählerin, entscheidet er sich dann dafür, ein Haus zu kaufen, anstatt eine Wohnung zu mieten und geht damit eine große Verbindlichkeit ein.

Das ziellose Umherfahren mit dem Taxi in Berlin spiegelt den weiteren Verlauf der Beziehung zwischen Stein und der Erzählerin wider, die ebenfalls ohne Ziel dahintreibt und schließlich endet. Das Motiv der Kälte führt hier bereits in die emotional kühle Kommunikation der Protagonisten und die Gefühlskälte der Erzählerin ein.

Dass die Erzählerin keinen Grund für das Ende der Beziehung nennt, deutet darauf hin, dass es keinen konkreten Grund gibt und sie nur gelangweilt war von Stein. Kühl, gleichgültig und gelangweilt ist die Erzählerin meistens, wie im weiteren Verlauf der Geschichte klar wird. Dass die anderen Mitglieder der Künstler-Clique daraufhin mit Stein intim werden, zeigt den unkonventionellen, offenen, unverbindlichen Lebensstil der Gruppe. Die Erzählerin, die Probleme mit Entscheidungen, Verbindlichkeiten und Konfrontation hat, scheint perfekt in diesen Lebensstil zu passen.

Stein kann bei den identitätsstiftenden Gesprächen der Gruppe über Kunst und Kultur nicht mitreden und empfindet das Verhalten der Gruppe als künstlich und aufgesetzt. Dennoch imitiert er sie und lebt ihren Drogen- und Alkoholkonsum nach. Er gehört zwar zur Gruppe dazu, ist aber nicht komplett integriert. Stein scheint immer noch große Gefühle für die Erzählerin zu haben. Er will nur deshalb Teil der Gruppe sein, um in ihrer Nähe und Teil ihres Lebens sein zu können.

Veröffentlicht am 7. Oktober 2022. Zuletzt aktualisiert am 7. Oktober 2022.