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Fabian

Rezeption und Kritik

Auch wenn Kästner mit seinem Roman »Fabian« schon in seiner Entstehungsgeschichte auf zahlreiche Schwierigkeiten stieß und der Verlag ihn dazu anhielt, den Titel zu ändern und freizügige Sexszenen herauszustreichen, wurde er nach seiner Veröffentlichung im Jahr 1931 zu einem großen Publikumserfolg.

Die erste Auflage des Romans, bei der nun ein Kapitel und einige erotische Passagen fehlten, war in der ersten Woche schon vergriffen, und die Verkaufszahlen schnellten weiter in die Höhe. Bis heute hat dieser Zeitroman, der neben dem Werk von Alexander Döblin »Berlin Alexanderplatz« zu den berühmtesten »Großstadtromanen« aus der Epoche der Neuen Sachlichkeit gezählt wird, nichts von seiner Aktualität verloren. Denn kaum ein anderer Autor vermochte es so sehr wie Kästner, den kleinen Leuten aus der Seele zu sprechen. 

Der Autor dokumentierte mit »Fabian« nicht nur ein Einzelschicksal in dieser krisengeschüttelten Zeit, sondern fing mit seiner Geschichte die Angst und Not eines ganzen Volkes ein, das am eigenen Leib den gesellschaftlich-politischen Niedergang, der zeitgleich mit den sozialen Missständen einherging, miterlebte. So kann dieses Werk schließlich auch als ein wertvolles Zeitdokument angesehen werden.  

Die literarischen Größen der damaligen Zeit äußerten sich überwiegend positiv zum Werk ihres Schriftstellerkollegen. Heinrich Mann merkte lobend an: »Ihr Fabian hat mir wirkliche Teilnahme abgewonnen« (Brief vom 29.11.1931). Kästners Freund Hermann Kesten und auch Hermann Hesse fanden ebenso anerkennende Worte für diesen Roman.

Doch in einer Zeit, in der die nationalkonservativen Kräfte immer mehr die Oberhand gewannen, wurden auch die kritischen Stimmen lauter und heftiger. Abscheu und Empörung schlugen Kästner von dieser Seite entgegen, denn man echauffierte sich über die Schilderung der freizügigen und obszönen Szenen in seinem Roman. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde sein Werk als »Schund- und Schmutzliteratur« eingestuft und kam wegen seiner pornografischen Darstellungen auf den Index. Bei der Bücherverbrennung im Mai 1933 fiel es schließlich den Flammen zum Opfer.

Im Jahr 2013 erschien im Stuttgarter Atrium-Verlag dank der Arbeit des Literaturwissenschaftlers Sven Hanuschek die ungekürzte Originalfassung des Romans mit dem Untertitel »Der Gang vor die Hunde«. Dass sich der Stoff der Geschichte gegenwärtig immer noch großer Beliebtheit erfreut, zeigt sich an den zahlreichen Romanadaptionen, die in den Medien wie Film, Theater und Hörfunk vorgenommen wurden.

1980 wurde der Roman »Fabian« unter der Regie von Wolf Gremm zum ersten Mal verfilmt. Der Regisseur Dominik Graf nahm sich 2021 nochmals des Stoffes an und brachte eine Neuverfilmung auf die Leinwand. Bei diesem Film handelt es sich jedoch eher um eine Neuschöpfung der Geschichte. Graf nimmt sich des Stoffes als Grundlage zwar explizit an, lässt sich aber in seiner Umsetzung und Gestaltung viel Freiraum für seine eigene Interpretation. So vermischt er in einigen Filmsequenzen das alte Berlin, in dem Fabian ruhelos herumstreift, mit dem modernen Leben in der heutigen Großstadt. Die Filmkritik zeigte sich in Bezug auf diesen Aspekt begeistert, seine Neugestaltung der Liebesbeziehung zwischen Fabian und Cornelia fand jedoch weniger Anklang.   

In Kästners Heimatstadt Dresden kam der Roman zum ersten Mal am 15. März 2013 in einer Theaterfassung auf die Bühne und konnte bei der Premiere große Erfolge feiern. Die Regie führte Julia Hölscher. Es folgten weitere Aufführungen wie beispielsweise im Juni 2012 in Berlin unter der Regie von Frank Castorf und am 31. März 2023 in Darmstadt, für die Henrik Kuhlmann als Regisseur verantwortlich war. 1987 entstand unter Federführung von Matthias Thalheim ein Hörspiel für den Rundfunk der DDR.

Veröffentlicht am 26. Oktober 2023. Zuletzt aktualisiert am 26. Oktober 2023.