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Emilia Galotti

Zitate und Textstellen

  • »Prinz, die Kunst geht nach Brot.«
    – Conti, S. 6, Z. 18

    Der Prinz fragt den Maler Conti, wie es mit der Kunst läuft. Dies erwidert Conti mit einem alten Sprichwort. Mit dieser Metapher möchte Conti ausdrücken, dass die Kunst nicht frei ist, nach den eigenen Parametern zu laufen, sondern sich nach Geld richtet. Künstlerische Freiheit führt nämlich nicht dazu, dass ein Lebensunterhalt gewährleistet werden kann. Auch Conti muss beispielsweise Aufträge annehmen, um sein Geld zu verdienen. Der Auftrag des Prinzen, ein Gemälde von Orsina zu zeichnen, dient hier als Exempel. Ironischerweise ist es aber das Gemälde von Emilia Galotti, welches den Prinzen zur Bewunderung seiner künstlerischen Fähigkeit führt, nicht das bestellte Gemälde von Orsina. Folglich geht Kunst nach Brot - je schöner die Kunst, desto mehr Brot.

  • »O ein Fürst hat keinen Freund! kann keinen Freund haben!«
    – Prinz Hettore Gonzaga, S. 16, Z. 4f.

    Als Marinelli dem Prinzen von der bevorstehenden Hochzeit Emilias und Appianis berichtet, sieht der Prinz Marinelli als einen Verräter. Er meint, Marinelli habe von seiner Liebe für Emilia gewusst. Deshalb ruft er in Verzweiflung aus, dass er keine Freunde habe. Dies kann als eine Anspielung verstanden werden, dass eine Person von hohem sozialen Stand kein Vertrauen an ihre Untergebenen verspüren darf, da sie sonst zu einer angreifbaren Person wird. Marinelli schwört daraufhin, dass er nichts gewusst habe. Die Aussage des Prinzen bewahrheitet sich jedoch im Hinblick auf das Ende von »Emilia Galotti«. Marinellis Plan ist nicht nur gescheitert, sondern sind Graf Appiani und Emilia sogar gestorben. Somit verbannt der Prinz Marinelli auf ewig und bleibt alleine zurück.

  • »Recht gern! Recht gern!—Es geht mir durch die Seele dieses gräßliche Recht gern!«
    – Camillo Rota, S. 19, Z. 33f.

    Camillo, einer der Räte des Prinzen, überbringt ein Todesurteil. Es ist diese Szene, in der die Willkürlichkeit und die Gewissenlosigkeit des Prinzen drastisch hervorgehoben wird. Der Prinz interessiert sich nur für Emilia. Obwohl Camillo den Prinz abhalten kann, das Todesurteil zu unterschreiben, ist es der Moment, in dem das Todesurteil zweier anderer Personen besiegelt wird: das von Emilia und Graf Appiani. Denn als der Prinz sich aufmacht, Emilia anzusprechen, spannen sich die Handlungsstränge auf, die letztlich zu dem tragischen Ende der beiden führen.

  • »Das gerade wäre der Ort, wo ich am tödlichsten zu verwunden bin!«
    – Odoardo Galotti, S. 26, Z. 22f.

    Nachdem Claudia ihrem Mann vom Kennenlernen des Prinzen und Emilias berichtet,
    gerät Odoardo in Aufruhr. Er sieht die Gefahr hinter der Schwärmerei des Prinzen für Emilia. Gleichzeitig lässt sich durch seine Aussage interpretieren, dass es für Odoardo keine schlimmere Katastrophe gäbe, als dass Emilia der Schwärmerei des Prinzen verfällt. Anhand der Geschehnisse im fünften Aufzug wird deutlich, dass der tatsächliche Tod Emilias demzufolge nicht das Schlimmste für Odoardo ist. Schließlich ist ihr Tod eine Rettung ihrer Tugend. Demnach tritt die schlimmste Befürchtung Odoardos, dass Emilia dem Prinzen verfallen würde, nicht ein.

  • »Die Gabe zu beten ist nicht immer in unserer Gewalt. Dem Himmel ist beten wollen auch beten.«
    – Claudia Galotti, S. 27, Z. 27f.

    Mit diesen Worten versucht Claudia Galotti ihre Tochter Emilia zu beruhigen. Nachdem Emilia verschreckt von der Messe zurückkehrt, beschwert diese sich über ihre Andacht an einem solch besonderen Tag. Claudia versucht ihr nahezulegen, dass ihre bloße Absicht und ihr Wunsch, Gott am Tage ihrer Hochzeit nah zu sein, ausreichen würde. Gleichzeitig kann das Schicksal, trotz einer wohl intendierten Absicht, eine andere Fährte nehmen. Das schlechte Gewissen über die mangelhafte Andacht und dessen Konsequenzen wirken wie eine Vorahnung. Denn es scheint, als wisse Emilia, dass ihre bevorstehende Hochzeit mit Graf Appiani durch ein schweres Schicksal getroffen wird.

  • »Perlen aber, meine Mutter, Perlen bedeuten Tränen«
    – Emilia Galotti, S. 32, Z. 37f.

    Emilia richtet diese Worte an ihre Mutter Claudia. Sie möchte sich vor der Hochzeit herrichten. Allerdings kann sie den Schmuck, den ihr Graf Appiani geschenkt hat, nicht tragen. In ihrem Traum haben sich die Steine zu Perlen umgewandelt. Nach einem alten abergläubischen Sprichwort soll eine Braut keine Perlen zur Hochzeit tragen, da jede Perle für eine Träne stehen würde, die sie in der Ehe vergießen wird. Folglich bedeutet es, dass Perlen Unglück bringen. Diese Vorsicht Emilias erscheint vor dem Hintergrund des tragischen Endes für sie und Graf Appiani als ironisch. Beide schaffen es weder, einander zu heiraten, noch zu überleben.

  • »Die fürchtende Liebe sieht weit.«
    – Marinelli, S. 79, Z. 30

    Als Odoardo beim Lustschloss ankommt, verspürt der Prinz Angst und Verzweiflung, Emilia zu verlieren. Marinelli versucht, die Gefühle des Prinzen zu beschwichtigen, indem er sagt, der Prinze verliere sich in hypothetischen Ausgangsszenarien. Doch der Prinz behält recht, denn Odoardo beabsichtigt tatsächlich, Emilia mit sich zu nehmen und in ein Kloster zu bringen. Marinelli versucht über das gesamte Stück, den Prinzen stets aus seiner Verzweiflung herauszuziehen. Dabei negiert er das drastische Ausmaß der Situation und geht sogar noch einen Schritt weiter in der Drastik. Dennoch kann ironischerweise angemerkt werden, dass der Prinz das tatsächliche Schicksal nicht erwartet hat. Es ist noch schlimmer eingetreten als Marinelli und der Prinz sich vorstellen konnten.

  • »Ich habe Blut, mein Vater, so jugendliches, so warmes Blut als eine.«
    – Emilia Galotti, S. 90, Z.14f.

    Emilia spricht zu ihrem Vater Odoardo. Nachdem Odoardo ihr berichtet, dass der Prinz sie im Hause der Grimaldis verwahren möchte, sieht Emilia für sich nur noch den Selbsttod als Lösung. Sie versucht, ihn zu überzeugen, ihr den Dolch zu übergeben. Mit der Anspielung auf ihr junges, warmes Blut versucht sie auszudrücken, dass ihre Frömmigkeit und ihre Tugend nicht ausreichen. Auch sie kann schwach werden durch Versuchungen, da sie nur ein Mensch ist. Das Haus der Grimaldis bewertet sie als solch einen Ort der Versuchung und demnach als Gefahr für ihre Tugend. Diese Argumentation führt im weiteren Verlauf der Handlung dazu, dass der Vater sie ersticht. Sie hat ihn von der Gefahr um ihre Tugend überzeugt.

  • »Eine Rose gebrochen, ehe der Sturm sie entblättert.«
    – Emilia Galotti, S. 91, Z. 15 und Odoardo Galotti, Z. 27

    Diese Aussage kommt zweimal vor, zuerst von Emilia und danach wiederholt sie Odoardo. Emilia hat sich für ihre Hochzeit eine Rose ins Haar gesetzt. Sie nimmt diese Rose aus dem Haar. Dann ersticht ihr Vater sie mit dem Dolch und Emilia vergleicht sich metaphorisch mit der Rose. Der Sturm kann als der Prinz interpretiert werden oder generell als weltliche Versuchung. Die Entblätterung spielt hier auf den Verlust der Keuschheit an. Somit meint diese Aussage, dass Emilia in ihrer Schönheit und Keuschheit stirbt, bevor sie der Versuchung durch den Prinzen verfällt. Ihre Tugend und Reinheit bleiben erhalten, ähnlich wie die Schönheit einer Rose erhalten bleibt, nachdem man sie pflückt.

  • »Ist es, zum Unglücke so mancher, nicht genug, daß Fürsten Menschen sind müssen sich auch noch Teufel in ihren Freund verstellen?«
    – Prinz Hettore Gonzaga, S. 92, Z. 18ff

    Mit diesen Worten tritt das Ende des Trauerspiels ein. Es ist eine Reflexion beim Prinzen erkennbar. Trotz seines Standes als Fürst sieht er seine Fehlbarkeit ein, denn auch er ist Mensch. Folglich kann ein hoher Adelsstand nicht davor schützen, Fehler zu begehen. In der Hinsicht gibt es keine Unterschiede zwischen den Ständen. Parallel sieht er sich als Opfer Marinellis. Im ersten Aufzug sagt der Prinz, ein Fürst könne keinen Freund haben. Mit dieser letzten Aussage zieht sich ein roter Faden durch das Stück. Denn obwohl die Schwärmerei für Emilia der Auslöser allen Übels ist, so war es Marinelli, der drastischere Schritte plante. Demnach steht der Teufel in dieser Aussage metaphorisch für Marinelli.

Veröffentlicht am 13. Februar 2023. Zuletzt aktualisiert am 18. April 2023.